Zwei Baustellen parallel (Leinenführigkeit & Jammern)

Dabei
7 Okt 2014
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#1
Ich bin mir grade etwas unsicher, weil eine gute Freundin meine Vorgehensweise heute kritisiert hat.

Ilai zieht stark an der Leine, nachdem andere Methoden (Blocken, schnelle Wendungen) wegen meines kaputten Rückens nicht wirklich machbar sind, versuche ich es seit einer Woche nun konsequent mit Stehenbleiben, sobald Zug auf der Leine ist.
Es wird auch schon besser!
Er lässt sofort locker, schaut mich an, kommt auf mich zu und dann geht's weiter.
Nun fängt er seit gestern aber an , zu fiepen, während er locker lässt, weil ihn das ständige Stehen nervt.

Sein Gesang ist unsere andere Baustelle, er kommentiert unheimlich viel, grade wenn er in Erwartungshaltung ist.
Daran arbeite ich damit, dass dann gar nix passiert.
Jammert er vor der Tür, weil er will, dass es los geht, wird er wieder abgeleint und das Ganze zögert sich hinaus.
Kreischt er beim Aussteigen in der Hundeschule, kommt er wieder in den Kofferraum, bis er runterfährt.
Das versteht er mittlerweile auch.

An der Leine bin ich dann bisher weiter stehen geblieben und habe ihn komplett ignoriert (er schaut mich beim Jammern da auch gezielt an).
Aber die lockere Leine ist ja eigentlich der Startschuss zum Weitergehen, aber genau dabei fängt er zu singen an.
Eine Handlung ist somit richtig und sollte mit Weitergehen belohnt werden, ich muss diese aber ignorieren , weil ich ansonsten das verbale Quengeln belohne.

Meine Freundin meinte heute, ich würde ihn damit vermutlich überfordern und eine Baustelle verschlimmern, ich hatte es eher wie shapen empfunden...Ich belohne so lange Nichts, bis die Handlung erfolgt, die ich haben will.
In dem Fall stilles Gehen an der Leine ohne Zug nach vorn.

Was wäre denn nun richtig?
 
Dabei
21 Feb 2011
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#2
Beim Shapen wird ja anfangs jeder Schritt in die "richtige Richtung" belohnt und nicht erst dann, wenn der Hund das zeigt, was Mensch möchte.
Dass ein Hund dann frustriert ist und bellt oder jammert, ist schon fast vorprogrammiert.

Das Stehenbleiben wird ihn wohl deshalb nerven, weil er genau weiß, dass es sowieso gleich weitergeht.

Ich würde entweder die Übung in mehrere Teilstücke "zerlegen", also schon markern, wenn er stehen bleibt usw.
Oder etwas anderes tun als erwartet. Du bleibst stehen, er lässt locker, du wechselst die Richtung. Damit geht es nicht weiter in die, wohl auch von ihm, gewünschte Richtung, sondern eben woanders hin, und er muss sich an dir orientieren.
 
Dabei
7 Okt 2014
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#3
Das "Problem" beim Richtungswechsel ist, dass er da problemlos mitmacht.
Er trabt dann sofort munter an der lockeren Leine neben mir her, guckt mich an und macht jede Wendung anstandslos mit.
Da zieht er auch nicht!
Ich habe den Eindruck, dass er diese ganzen Methoden gegens Ziehen als Signal zum Arbeiten sieht und da ist er ja eh meist voll dabei.
Ich könnte ihn natürlich auch Fuß laufen lassen an der Leine, wenn der Startschuss dafür bei ihm erstmal angekommen ist, bleibt die Nase oben und er schaut mich im Laufen an.
Bloß die reine Strecke von A nach B an der lockeren Leine beim Spaziergang ist grundsätzlich ein einziges Wirrwarr, weil er dann permanent am Boden klebt und kreuz und quer läuft, um zu markieren.
Ich unterbinde das Markieren an der Leine momentan zwar deshalb, aber irgendwie muss es doch einen gesunden Mittelweg geben, denke ich mir.
Ilai hat dann gar kein großartiges Ziel, der zieht einfach den Gerüchen nach in die Richtung, in die wir gehen und vergisst darüber scheinbar, dass die Leine irgendwann zu Ende ist.
Ob die 1m lang ist oder 10 spielt dann auch keine Rolle.
Sobald ich stehen bleibe, macht er nämlich mittlerweile kehrt und kommt zu mir so nach dem Motto: "ja bitte?"
Gehe ich weiter, klebt die Nase wieder am Boden.
Ich bin mir ehrlich gesagt nicht mal sicher, ob er das Stehen bleiben mit dem Zug verbindet oder einfach verknüpft hat "Sie bleibt stehen, ich gehe auf sie zu und schaue, dann geht's weiter".
Und dass ihn das dann irgendwann frustriert , finde ich auch völlig verständlich.
Mich frustriert es auch, weil ich es nicht hinbekomme.
Meine anderen Hunde waren größer , die könnte ich vom exzessiven schnüffeln allein schon damit abhalten, dass ich die Leine einfach zwischendurch kürzer genommen habe...deren Nase reichte dann ja nicht mehr auf den Boden.

Ich läster nie wieder über ziehende Kleinhunde! :(
 
Dabei
26 Mai 2015
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#4
Wir haben das etwas anders gemacht, nachdem dieses ganze Wenden und stehen bleiben nicht klappte. Ich nehme eine 2 Meter Leine. Wenn es morgens zum Lösen geht (der Hund hat Druck und kann sich erstmal nicht konzentrieren), oder ich nicht so genau drauf achten kann, bleibt die Leine lang und der Hund kann rumschnüffeln, hier hin da hin ziehen etc. (Später kann man das noch ausbauen dass dann auch kein Zug mehr auf der Leine ist, aber erstmal egal). Wenn aber ordentliches Laufen ohne ziehen das Thema sein soll, dann hole ich den Hund wortlos mit der Leine zu mir ran. Ziel dabei ist dass der Hund bei mir stehen bleibt, angucken ist nicht nötig. Dann wird die Leine auf 1m gestellt und mit der Leine so am Halsband gezuppelt (so kleine Wackelbewwgungen) so dass der Hund dich anschaut und auf dich aufmerksam wird. Sobald er guckt geht es los. Er soll locker an der Leine laufen vor, hinter oder neben dir ist egal. Markieren, Schnüffeln etc ist dann verboten. Sobald er dich "vergisst" sprich schnüffeln oder ziehen will, machst du mit der Leine so eine Wellenbewegung. Alles ohne Wort so dass er sich wieder an dich erinnert. Am Anfang drehst du dann zusätzlich sofort um und gehst in eine andere Richtung. Später sollte die Wellenbewegung und noch später das reine Startsignal reichen. Hat bei uns innerhalb von einem Tag funktioniert, weil der Hund schnell verstanden hat: ah ich soll mit meinen Gedanken bei ihr bleiben.

Am Anfang bitte so im Minutentackt steigern, weil der Hund sich ja irre konzentrieren muss und das noch nicht so lang klappt am Anfang. Dann wieder die Leine auf 2 Meter stellen nicht vergessen, damit er irgendwann weiß: ah kurze Leine = ordentlich gehen.
 
Dabei
21 Feb 2011
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#5
Wenn der Hund an lockerer Leine neben mir herlaufen soll, ist markieren, schnüffeln usw nicht erlaubt.

Ilai ist überhaupt nicht bei dir. Der macht sein ganz eigenes Ding. Das Alter spielt da auch noch mit rein.
So wie Kerstin es macht, kenn ich das auch von meiner Hundeschule.

Richtungswechsel, wenn der Hund ordentlich nebenherläuft, sind ja nicht notwendig.
Das ist echt schwer zu erklären.
Es geht ja darum, dass du das dann machst, wenn er zieht, besser noch, bevor die Leine ganz straff ist.
Da stehen bleiben und aufpassen, was der Hund macht. Kriegt er das in dem Moment nicht mit, kurzes Signal geben (z. B. wie Kerstin es beschrieben hat), schaut der Hund dich an, Richtung wechseln und zwar so, als hättest du dir das eben gerade anders überlegt: "och, ich will jetzt mal umdrehen".
Keinen großen Focus auf den Hund legen.....sollte ja eher umgekehrt sein.

Wenn man mal keine Zeit, Nerven, Lust oder was auch immer hat, Leinenführigkeit zu üben, ist es besser, man macht nichts.
Dann sollte man den Hund auch ziehen lassen. Man macht sich dadurch nichts kaputt. Denn nichts ist schlimmer, als etwas so halblebig zu üben und dann vlt irgendwann aufzugeben, weil man grad einfach nicht die "Kraft" hat, sich durchzusetzen.
 
Dabei
7 Okt 2014
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#6
Okay , das gehen wir jetzt an , danke euch!
Letzteres habe ichauch einige Wochen gemacht, weil ich einfach keine Zeit hatte, Irgendwas konsequent durchzuziehen und ich meist mit beiden Hunden unterwegs war.
Glücklicherweise kann ich ihn ja 95% der Zeit frei laufen lassen (dann ist er auch wirklich bei mir, im Freilauf ist Ilai ein absoluter Traum), genau deshalb war der Leidensdruck aber wohl auch nicht groß genug bisher ^^
Jetzt möchte ich das aber endlich mal in den Griff bekommen, weil es mich echt nervt.
Wächst sich diese extreme Schnüffelei tatsächlich auch teilweise aus?
Ich kann mich nämlich vage erinnern, dass Finn als Junghund auch so eine extreme Phase hatte, aber er wurde ja genau wie mein Ire leider sehr früh kastriert, ich weiß also nicht, wie es später trotz Hormonen geworden wäre.
Mein unkastrierter Schäfermix war da nie sonderlich extrem.
 
Dabei
10 Jan 2016
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#7
So wie du das beschreibst hört sich gerade jeder (Leinen)Spaziergang nach Frust an... Viele gute Tipps hast du jetzt hier ja schon bekommen.

Hast du mal überlegt das ordentlich zu trennen? Sprich, ist die Leine am Halsband, läufst du ordentlich neben mir an der Leine, ist sie am Geschirr duldest du das Ziehen. In der Regel kapieren die das ganz schnell und irgendwann überträgt sich das ordentlich laufen auch auf das Geschirr. Der Vorteil, du kannst gezielte Leinenführigkeitstrainingseinheiten von 5 oder 10 Minuten machen und die andere Zeit ist es eben wie es ist. Dan baut Ilai auch nicht so schnell Frust auf und du machst dich nicht kirre.
 
Dabei
26 Mai 2015
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#8
Genau genau so wie den Unterschied zu Geschirr und Halsband, kapieren die Hunde den Unterschied zwischen langer Leine (du darfst ziehen) und kurzer Leine (du darfst nicht ziehen) ich würde aus unserer Erfahrung heraus sogar sagen sie kapieren es schneller, weil man es wie oben beschrieben ritualisiert und dem Hund eindeutige Signale gibt. Für mich ist ein weiterer Vorteil ich muss den Hund nicht in ein Geschirr stecken, mich persönlich nervt das und zudem sind Geschirre bei uns explizit mit anderen Tätigkeiten verknüpft für die Geschirr tatsächlich benötigt wird. Aber das ist wohl Geschmacksfrage.
 

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