Hallo André, vorwech muss ich sagen, das es meiner Meinung nach kein vorgefertigtes Rezept oder Muster gibt. Weder für dem Umgang in der Jagdtriebsituation noch auf dem Weg zum entspannte(re)n Freilauf.
Das ist glaube ich ziemlich individuell und daher schwierig zu beantworten.
Ich hab nach der Keksfornix-Ära meine Schleppi für eine lange Zeit am Geschirrbzw an Fltzehund gehabt.
Sonst wäre ich in ständiger Anspannung gewesen.
Bei uns gab es mehrere Stellschrauben, die ich so Stück für Stück nach dem Weggang der Hundeschule angegangen bin. Und zeitgleich noch diverse Baustellen in der Beziehung. Ich hab zum Bsp. auch Themen wie Frustrationstoleranz zuvor noch ziemlich vernachlässigt gehabt Auch Ruhe zu bewahren, egal wo und in welcher Situation, habe ich leider bei ihr zuwenig beachtet.
Also was ich meine ist, man muss halt auch schauen wie der Stand der Dinge ganz allgemein ist.
Zur Erklärung:
Ich hab bei Einzug meiner Rennrakete bereits eine 3 jährige Aussiehündin gehabt, die zu diesem Zeitpunkt einfach nur ein Träumchen war und ist.
Obgleich sie die Eigenständikeit in Person ist, wenn man nicht aufpasste, traf sie jede Entscheidung gerne selbst und hinterfragte ansonsten gerne und alles. Dabei war sie immer souverän, immer hochtriebig motiviert wenn's gewünscht war und bildete nach wenigen Monaten eine einzigartige Einheit und Verbindung mit mir. Sie hatte für sich die Krähenjagd im Alter von 4 Monaten entdeckt. Allerdings saß der Rückruf schon gesichert. Einmal rufen und sie war raus aus dem Modus und bei mir zum Weitergehen bereit.. Das war für ihr Alter schon irre gut. Klappte aber auch in jeder anderen Situation so.
Bei ihr habe ich mich in Unruhesituationen zu ihr oder neben sie gesetzt und Ruhe ausgestrahlt und eingefordert. Sehr schnell hatte sie verstanden, das es von mir nicht anders akzeptiert wird. Eigentlich war es egal um was es ging, ich hab mir damals einfach mehr Zeit zum "Lernen" genommen.
Für auffliegende Krähen, spielende Hunde, tobende Kinder etc. Es gab nach Ruhigbleiben auch nur ruhige, nette Worte vor dem Aufbruch. Kein Leckerli, kein Spieli oder sonst was.
Bei ihr hat das immer gereicht.
Bis heute kann ich sie via Handzeichen, je nach Auslöser zu mir oder auf eine Seite hinbewegen, damit sie ruhig da verweilt. Sie orientiert sich immer durch Blick auf mich. Wie gehen wir damit um? Was gibt's zu tun?
Natürlich ist nicht jeder Hund gleich. Zum Glück!
Und meine Pippi Langstrumpf, ist eben etwas Besonderes und anders gestrickt.
Dennoch muss ich fairerweise sagen, es liegt im wesentlichen weniger an ihr als an mir.
Ich hab ihr nicht die gleiche Zeit gegeben zum Erlernen.
Also war bei ihr vielmehr andere Themen als das Jagdthema die Lösung,
Orientierung an mir,:es lohnt sich mich im Blick zu haben, denn es gibt mindestens ne nette soziale Geste zurück oder es könnte demnächst eine tolle Aktion, z.B. Suchspiel gestartet werden. Mich im Blick zu behalten bedeutet nix zu verpassen!
Raumverwaltung: Übungen Zuhause und Draußen.Wer gibt Richtung und Raum vor?! Wer nimmt sich Raum?! Das wäre dann ja wohl ich!
Verlässlichkeit in Unruhesituationen: Ich regele, was auch immer dich unruhig werden lässt, als Stimmungsbarometer. Meine Stimmung ist dabei richtungsweisend. Die Ruhebehalten lohnt sich immer!
Frustschieben: Auch mal aushalten können, wenn man mal nicht die Hauptrolle bekommt. Und das ohne ein Stz-/Platz-/ Bleibekommando.
Rückruftraining: abwechslungsreich gestaltet, ohne und mit Ablenkung, komm egal was ist!
Etablierung Notrückruf/Pfiff: wenn der ertönt,rasend schnell heranflitzen, ich schmeiß ne Party!
In der Hundeschule war sie immer eine echte Streberin. Kommandos führt sie super aus.Im Kontakt mit anderen Hunden kann sie so Klasse sein. Besonders sensibel und feinfühlig.
Aber darum ging's ja nun mal nicht.
Im Freilauf war das Narkus-Lied (80er!) das Normalprogramm:
"Mein Apparat liefert 210, schwupps die Polizei hat nix gesehen....ich will Spaß, ich geb Gas..."
Der Schlüssel lag im Beziehungsthema und im Begreifen und Akzeptieren.
Meine Hündin hat Jagdtrieb! Das gehört zu ihr wie ihr ganzes ansonsten zauberhaftes Wesen.
Sie lebt jetzt bei der Dummysuche und Menschensuche ihre Motivation aus.
Frisbee, Agility oder sogar Ballwerfereien kommen hier nicht zum Einsatz.
Unser Zusammenleben, das Vertrauen in sie ist durch oben genanntes zu 100% schöner geworden.
Ob sie noch jagen geht?
Es gibt Ausrutscher, die ich zu 100% dann mir zu verdanken hab. Und ja, es gibt Situationen/Tagesform, da bleibt die Schleppi das beste Mittel zum entspannten Spaziergang.
Puuh, ein echter Roman!
Hoffe du kannst etwas davon gebrauchen..
Liebe Grüße
( die, die ohne Leckerlies aber mit Hunden raumläuft)