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Problemhunde - Einschläfern oder Gewalt.

Dabei
4 Mrz 2012
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#1
Also, der Thementitel hört sich jetzt ziemlich reißerisch an, aber ich wusste nicht, wie ich das besser zusammenfassen könnte...

angeregt durch den Tumult um Michael Grewe (wer davon nichts mitbekommen hat, einfach mal googeln - würde das Thema ungern hier ausbreiten) kam mir in den Sinn, wie schwer so eine Situation eigentlich ist.
Der eigene Hund ist aggressiv fremden Menschen gegenüber, beißt - man besucht mehrere Hundeschulen, versucht es mit Ablenkung, positiver Bestärkung, soweit es irgendwie geht... und schließlich steht man vor der Wahl: Schläfere ich diesen Hund nun ein oder gehe ich den anderen letzten Weg und zeige dem Hund gewaltsam (um konkret und beim Beispiel zu bleiben: per Blechschüssel oder Leine über die Rübe), wie falsch sein Verhalten ist?
Ich sag's ganz ehrlich, ich bin ja nun bei weitem kein Hundetrainer und ich kann auch nicht sagen, ob es so einen Fall wirklich gibt, in dem ALLE anderen Wege gescheitert sind. Wenn man ein Video sieht, in dem ein Hund einen Blechnapf über den Kopf bekommt, dann weiß man sofort: Nein, das ist FALSCH!
Aber was, wenn einem kein anderer Weg mehr bleibt? Oder wäre ein Leben lang mit Maulkorb rund um die Uhr lebenswerter als das eines Hundes, der einmal aufgrund dieses Verhaltens unmissversändlich Gewalt erfahren hat?

Ein in meinen Augen auch "alternatives" Argument, was ich in diesem Zusammenhang gelesen habe, war: Ein Hund, der ausdrücklich aggressiv gegen andere Menschen vorgeht und beißt - wie sehr hat er denn dann gewaltfreien Umgang verdient? Wenn ER sich nicht scheut, dem Menschen Gewalt zuzufügen, warum darf der Mensch sich dann nicht wehren? (wie gesagt, damit möchte ich nur das Argument anderer wiedergeben)

Ich weiß, dass das ein heikles Thema ist und würde deshalb bitten, sich hier ausschließlich sachlich zu äußern :)
 

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Dabei
18 Mrz 2012
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#2
Damit beschäftige ich mich seit diesem Vorfall auch und ganz ehrlich: Ich weiß es nicht, was ich tun würde. Als allerletzter Versuch vor dem Einschläfern- ich kann mir schon vorstellen, dass ich dann diesen Weg wählen würde. Allerdings frage ich mich: Muss man es so weit kommen lassen? Ein Hund wird doch nicht einfach so von heute auf morgen zum Beißer. Man greift doch eigentlich schon viel früher ein, wenn ein Hund zum dauerhaften Beißer wird muss ja vorher schon was gewesen sein
 
Dabei
11 Nov 2012
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#3
Hmm, ich denke fuer manche Hunde ist es besser eingeschlaefert zu werden und mit manchen arbeitet man halt. Ich habe das Video usw. um Grewe auch gesehen und ich denke ich war einer derjenigen die sich nicht aufgeregt hat. Ich habe schon schlimmeres gesehen und ich habe schon Verzweiflung erlebt, wenn ein Hund wirklich aggressiv ist und die Menschen ueberfordert. Die Gefahr die von so einem Hund ausgeht ist nicht zu unterschaetzen. Ich bin mit einem solchen Hund aufgewachsen und fragt mich, es war nicht leicht und schoen auch nicht. Mein Vater hat viele Kaempfe mit ihm ausgefochten und ein super easy Tier war und wurde er nie. Ein 40kg Schaeferhundruede, der das Nachbarskind umbringen will, ist keine Kleinigkeit.
Dieser Hund wurde sein ganzes Leben gesichert. Immer. Es war immer Vorsicht geboten und Einschraenkungen mussten hingenommen werden. Es durften keine Fehler beim Umgang passieren, keine Tueren offen gelassen werden, alles musste gesichert werden. Ich habe fuer eine offen gelassene Tuere, mehr Aerger bekommen, als wenn ich zu spaet nach Hause kam. Und vieles hat sich in mein Gedaechtnis gebrannt. Unsere Familie konnte oft nicht dahin gehen wo andere Kinder mit ihren Eltern hingehen, weil wir eben diesen Hund hatten. Der vom Leben nicht gut behandelt worden ist und schliesslich voellig verkorkst bei uns landete. Und haette mein Vater diesen Hund nicht behalten, waere er eingeschlaefert worden. (wir wollten ihn ja zurueck bringen, das Tierheim wollte ihn gleich bei meinem Dad im Kofferraum, einschlaefern).
Als er schliesslich starb (Krebs) trauerten wir sehr, aber wir waren auch froh. Eine Last und eine riesen Verantwortung war von uns genommen worden. Dieser Hund hat bei uns niemanden gebissen, niemanden verletzt, niemandem geschadet, aber das war unserem Managment zu verdanken und lag nicht daran, dass aus einem aggressiven Hund, durch viel Training ein braver Hund wurde. Er wurde haendelbar fuer uns, mehr aber auch nicht.

Ich moechte eine Geschichte erzaehlen an die ich mich noch sehr gut erinnere. Der Ruede musste zum Tierarzt, das alleine war schon immer eine ziemliche Katastrophe. Dieses Mal mit Blutabnehmen. Ich weiss noch wie mein Vater mit seinem ganzen Gewicht, auf dem Hund lag. Unser Ruede war mit Maulkorb, Wuerger gesichert und seine Pfoten mussten zusammen gebunden werden und trotzdem mussten sie unseren Buck in Narkose legen, vorher ging gar nichts. Buck haette sich lieber erwuergt, aufgehaengt, bevor er Fremde Menschen (Tierarzt) an sich herangelassen haette. Zum Blutabnehmen in Narkose. Danach war mein Vater fix und fertig, Buck war fix und fertig und ich als 10jaehrige auch. Und das obwohl dieser Hund damals schon ueber 5 Jahre bei uns lebte.
Trainer waren besucht, mein Vater hatte immer Hunde kennt sich aus, machte VPG usw.
Buck war ausgelastet und mein Vater hat immer versucht einen Weg fuer ihn zu finden, ohne Gewalt. Oft ging das leider nicht, denn Buck war ein aggressiver Hund. Er hatte keine Angst, er hatte gelernt, das er stark ist und andere Hunde und Menschen durch koerperliche Gewalt, im Griff hat.
Bevor Buck zu uns kam, hatte er im Tierheim einen Pudel getoetet. Bei uns hat er all die Jahre keine anderen Hunde verletzt und auch Menschen nicht.

Wuerde ich wieder so einen Hund aufnehmen, NEIN, im Leben nicht. Wuerde ich jemanden verurteilen der einen solchen Hund einschlaefert? NEIN, auch das nicht. Es gibt in Deutschland nicht viele Stellen die solch aggressive Hunde aufnehmen, und mit ihnen trainieren und arbeiten koennen. Diese Stellen sind fast alle besetzt. Es gibt auch nciht viele Trainer, die mit solchen Hunden zurecht kommen und die wenigsten Besitzer, auch Tierheime sind fast alle ueberfordert.
Was also tun mit solchen Hunden? Oft ist gut meinen, nicht gut machen. Eines muss klar sein, die Sicherung der Gesellschaft muss immer vor dem Tier stehen. Und oft kommt man mit Tierliebe einfach dort nicht weiter.

Ich denke Verurteilen hilft oft weder Mensch noch Tier.

LG
 
Dabei
21 Feb 2011
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#4
Ich denke da wie Anna: ich weiss es nicht. Und niemand, der nicht vor so einer Entscheidung steht, kann das nachempfinden, was wohl im Besitzer eines solchen Hundes vorgeht.
Was mich an der Sache mit Grewe sehr stört, ist, dass jeder sagt, das geht anders, so erzieht oder trainiert man keinen Hund. Das, was da gemacht wird, hat mit Erziehung oder Training nichts zu tun.
Bei uns in Ba.-Wü. ist es so, dass man, wenn ein Hund auffällig wurde, man angezeigt wurde, gerade mal 3 - 4 Wochen, ab Anzeige, Zeit hat, dann folgt der Wesenstest.
In dieser kurzen Zeit kann man kein gefestigtes und ritualisiertes Verhalten, das vlt schon über Jahre geht, wegtrainieren. Und getestet werden genau die Situationen, in denen der Hund gebissen hat. Wenn man durch den Wesenstest kommen möchte, hilft nur irgendetwas, was den Hund daran hindert zu beissen, es ihm verleidet oder was auch immer. Danach kann dann erst das richtige Training, die Erziehung beginnen.
 
Dabei
12 Dez 2012
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#5
Zu diesem Thema kann ich leider auch etwas berichten. Es beschäftigt mich momentan wieder sehr und ich habe immernoch keine Meinung dazu. Meine Großeltern hatten immer Hunde, meine beste Freundin hatte einen, ich liebte Hunde und wollte auch einen. Damals war ich 14 Jahre alt. Mein Vater hat im Ausland gearbeitet, mein Bruder war neun. Zuerst haben wir Tierheimhunde ausgeführt, dann hat man einen ins Herz geschlossen: Bonney, Rüde, ca. 3 Jahre, Tibet Terrier; wohl wegen Scheidung abgegeben. Schon bei dem ersten Spaziergang mit meinem Vater, als er zur Probezeit bei uns war, hat er nach ihm in die Verse geschnappt. Das haben wir als Versehen gewertet, wir kannten keine aggressiven Hunde näher und dachten uns nichts bei. Doch Bonney schnappte immer mehr, wenn es nicht so ging, wie er dachte. Wir waren z.B. im Urlaub, ich habe wohl das Fressen nicht zügig genug serviert und hatte danach eine Bisswunde in der Wade. Jahrelang waren die Bissstellen zu sehen. Das ganze wurde immer schlimmer. Bonney bekam einen Maulkorb, den wir ihm umlegten, bevor wir das Fressen richtete, so dass er uns nicht beißen konnte. Aber den Hund grundsätzlich mit Maulkorb halten wollten wir nicht. Trainer auf dem Hundeplatz waren überfordert, zurück ins Tierheim war keine Option. Alle sagten uns: "Das ist ein Alpha-Tier. Wenn der das einmal raus hat, wird das nicht mehr." Wir waren wirklich verzweifelt.
Dann kam der Tag: Das Patennkind meiner Mutter, 8 Jahre, hatte übernachtet. Meine Mama hatte meinem Bruder und ihrem Patenkind das Frühstück gerichtet. Während sie die beiden weckte, sprang Bonney auf die Eckbank und bediente sich am Frühstück auf dem Tisch. Meine Mutter kam dazu, wollte ihn vom Esstisch weg bekommen, da biss er ihr mitten in den Bauch. Sie hatte ein riesiges Pflaster auf dem Bauch, nachdem sie beim Arzt war. Bonney lebte nicht mehr lange weiter.

Ich bin heute sehr zwiegespalten, auf der einen Seite denke ich dauernd, man hätte dem Hund vielleicht helfen können, auf der anderen Seite muss eine Mutter auch ihre Kinder schützen. Wir haben bestimmt auch einiges falsch gemacht, er war unser erster Hund; aber ein Hund der schon mehrfach in der Familie gebissen hat? Sollte er grundsätzlich einen Maulkorb tragen? Kompetent beraten wurden wir, wie ich heute weiß, leider auch nicht. Wie gesagt, meine Mutter hat damals so entschieden, ich habe mich ihr nicht entgegengestellt, ob es richtig oder falsch war, das rätsel ich immer noch.

Mein Bruder hat da übrigens immer noch ein kleines Trauma, wie wir am Freitag beobachten konnten: Arkos spielt immernoch manchmal mit den Zähnen. Es wird immer weniger und wir kucken danach, dass er nicht beißt oder schnappt, aber er ist eben noch ein Welpe. Mein Bruder hat da voll Angst bekommen mit dem Kleinen zu spielen und immer ganz hektisch seine Hände zurückgezogen. So dass wir den Kontakt der beiden dann unterbrochen haben.
 
Dabei
8 Okt 2012
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#6
Ich weiß nicht so recht, aber ich habe da zwei Sichtweisen.
Die eine ist der Fall bei Michael Grewe, dazu hatte ich ja in dem anderen Thread schon geschrieben. Der Hund braucht auf jeden Fall eine vernünftige Therapie. Das, was in dem Video zu sehen ist, ist meiner Meinung nach allerdings legitim, damit der Hund den nächsten Wesenstest besteht, solange danach mit ihm vernünftig trainiert wird.

Ziemlich eng sehe ich das ehrlich gesagt bei meinem eigenen Hund. Würde die gegen einen Menschen gehen, sähe ich rot. Und das nicht aus Reflex, sondern wunderbar durchdacht. Mein Hund hat kein Problem damit, körperlich zu werden und einen Menschen zu attackieren? Wunderbar, ich kann auch körperlich werden und ihn in seine Schranken weisen. Wie hart das in dem Moment ist, liegt halt am Hund. Bei Akira wäre das nicht viel. Bei anderen Hunden muss man mehr tun.
Was ich sage, mag ziemlich hart klingen, aber ich würde auch andere Hunde vor meinem Hund beschützen. Genau so wie ich zum äußersten bereit wäre, um meinen Hund vor einem anderen zu beschützen, würde ich auch andere Tiere und Menschen vor meinem Hund beschützen. Alles andere rührt schlichtweg von Doppelmoral, die man in dem Fall nicht haben sollte.
Es kommt allerdings gar nicht erst zu solchen Situationen. Und das liegt daran, dass ich meinen Hund Situationen, in denen ein Schnappen oder sonstiges vollkommen gerechtfertigt wäre, gar nicht erst aussetze. Ich muss meinen Hund nicht schlagen oder ähnliches, weil ich vorher eingreife und dann alles friedlich bleibt.

Hätte ich einen Hund, der einen Menschen attackiert hätte (warum auch immer), würde ich den Weg über das Training bei Michael Grewe wählen.
Ich sehe da kein Problem dran, solange das Training, das darauf folgt, meinem Hund und mir wirklich hilft. Und auf der anderen Seite: Der Hund ist ein körperliches Tier, der kennt körperliche Zurechtweisung, sie muss nur im Rahmen sein, was eine weiche Blechschüssel, die der Hund an den Kopf bekommt, um zu merken, dass es falsch ist, einen Menschen zu zerfetzen, in meinen Augen sehr wohl ist.
Und im Video sieht man ja auch, dass dem Hund danach sofort wieder Ruhe als Alternativverhalten angeboten wird, also handelt es sich in meinen Augen bei weitem nicht um Gewalt, da Gewalt für mich voraussetzt, dass die Situation dem Hund gegenüber unfair ist.
 
Dabei
4 Mrz 2012
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#7
Genau akani, ich finde halt, das stimmt auch einfach.
Ich sehe es nicht ein, dass mein Hund nach mir schnappen darf und ich nicht zurückschnappen darf; vorausgesetzt das passiert aus "Trotz" oder ähnlichem und nicht legitimem "Ich habe Angst" oder "Ich fühle mich bedrängt".

Echt traurig was man von euch für Geschichten hört, aber da sieht man mal, diese Problematik ist echt gar nicht so weit hergeholt... finde es auf jeden Fall toll, dass man hier so sachlich diskutiert, hab auch gerade in den Thread zu dem Video geguckt.

Ich selbst wüsste jetzt direkt auch nicht, was ich machen soll. Aber ich würde auf jeden Fall versuchen festzustellen, ob bei meinem Hund körperlich alles klar und er keine Tumoren o.ä. hat, die ihm im Gehirn irgendwas eindrücken. Wenn der Hund körperlich gesund ist würde ich mich glaube ich schon erstmal echt weigern, an Einschläfern zu denken... Es gibt ja Spezialisten in Deutschland, die auch mit aggressiven Hunden echt toll umgehen (ich hab bspw. von Christiane Rohn nur gutes gehört) können und bevor ich nicht ALLE Möglichkeiten ausprobiert habe würde ich da nicht dran denken, den Hund einzuschläfern, nur weil ICH es versaut habe. Wie Anna schon gesagt hat ist der Hund ja nicht von heute auf morgen so. Es ist halt echt schwierig, im Moment gibt es bei mir selbst so einen Fall. Die Freundin meines Bruders hat einen Mischling aus Spanien, der ist ein knappes Jahr alt, frisch kastriert, und schnappt unbegründet. Offenbar tatsächlich nicht situationsgebunden und von sich aus, als ohne Einwirkung von außen, und die beiden wollen da nun auch noch rumdoktorn... als ich das gehört habe und dazu noch das Video im Kopf hatte dachte ich mir schon, hm, was wenn es mit dem auch so bei dieser Entscheidung endet?

Speziell bei Grewe weiß ich echt nicht so genau, was ich darüber denken soll. Ich kenne sein neustes Buch, und was er da beschreibt ist absolut richtig und hat nichts mit übermäßiger Gewalt zu tun. Andererseits habe ich jetzt auch schon von Dingen gehört, die er bei Vorträgen / Seminaren gebracht hat, die auch daneben waren. Aber wo zieht man die Linie? Ab wann ist Gewalt dem Hund gegenüber unter ABSOLUT KEINER BEDINGUNG mehr vertretbar? Und wie sieht das für einen Hund aus, wenn er nach menschlichen Waden schnappt, und alles was man ihm vorhält (jetzt mal übertrieben gesprochen) ist ein Leckerli DANEBEN, sobald er sich nähert?
Und ich frage mich auch, wie selbstbelohnend ist so ein Verhalten? Wenn der Hund nun nicht aus Angst heraus aggressiv ist, meine ich...
 
Dabei
21 Feb 2011
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#8
Der Schlag mit dem Napf war sicherlich das letzte Mittel, zu dem Michael Grewe gegriffen hat. Der hat vorher bestimmt anderes versucht, worauf der Hund nicht reagiert hat.

Wenn ich von mir selbst aus das Verhalten des Hundes verändern möchte (also bevor etwas passiert), habe ich Zeit und kann nach einem geeigneten Trainer suchen. Dann habe ich auch Zeit für das Training....da macht es dann nichts, wenn es ein halbes Jahr oder länger dauert. Dann brauche ich solche Mittel bestimmt nicht.
Liegt aber bereits eine Anzeige vor, habe ich diese Zeit nicht mehr. Und da stellt sich für mich echt die Frage, was tun? "Normales Training" schlägt vlt so schnell nicht an (kommt ja auf den Hund und sein Verhalten an)......dann doch so oder ähnlich wie im Video?

Für mich stellt sich die Frage nach dem Warum eigentlich eher nicht. Geht ein Hund aggressiv gegen Menschen oder andere Hunde, dann gehört dieses Verhalten erstmal unterbunden.....egal, ob er aus Angst heraus nach vorn geht, oder irgendeinem anderen Grund. Der Hund ist in dem Moment gefährlich. Hab ich den Hund zb aus dem Tierschutz kenne ich seine Vorgeschichte gar nicht.....da hindert mich die Suche nach dem Warum einfach nur daran, nach vorne zu schauen und das Verhalten zu ändern.
Oft ist dieses "ich muss ja erst wissen, warum er das macht" für mich nichts weiter als eine Ausrede.....vlt weil man selbst überfordert ist oder zu bequem, mit dem Hund vernünftig zu arbeiten, sich einen Trainer zu suchen. Denn das bedeutet ja auch für den Menschen eine Umstellung und evlt viel Arbeit.
 
Dabei
18 Mrz 2012
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#9
Naja, ich würde aber schon berücksichtigen, ob der Hund aus Angst so handelt oder ob er aggressiv ist. Denn gerade bei einem ängstlichen Hund könnte man eine tickende Zeitbombe produzieren, wenn der Hund eh schon Angst vor Menschen hatte und deshalb nach vorne gegangen ist wird das das Problem auf längere Sicht nur verstärken
 
Dabei
21 Feb 2011
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#10
Genau das glaube ich nicht. Aggressiv ist aggressiv (steckt ja schon im Wort "Angstaggressiv")....egal aus welchem Grund......und ich denke, dass die meisten Aggressionen bei Hunden aus Unsicherheit, Angst und totaler Überforderung entstehen. Natürlich nicht bei allen. Manche lernen halt auch, mangels Kompetenz des Besitzers, dass man seinen Willen bekommt, wenn man die Zähne einsetzt.
Jeder denkt immer, dass der Hund den Schlag mit dem Napf so verknüpft, dass er später noch mehr Angst vor Menschen und vlt sogar vor Näpfen hat. Vlt hat der Hund aber auch was anderes gelernt.....nämlich, dass es absolut sch**** ist, gegen einen Menschen zu gehen?

Edit: ein Hund mit echter Angst wird erstmal zurückweichen oder gar weglaufen und nicht gleich nach vorn gehen und beissen.
 
Dabei
18 Mrz 2012
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#11
klar, das kann auch eintreten, das andere wäre natürlich worst case. Deshalb wäre das für mich wenn überhaupt nur machbar, um den Hund vor dem sicheren Tod zu retten, denn wenn er sonst eh eingeschläfert würde wäre es auch schon egal, wenn sich das Ganze verschlimmern würde... Es ist und bleibt ein schwieriges Thema und das, was da im Video zu sehen war, lässt mich immer noch schwer schlucken ehrlich gesagt
 
Dabei
6 Nov 2012
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#12
hmm.. ich glaube wenn ein hund so drauf ist, hat der mensch viele fehler gemacht. damit meine ich den halter des hundes. es waren schon früh viele signale da, die der halter ignoriert, verdrengt oder nicht erkannt hat. der hund reagiert ja nur auf situationen und denkt nicht darüber nach, beiße ich jetzt den menschen oder nicht! ich denke jeder hund ist resozialisierbar! und er hat ne chance verdient von dem "richtigen" menschen erzogen zu werden. den muß man aber erst mal finden!!!! das ist das schwierige daran, leider!! lg melli
 
Dabei
15 Mai 2012
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#13
Ich hab mir jetzt seit dem Video und der Diskussion auch ständig Gedanken gemacht "was wäre wenn"... und ich muss (leider) ehrlich gestehen, dass ich selbst wohl einige Dinge so mache, bei denen jemand anderes die Hände über dem Kopf zusammenschlagen würde... Nun, für mich bleibt weiterhin, dass das Schlagen nicht ok ist, aber wenn mein Hund bspw. auf ein Kind aggressiv zugeht oder einen anderen Menschen, dann weiß ich auch immer noch nicht wie ich reagieren würde. Für mich ist das so furchbar emotional, weil ich dort immer gleich meinen Rumo sehe.. Als erstes sollte wohl ich eine Schüssel an den Kopf bekommen, wenn mein Hund ohne traumatisches Erlebnis etc. auf Menschen aggresiv zuginge.. Jedenfalls muss ich leider einsehen (mehr lässt mir auch mein stolz nicht zu^^), dass ich eigentlich keine Ahnung von aggressiven Hunden habe und auch nicht weiß, ob ich dem zustimmen würde, wenn durch meinen Hund eine Gefahr für andere, sich, mich bestünde und die Chance gegeben wäre, dass er dazulernt und am Leben bleiben könnte. Ich muss da definitiv noch ein bisschen darüber grübeln und auch noch wesentlich mehr Erfahrungen sammeln.
 
Dabei
8 Okt 2012
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#14
In dem Video ist der Hund nicht bedrängt worden und nichts, bedenkt das bitte. Das Tier hatte keine Not und jederzeit die Alternative, zurückzuweichen, aber es hat sich entschieden, lieber nach vorne zu gehen. Da hätte es bei mir auch geknallt, denn der Hund hatte eine andere Wahl.
Es geht hier nicht darum, dass der Hund einfach empfindlicher ist und lernen soll, das auszuhalten. Nein, der pure Anblick eines Menschen reicht aus, damit er diesen attackieren will. Da bin ich auch nicht mehr nett zu meinem Hund. Wenn mein Hund so ein Verhalten zeigen würde (es kann sich ja um ein Tierheim-Tier mit vorhandener Verhaltensstörung handeln, da stellt sich die Schuldfrage nicht), würde ich dem auch was entgegensetzen. Und Situationen, die für den Hund unfair sind, vermeidet man ja sowieso. Aber offenes Feld, lange Leine, Platz nach hinten bedeutet für mich nicht, dass der Hund keine Alternative hatte.
 
Dabei
29 Okt 2012
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#15
@Rumo:Schließe mich dir voll an.Bin aber auch in der glücklichen Lage das meine Pie kein bisschen agressiv ist.Sie ist bald 1Jahr alt und hab sie nur einmal knurrend erlebt.:mad:
 
Dabei
19 Feb 2012
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#16
In dem Video ist der Hund nicht bedrängt worden und nichts, bedenkt das bitte. Das Tier hatte keine Not und jederzeit die Alternative, zurückzuweichen, aber es hat sich entschieden, lieber nach vorne zu gehen. Da hätte es bei mir auch geknallt, denn der Hund hatte eine andere Wahl.
Du hast nur insoweit recht, dass man beim Video nicht mehr sieht. Man weiß aber nicht, was vorher gelaufen ist. Vielleicht hat er den Hund vorher bedrängt?
Und deshalb finde ich die Beurteilung schwierig.


Bei der Stellungnahme vom M.G. hat er geschrieben, dass "darüber diskutiert" wurde, ob der Hund eingeschläfert werden sollte. Im Grunde weiß man doch garnicht, ob ein Wesenstest verlangt wurde und ob Behörden wegen Einschläferung involviert waren. Es könnte doch einfach eine Diskussion in der Familie mit einem Hundetrainer stattgefunden haben. Oder habe ich das irgendwo überlesen?

LG mariposa
 
Dabei
8 Okt 2012
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#17
Ja, da gebe ich dir recht. Ich hoffe wirklich, dass man mehr Videos zu sehen bekommt.

Ich würde den Druck durch die Familie aber auch nicht unterschätzen. Also das würde es für mich nicht weniger dringend machen, wenn ich ehrlich bin.
 
B

Bautienchen

#18
interssant, dass jetzt doch viele meine meinung teilen, aber in dem anderen thema, ich dafür noch veruteilt wurde, dass ich eine rechtfertigung für gewalt gegen hunde suchen würde...danach hab ich mich dann ausgeklingt. viele können sich eine grundsätzliche "anti-gewalt" einstellung leisten, weil sie die entsprechenden hunde dazu haben. das bisschen leinenagression wo viele probleme haben ist ja auch ne lachnummer gegen so hunde wie in dem video.
ich habe vollstest verständnis dafür, dass wenn ein hund schon mehrfach gebissen hat, er eigentlich eingeschläfert werden müsste, aber man dies nicht möchte, weil er sich z.b. innerhalb der familie vorbildlich verhält. ich würde das genauso ausprobieren, bevor ich ihn einschläfern lassen würde.
 
Dabei
15 Jul 2012
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#19
Ich bin grundsätzlich gegen Gewalt. Nur habe ich inzwischen gemerkt, was ich vorher für mich ebenfalls ausschloss, dass eine gewisse körperliche Herangehensweise in der Erziehung angemessen sein kann, solange sie im Verhältnis steht. Lieber rucke ich einmal bewusst an der Leine und wechsel dann die Richtung, als Signal "du musst mehr auf mich achten", als das mein Hund sich regelmäßig selbst halb erwürgt, weil er sich an der Leine nicht an mir orientiert. Ich kenne genug Leute, die dieses kurze Leinenrucken bereits als "Gewalt" verteufeln würden.

Ich finde, dass positive Bestärkung durchaus was Gutes sein kann, aber ich glaube inzwischen nicht mehr daran, dass dies der alleinige Weg in der Erziehung sein sollte. Da bekommt man, je nach Hundecharakter schnell einen aufsässigen Hund. Wie will man denn auch Grenzen setzen, wenn man immer nur lieb zum Hund ist und diesem keine deutlichen Signale sendet. Wenn er nach dem 3x "Nein" nicht hört, wird ers vermutlich auch beim 4x nicht - da muss doch dann auch noch eine Steigerung möglich sein. Wenn man grad draußen ist, und er z.B. irgendeinen Mist fressen will, kannst du ihn ja z.B. nicht in den Kennel sperren um zu zeigen "hey so nicht". Ich würde da meinen Hund INZWISCHEN auch körperlich in so einer Situation, alleine zu seinem Selbstschutz angehen. D.h. für mich nicht, dass ich ihm wirklich weh tue, aber ihn in eine für ihn unangenehme Situation bringe. (Wenn sie irgendwann mal schnappen wollte, würde ich auch härter ran gehen um ein eindeutiges Signal zu setzen - verhältnismäßigkeit). Ich glaube, dass wenn der Hund weiß, dass du auch mal nicht nett sein kannst, er dich viel ernster nehmen wird und du selten zu "härteren" Maßnahmen greifen werden musst und oft das Wort alleine genügen wird.

Hunde unter sich gehen soviel rauher miteinander um.. ich glaube manchmal, dass die ganzen Hund - Kindvergleiche gar nicht so gut sind, weil sie ein falsches Bild über Hunde vermitteln. Ein Kind würde man doch nie zwicken um ihm zu sagen "lass das". Aber ein Kind würde einen anderen Menschen (Babys ausgenommen ;) nur mit eigenem Körpereinsatz nie derart lebensgefährlich verletzen können wie ein Hund.

Zum Grewe-Video: Ich habs auch gesehen und ich finde, dass die Reaktion vom Studenten zu heftig ausgefallen ist. Aber, ich weiß aus 1. Hand, die das Video komplett sehen konnte, dass der Hund im "1. Versuch" den "bösen Mann" übel attakiert haben muss, so dass ihn der Student kaum halten konnte. Nun muss man sich mal in die Lage des Studenten versetzen.. ich wäre sehr nervös gewesen und hätte evtl auch überzogen reagiert aus lauter Anspannung. Auch Grewe findet wohl, laut einer Aussage meiner Quelle, dass der Student zu emotional/stark reagiert hat.

Ich finde die Reaktionen soo heftig. Die beteiligten Leute erhalten teilweise Morddrohungen! Kann es denn ernsthaft von Interesse sein, das Tier einschläfern zu wollen, bevor nicht alle Möglichkeiten herangezogen wurden? Grewe möchte den Tieren nicht schaden, sondern ihnen und ihren Besitzern zu Leben verhelfen.

Grundsätzlich seh ichs eben als letztes Mittel an so stark (bzw- nicht ganz soo stark wie beim Video) gegen einen Hund vorzugehen. Dennoch kann es eben nötig werden, wenn der Hund sonst eingeschläfert werden müsste. Der Hund wird ja nicht regelmäßig verdroschen, sondern in Übungseinheiten werden im Konsequenzen für unerwünschtes/aggressives Verhalten vermittelt, die er mit einem anderen Verhalten ganz leicht umgehen kann.
Ich seh es ähnlich wie Bautienchen, dass man sich kaum in die Lage solcher Halter hineinversetzen kann und wer weiß zu welchen Mitteln man in so einer Situation bereit wäre zu greifen, nur damit der Hund vllt doch noch eine Chance hat in der Gesellschaft zu überleben.

Auf den 1. Post von Glöckchen bezogen: Ich denke, dass viele Halter sich auch schon früher Hilfe gesucht haben. Aber es ist schwer einen guten Trainer zu finden. Hundetrainer ist keine geschützte Berufsbezeichnung, so dass es viele schwarze Schafe gibt. Die erzählen dir dann irgendeinen Mist und als verzweifelter Hundehalter klammerst du dich ja an jeden Strohhalm und nimmst dankend die Ratschläge an. Wenn diese eben nicht gut sind, kann der Hund währenddessen das unerwünschte Verhalten immer weiter ausbauen und dann wirds irgendwann so schlimm, dass eben die Einschläferung droht. Zeit vergeht so schnell..
Ich war inzwischen bei ca 5 Hundetrainern - alle wenden unterschiedlichste Methoden an und bei manchen greift man sich echt nur an den Kopf..
 
Zuletzt bearbeitet:
Dabei
20 Dez 2012
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#20
Ich bin mit Schäferhunden aufgewachsen. Und da ich bereits 54 Lenze zähle, sind meine Erfahrungen schon aus den 60er und 70er Jahren. Da ging man noch ganz anders mit den Tieren um. Ich will da nichts schön reden, aber ein Blechnapf auf den Kopf hat bei diesen Hund den erwünschten Erfolg gehabt. Obwohl ich gegen geglichge Gewalt gegen Tiere bin, kann ich in diesem einen Fasll nichts Verwerfliches finden, rettet es immerhin das Leben des Tieres. Wir müssen bei verschiedenen medizinischen Maßnahmen auch die Zähne zusammenbeißen, weil es Schmerzen erzeugt. Die Schmerzen mit dem Bechnapf halten sich in Grenzen, vielmehr ist es der Überraschungseffekt, der hier zum Tragen kommt. Und man kann ja auch beobachten, dass der Hund danach in der Lage ist, moderat zu reagieren.

Beobachten wir mal eine Beißerei unter Hunden (speziell unter potenten Rüden) dann sehen wir, dass diese sehr körperlich werden. Die gehen weiß Gott nicht zimperlich miteinander um. Da fließt auch schon mal Blut und der Verlierer wird aus der Sicherheit des Rudels verjagt. Das soll natürlich kein Freibrief sein, Hunde körperlich zu züchtigen oder zu misshandeln, aber wenn das Video ein Teil einer hoffentlich gelingenden Therapie ist -so what?
 

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