Du darfst dir zunächst mal das Betasten durch den Judge nicht wie ein gewöhnliches Streicheln/Anfassen vorstellen. Ich möchte das Verhalten des Judge eher als recht reserviert und mechanisch bezeichnen. Weiß nicht, ob das tatsächlich die richtige Wortwahl ist, kommt dem aber nahe.
Der Judge steht beim Kommando "Leave your dog" idR schräg rechts/seitlich vom Hund und geht aus dieser Position dann zügig, aber nicht bedrohlich auf die linke Schulter des Hundes zu. Er schaut ihn dabei nicht groß an, berührt den Nackenbereich, den Rücken und die Kruppe und geht wieder vom Hund weg. Kein Reden mit dem Hund, kein Streicheln, kein "großer Akt". Demnach entfällt die typische "ach was bist du für ein feiner Hund" Situation und Hundi fühlt sich nicht "verpflichtet" zu zeigen, was für ein feiner Hund er ist und wo er ab liebsten gekrault werden mag ... :mrgreen:
Nach dem Kommando "Leave your dog" musst du ohne weitere Kommandos (Wort oder Handzeichen) den Hund etwa 3 Schritte verlassen. Du beginnst das Training am besten, in dem du nur einen kleinen Schritt weg gehst und absolutes Stillstehen und im Idealfall Blickkontakt clickerst. Das baust du dann auf eben drei, vier Schritte aus. Ich hab das Betasten selbst nicht mit einer zweiten Person geübt, sondern alleine - Hund hinstellen, weg vom Hund (dabei anfangs ruhig noch mit Stimme loben und clickern; evtl. zwischendurch ein Lecker und wieder weg vom Hund) und dann hab ich geübt, um den Hund rum zu gehen und mich dann wieder an seine rechte Seite zu stellen, ohne dass Hund sich setzt oder bewegt. Das gehört ja auch zur Übung und somit kannst du gut aufbauen, dass dein Hund stehen bleibt, egal an welcher Position du dich grade befindest.
Wenn das sitzt, kannst du deinen Hund beim Rumgehen auch mal auf dem Rücken berühren. Nicht gleib daneben stellen, sondern wieder an deine Ausgangsposition. Das baust du dann solange auf, bis du deinen Hund ohne Blickkontakt und "emotionslos" tip, tip, tip - an Nacken, Rücken, Kruppe "klapsen" kannst, ohne dass er sich rührt. Bemühe dich von Anfang an um "betoniertes" Stehenbleiben - also auch keine zwei, drei Zentimeter verrücken - kann nachher zum Nuller führen.
Wenn das bei dir funktioniert, nimm einen "Judge" dazu - egal wer. Wichtig ist, dass auch dein Helfer den Hund nicht mit seinem Blick fixiert und dass du in dem Moment, wo der Helfer auf den Hund zugeht und ihn "klapst", den Blickkontakt zu deinem Hund forderst und belohnst. Das kannst du ja wieder mit Stimmhilfe "Guck" o.ä. trainieren und später langsam abbauen.
Wenn der Judge fertig ist gibt er das Kommando "Back to your dog" und du gehst rechts an deinem Hund vorbei um ihn rum und stellst dich an seine rechte Seite. Der Hund muss stehen bleiben, darf sich nicht rühren. Erst wenn der Judge das Kommando "Exercise finished" gibt, darfs du deinen Hund dooooolle loben!!!!
Die Übung beginnt ja übrigens mit dem Kommando "Stand your dog". Hier kannst du im Grunde machen was du willst - du kannst deinen Hund verbal stellen oder auch "Hand" anlegen. Wenn die Hunde etwas besser trainiert sind, bzw. sicherer stehen, reicht idR das Stimmkommando, damit sie sich vernünftig auf ihre 4 Pfoten und unter ihren Schwerpunkt stellen. Bei einem noch jungen/unerfahrenen Hund empfiehlt es sich, diesen vernünftig zu stellen. Also so, dass er eine Minute - solange die Übung eben ca. dauert - etwa so bequem und ausballanciert steht, dass er keinen Anlass hat, sich zu korrigieren. (Ist übrigens auch ein Tipp für's "Lange Sitz" ...
).
Bevor du das Kommando bekommst, deinen Hund zu verlassen fragt dich der Judge noch ein letztes mal: "Are you ready?" Jetzt hast du ein letztes mal die Gelegenheit, die Standfestigkeit deines Hundes zu prüfen bzw. zu verlangen. Erst mit dem Kommando "Leave your dog" musst du ohne jedwedes Stimm-/Handkommando nach vorne weg gehen. Bewusst drauf achten - manchen Körperhilfen schleichen sich sehr unbewusst ein und der Judge sieht sie doch ...
Weg vom Hund, Blick fixieren, Judge machen lassen, auf "Back" Kommando warten, auf "Finished" Kommando waren - feddisch!!
Viel Spaß!!!
PS: Hundi nach entsprechendem Basistraining an allen möglichen und unmöglichen Stellen und Gelegenheiten vom iwem abtasten lassen. Wenn es einmal ausreichend gefestigt ist, kann sich der/diejenige auch anders verhalten, als es der Judge tut - ist dann "Härtetraining"!