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Jundhund Rüde - Problemverhalten Angst, Unsicherheit, Aggressionen

Dabei
4 Apr 2023
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38
#1
Hallo liebes Forum,

ich war lange stiller Leser im Forum und habe mich nun registriert um mein Problem zu schildern und
nach Möglichkeit einige Ratschläge von anderen Aussie haltern zu bekommen und meine bisherigen Erfahrungen
mit Euch zu teilen.

Unser Aussie Rüde ist jetzt genau 26 Monate alt und wir haben ein erhebliches Aggressionsproblem außerhalb
der häuslichen Umgebung was die Spaziergänge und jegliche alltäglichen Aktivitäten zum Spießrutenlauf macht.
Ich habe das Gefühl es wird, trotz sehr vielen Bemühungen, jeden Tag schlimmer als besser.

Grundsätzlich verhält sich unser Hund zuhause, im Innenbereich absolut vorbildlich, gar keine Probleme. Draußen
allerdings wird es schwierig. Es werden massiv andere Rüden, fremde Fußgänger, insbesondere entgegenkommende,
LKW, Postboten, Motorräder angegangen (nicht alle aber 1-2 pro Spaziergang immer). Also er wirft sich in die Leine und bellt wie verrückt.
Bei Besuchern ist es wechselhaft, unsichere Personen werden nahezu nicht akzeptiert. Wieder andere, die er kennt, liebt er über alles.

Die wirklichen Probleme kamen, wie so oft, mit Beginn der Pubertät ab ca. 10./11. Monat. Auch vorher gestaltete sich die Erziehung nicht sonderlich
einfach. An den üblichen Welpenproblemen (Beißhemmung, Ruhe, Gegenstände anknabbern, etc.) hatten wir lange und intensiv zu arbeiten, jedoch
jedes Thema irgendwann abhaken können.

Für mein Empfinden haben wir ihn gut sozialisiert. Wir sind recht zügig in eine Hundeschule, Welpenspiel und Grunderziehung gegangen, haben alle
möglichen Außenreize wie Stadt, Bahnhof, Kinder, größere Menschengruppen, Autos, Besucher mitgenommen. Tricks
und Kunststückchen lernt er im Handumdrehen und wir verzeichneten schnelle Erfolge. Leider war diese Hundeschule den beginnenden Problemen
nicht wirklich gewachsen, sodass wir uns umorientiert haben und eine zweite Hundeschule besucht haben, die in Ihrer Erziehung allerdings recht gegenteilig war.
Mit dem Grad an Maßregelung in Form von Leinenruck, Schellen, Brüllen, etc. war ich mit meinen Gewissen überfordert, sodass ich recht zügig ausschließlich
an den Social Walks teilgenommen habe, jedoch dann erneut die Hundeschule gewechselt habe. In der neuen Hundeschule wird allerdings auch viel Grundgehorsam
und Tricks geübt, die wir eigentlich können. Das Problem ist immer wieder der Trigger andere Hunde, insbesondere Rüden und fremde Menschen. Die neue Hundeschule
arbeitet auf einem Konzept der positiven Belohnung was mir grundsätzlich gut gefällt, jedoch interessiert es meinen Hund nicht wirklich sobald er in action ist.
Es wirkt so ein wenig wie Mr. Jackel und Mr. Hyde. Einerseits absolut friedlich und anhänglich, andererseits rastet er komplett aus sobald andere Hunde in Sichtweite sind oder uns fremde Menschen begegnen.

Das Prinzip der Belohnung ist mir bekannt, jedoch nimmt er die Belohnung sehr oft nicht an. Der Zeitpunkt zum Üben wo gerade noch Aufmerksamkeit vorhanden ist, ist leider in der täglichen Praxis so kurz, dass ich nicht wirklich diesen Punkt nutzen kann. Generell ist er kein überzeugter Fresser und muss mehr oder weniger zum futtern animiert werden. Als Leckerlie haben wir alles durch (Käse, Wurst, Leberwurst, Trockenfutter, Hühnerherzen, etc.)

Zudem habe ich das Gefühl, dass er immer extrem gestresst ist wenn wir unterwegs sind. Die Nase, Augen, Ohren sind überall, selten bei mir. Auch die Rute steht meist hoch, sodass es bis zum nächsten Auslöser nicht weit ist. Bislang haben uns weder Hundeschule, noch Einzelstunden helfen können, daher die Frage an die Community:

- Wie bekomme ich die Aufmerksamkeit auch draußen auf mich wenn er sich nicht für Futter interessiert
- Wie finde ich den Auslöser für den Stress, den er draußen hat
- Wie arbeite ich an dem Problem andere Rüden und fremde Menschen? Sobald die anderen Menschen einen Hund dabei haben und die beiden sich mögen (meist Hündinnen und Kastraten), sind auch die Menschen ok.

Er ist nicht kastriert. Von einem Chip haben uns zwei Tierärzte und die Hundeschule wegen der Gefahr die Unsicherheit zu verstärken abgeraten. Ich hoffe inständig auf Ratschläge der erfahrenen Aussie Besitzer, da uns das Thema mittlerweile arg belastet und ich gern mehr mit meinem Hund unternehmen möchte, jedoch aufgrund diverser Stressoren einfach keinen Spaß macht bzw. nicht möglich ist entspannt raus zu gehen. Auslastung grundsätzlich ist vorhanden. Wir trainieren regelmäßig in der ruhigen Umgebung im Garten, Suchspiele, Aportieren, Frisbee, Aufmerksamkeit, Schnüffelaufgaben, etc. - klappt im Garten alles bestens.
 

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Dabei
6 Feb 2023
Beiträge
435
#2
Hallo Mr. Tom,

das Ganze klingt typisch. (Relativ) Guter Grundgehorsam (Aussies sind halt clever und lernen schnell) und trotzdem Leinenpöbelei (vermutlich sozial motiviertes Aggressionsverhalten). Der Hund wurde "als unsicher eingestuft"...

Drei Hundeschulen habt ihr schon durch und jetzt soll ein Forum -ohne das Hund-Halter Team zu kenen und zu sehen - Hilfestellung geben?

Ferndiagnosen sind schwierig, aber ich lehne mich mal so weit aus dem Fenster, dass der Hund wenig am Menschen orientiert ist , seine Impulskontrolle noch viel Luft nach oben hat und die Frusttrationstoleranz eher unterentwickelt ist. Den per se "unsicheren Hund" stelle ich auch in Frage, denn der läuft nicht mit hoch erhobener Rute durch die Landschaft und sucht nach der nächsten Eskalation. Mit Dir an der Leine fühlt der sich schon sicher und spielt das Spiel "Wir zwei gegen den Rest der Welt" ziemlich überzeugend.

Wie gut es bei ihm mit Ruhe halten aussieht, kann ich so auch nicht sagen, aber möglicherweise muss man da noch noch ran. Am Verhalten bei Besuch muss man auch noch arbeiten (also ist drinnen auch nicht alles easy peasy). Von einer Kastration chem. oder physisch, rate ich auch ab, denn die löst kein Problem-/ Aggressionsverhalten, das sozial motiviert ist.

Mein Tipp: Trainer suchen der mit Begriffen wie häusliches Programm nach Canis, Orientierung am Menschen und Stellvertreter Konflikten etwas anfangen kann und der nicht (ausschließlich) mit Leckerli aberbeitet. Mit Leckerli führst Du Deinen Hund nur um den Konflikt herum, setzt Dich aber nicht damit auseinander. Daher löst es das Problem auch nicht. Und da er Futter als Motivation nicht (mehr) toll findet, steht ihr jetzt bei Hundeschulen die nur positiv Verstärken einfach im Regen...

Ich verstehe Deinen Frust sehr gut. Du bist damit nämlich nicht allein auf der Welt. Schau mal nach Trainern auf diesen Listen und frage gezielt die "fett" gesetzten Begriffe ab. Such Dir einen der mit diesen Trainingsansätzen arbeitet.

https://www.tieraerztekammer-schleswig-holstein.de/hunde/hundetrainer.html auf Liste klicken
https://www.tknds.de/zertifizierte-hundetrainer/
https://www.canis-kynos.de/Canis-Absolventen.html

Damit sollte dem Problem beizukommen sein. Du wirst den Umgang mit dem Hund ändern müssen, da Du unbewusst Dinge tust, die das Verhalten auslösen bzw. verstärken.

Liebe Grüße & Viel Erfolg

Vom OOPS
 

FrauRossi

Moderator
Dabei
26 Mai 2015
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2.978
#3
Hi,

hier findest du qualifizierte Hundetrainer nach Bundesland und Postleitzahl sortiert.
https://www.canis-kynos.de/Canis-Absolventen.html

Ich Rate dringend einen Trainer von der Liste zu kontaktieren.

Dort wird mit Euch an der Beziehung zwischen Euch und dem Hund gearbeitet, so dass ihr seine Aufmerksamkeit auch draußen bekommt. Uns das ganze wahrscheinlich ohne Kekse :p

über das Forum wird man euch nicht helfen können, dazu muss man euch im richtigen Leben erleben.

Kopf hoch das ist gerne mal ein Problem was Leute mit Ihren Aussies haben. Mir ging es vor 8 Jahren ganz ähnlich aber mit der richtigen Beratung und Hilfe habe ich viel viel gelernt und den kleinen Psychopathen in den Griff bekommen :p

Warte nicht, höre nicht auf dämliche Tipps aus dem Internet oder von wohlmeinenden Mirnenschen. Nimm schnellst möglich Kontak zu einem geeigneten TrainerInn auf
 
Dabei
21 Feb 2011
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5.650
#4
Ich schließe mich den anderen an.
Bitte schau nach einem Trainer, der die Dinge erfüllt, die Oops aufgeschrieben hat.
Oder eben bei Canis. Den Link dazu hat Frau Rossi ja gepostet.

Ich möchte noch etwas zur positiven Verstärkung sagen und hoffe, du meinst das Selbe wie ich. Nämlich erwünschtes Verhalten belohnen, unerwünschtes ignorieren.
Das funktioniert leider in den seltensten Fällen.
Denn zum Einen kann von Seiten des Hundes dein Ignorieren als stumme Bestätigung, von dem was er gerade tut, aufgefasst werden. Damit verstärkst du das unerwünschte Verhalten.
Dann, wenn du z. B. kurze Bellpausen nutzt, um ihn mit Keksen zu belohnen, fütterst du in diese aggressive Stimmung. Du belohnst nicht die kurze Pause, du belohnst die gesamte, unerwünschte Situation. Fazit: auch da verstärkt man unbewusst das unerwünschte Verhalten.

Aufmerksamkeit durch Leckerlis oder Spielzeug auf sich lenken, ist auch so ein Trugschluss. Da hat nicht der Mensch die Aufmerksamkeit, sondern das Gutzi oder das Spielzeug.
Es gibt Hunde, bei denen klappt das, somit hat Mensch auch kein Problem.
Aber.....der Hund lernt dadurch nicht, sein Verhalten zu ändern. Keks oder Spieli vergessen und das Verhalten ist wieder da.
Diese Bestechung hat noch den Nachteil, dass der Hund die Wahl hat, sie anzunehmen oder eben nicht. Ist der andere Reiz stärker, wird er sich gegen den Keks entscheiden.
Auch damit wirst du dein Problem nicht lösen, leider.
Um es mal mit Michael Grewe zu sagen: Persönlichkeit statt Leckerli - das ist es, was hier nötig ist. Das Gute ist, man kann es lernen.
Kopf hoch, ihr kriegt das hin.
 
Dabei
4 Apr 2023
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#5
Hallo zusammen,

vielen Dank für die schnellen und sehr hilfreichen Reaktionen.

Ich hatte nicht die Erwartung, dass das Forum mein Problem lösen wird, jedoch kann hier aus vielen
verschiedenen Erfahrungen geschöpft werden und es können unter Umständen neue
Ansätze in Betracht kommen, an die bislang niemand gedacht hat. Deine Antwort
gibt mir schon viele neue Hinweise auf Themen, die so bisher nicht betrachtet wurden, von daher vielen Dank.

Das Verhalten bei Besuch ist, dank des Managements, mit in die Box gehen beim klingeln und Begrüßung erst dann
wenn der Besuch richtig angekommen ist und der Hund ruhig ist schon als problemlos zu bezeichnen, zumindest zuhause.
Wenn der Hund allerdings bei meinen Eltern ist oder gerade im Garten, sieht es tatsächlich etwas anders aus.

Ich bin mir zu 100% sicher, dass ich mein Verhalten ändern muss und ich bzw. wir diejenigen sind die das Verhalten auslösen oder verstärken,
jedoch haben alle professionellen Anleitungen bislang keine Verbesserung gebracht und ich schätze mich schon diszipliniert ein was das Thema angeht. Ich werde mich auf jeden Fall mit dem Thema nach Canis beschäftigen, vielen Dank für den Tipp.

Drei Hundeschulen habt ihr schon durch und jetzt soll ein Forum -ohne das Hund-Halter Team zu kenen und zu sehen - Hilfestellung geben?

Am Verhalten bei Besuch muss man auch noch arbeiten (also ist drinnen auch nicht alles easy peasy). Du wirst den Umgang mit dem Hund ändern müssen, da Du unbewusst Dinge tust, die das Verhalten auslösen bzw. verstärken.
 
Dabei
4 Apr 2023
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38
#6
Ja genau, dieses Prinzip meine ich. erwünschtes Verhalten belohnen, unerwünschtes ignorieren.
Vielen Dank für den Zuspruch :)

Ich möchte noch etwas zur positiven Verstärkung sagen und hoffe, du meinst das Selbe wie ich. Nämlich erwünschtes Verhalten belohnen, unerwünschtes ignorieren.
Das funktioniert leider in den seltensten Fällen.
Denn zum Einen kann von Seiten des Hundes dein Ignorieren als stumme Bestätigung, von dem was er gerade tut, aufgefasst werden. Damit verstärkst du das unerwünschte Verhalten.
Dann, wenn du z. B. kurze Bellpausen nutzt, um ihn mit Keksen zu belohnen, fütterst du in diese aggressive Stimmung. Du belohnst nicht die kurze Pause, du belohnst die gesamte, unerwünschte Situation. Fazit: auch da verstärkt man unbewusst das unerwünschte Verhalten.

Aufmerksamkeit durch Leckerlis oder Spielzeug auf sich lenken, ist auch so ein Trugschluss. Da hat nicht der Mensch die Aufmerksamkeit, sondern das Gutzi oder das Spielzeug.
Es gibt Hunde, bei denen klappt das, somit hat Mensch auch kein Problem.
Aber.....der Hund lernt dadurch nicht, sein Verhalten zu ändern. Keks oder Spieli vergessen und das Verhalten ist wieder da.
Diese Bestechung hat noch den Nachteil, dass der Hund die Wahl hat, sie anzunehmen oder eben nicht. Ist der andere Reiz stärker, wird er sich gegen den Keks entscheiden.
Auch damit wirst du dein Problem nicht lösen, leider.
Um es mal mit Michael Grewe zu sagen: Persönlichkeit statt Leckerli - das ist es, was hier nötig ist. Das Gute ist, man kann es lernen.
Kopf hoch, ihr kriegt das hin.
 
Dabei
6 Feb 2023
Beiträge
435
#7
Liebe Foris,

ich habe nicht umsonst den Link zu den Canis Trainern geposet und zusätzlich die Begriffe, denn es gibt Trainer, die die Canis Ausbildung absolviert haben, aber genau diese Methoden nicht anwenden (fragt mich bitte nicht weswegen).

Hatte also seinen Grund. Grundsätzlich schade, dass so wenig genau gelesen wird.

@ Mr. Tom das mit dem Besuch hatte ich falsch verstanden - jetzt aber kapiert. Ihr seid auf Besuch und da glaubt er, er müsse die Führung übernehmen, bezehungsweise eigene Entscheidungen treffen...
Unterm Strich bleibt es aber das Gleiche (nur diesmal in "Grün"): Er orientiert sich nicht an Euch...

Mit reinem Fehlverhalten aktiv ignorieren (was eine Form von Strafe darstellt) und "Wohlverhalten" belohnen ist es bei diesem "Ding" nicht getan. Der junge Rüde muss lernen Euch ernst zu nehmen - und das fängt oft mit "Kleinkram" daheim an, das Euch gar nicht (mehr) auffällt.

Ein guter Trainer wird es richten können, wenn Ihr konsequent dran bleibt...

Liebe Grüße

Vom OOPS
 
Dabei
4 Apr 2023
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#8
Da bin ich komplett bei Dir und umso mehr ich darüber nachdenke, umso klarer wird vieles. Die Situation Hütehund, Homeoffice Mann, Elternzeit Frau und offener Wohnraum sind nicht unbedingt förderlich z.B. für das Kontrollverhalten.

Grundsätzlich bleibt er sehr gut allein, wenn auch selten. Wir haben das Gefühl da entspannt er erstmal so richtig. Wohl weil er keine Aufgabe hat. Das wird nicht das einzige sein, ich werde mal schauen, ob ich in und um Berlin einen Trainer mit den empfohlenen Spezifikationen finden kann.

[QUOTE="OOPS, post: 341703, member: 7258"Der junge Rüde muss lernen Euch ernst zu nehmen - und das fängt oft mit "Kleinkram" daheim an, das Euch gar nicht (mehr) auffällt.

Vom OOPS[/QUOTE]
 

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