Hallo Foris,
ich habe in meinem Blog einen Artikel zum Thema Stress verfasst. Den wollte ich vorher eigentlich von euch reviewen lassen, aber ich darf meinen Blog hier ja noch nicht veröffentlichen.
Der Artikel ist inspiriert von den vermehrten Problemfällen hier im Forum (oder ist das nur meine subjektive Meinung?).
Zu meiner Qualifikation: Ich bin Chemielaboranten und habe die Ausbildung an einem naturwissenschaftlichen OSZ abgeschlossen. Für meine Abiturprüfung schrieb ich eine wissenschaftliche Arbeit in der Neurobiologie, die von meiner Mentorin, einer Doktorin der Neurobiologie, begleitet wurde. Ich interessiere mich heute noch sehr für dieses Themengebiet, besonders aber für die Neuroethik. Es fasziniert mich, dass so ziemlich jede Verhaltensweise auf Hormone und Neurotransmitter zurückzuführen sind.
So und hier nun der ganze Artikel:
Ich suche nach Fehlerteufeln und sowas, gerne aber auch nach Meinungen zum Inhalt
ich habe in meinem Blog einen Artikel zum Thema Stress verfasst. Den wollte ich vorher eigentlich von euch reviewen lassen, aber ich darf meinen Blog hier ja noch nicht veröffentlichen.
Der Artikel ist inspiriert von den vermehrten Problemfällen hier im Forum (oder ist das nur meine subjektive Meinung?).
Zu meiner Qualifikation: Ich bin Chemielaboranten und habe die Ausbildung an einem naturwissenschaftlichen OSZ abgeschlossen. Für meine Abiturprüfung schrieb ich eine wissenschaftliche Arbeit in der Neurobiologie, die von meiner Mentorin, einer Doktorin der Neurobiologie, begleitet wurde. Ich interessiere mich heute noch sehr für dieses Themengebiet, besonders aber für die Neuroethik. Es fasziniert mich, dass so ziemlich jede Verhaltensweise auf Hormone und Neurotransmitter zurückzuführen sind.
So und hier nun der ganze Artikel:
Ich behaupte, dass Stress ein wesentlicher Bestandteil von Rodneys ersten Lebensjahr war und dass Stress dazu geführt hat, dass er nun so ein ausgeglichener Junghund ist. Aber wie komme ich zu dieser Aussage?
Was passiert bei Stress?
Leider wird das Wort "Stress" in der heutigen Zeit komplett negativ assoziiert. Wenn wir an Stress denken, denken wir daran, dass wir die Kinder vom Kindergarten abholen müssen, oder das diese eine wichtige Arbeitsprojekt noch bis zum Ende der Woche abgeschlossen sein muss - sonst führt das zu Repressalien vom Chef - also weiteren Stress. Wir denken an Trennungen und die Steuererklärung und den Abwasch in der Küche.
Wissenschaftlich betrachtet wird Stress durch das vegetative Nervensystem ausgelöst. Registriert das Gehirn eine Gefahr oder ein Alarmsignal aktiviert das sympathise Nervensystem die Nebennieren, damit sie Adrenalin (Hormon) und Noradrenalin (Neurotransmitter und Hormon) freisetzen. Durch die Freisetzung von Adrenalin wird u.a. die Herzfrequenz und der Blutdruck erhöht, sowie auch die Bronchien geweitet, um eine erhöhte Sauerstoffaufnahme in den Blutkreislauf zu gewährleisten. Noradrenalin erfüllt als Hormon den selben Zweck, wirkt als Neurotransmitter aber gleichzeitig auch an den postganglionären Synapsen im sympathischen Nervensystem.
Ist die Gefahr nicht nur ein Schreck gewesen, sondern dauert an, passiert ein weiterer Schritt: Die Hirnanhangsdrüse setzt ein bestimmtes Hormon (Adrenocorticotropes Hormon, kurz: ACTH) frei, welches die Nebennierenrinde dazu anregt, Cortisol zu produzieren und in den Blutkreislauf abzugeben. Durch Cortisol ist ein Stoffwechselhormon und führt zum Beispiel dazu, dass dem Hund die Fettreserven des Körpers zur Verfügung gestellt werden, wenn der Stress weiterhin andauert.
Es scheint in dieser Reaktion irgendwo eine "Grenze der Heftigkeit" zu geben, in der wir den Stress und die Herausforderung nicht mehr mit "Gedanken" bewältigen können, weil sie durch den hohen Hormon- und Neurotransmitterspiegel blockiert werden (Di-Stress). Liegt dieser Spiegel unter der Grenze, heißt es zwar nicht, dass wir keinen Stress empfinden, aber jedoch das wir damit umgehen und ihn sogar als lustvoll empfinden können (Milder Stress/Eu-Stress). Warum gehen wir in Horrorfilme? Warum stürzen wir uns aus Flugzeugen? Dies sind wahrhaft Grenzerfahrungen, die uns den ultimativen Kick geben. Das Merkwürdige daran: Wer einen Sprung vom 3m - Brett im Schwimmbad schafft wird bald schon auf das 5m - Brett klettern, weil das 3m - Brett nicht mehr die selbe Grenzerfahrung bietet. Das liegt daran, dass sich die Grenze verändert. Neurobiologisch wird dieser Vorgang als Desensibilisierung bezeichnet. Da die Stressreaktion erst durch das Vegetative Nervensystem eingeleitet wird, ist die Desensibilisierung ein wichtiges Instrument in der Erziehung eines wesensfesten Hundes.
Der Aussie auf der Suche nach dem Kick
Der Aussie liebt Stress, denn sie wurden dazu gezüchtet mutig zu sein. So ziemlich jede Eigenschaft, auf die eine Rasse selektiert werden kann, hat mit Stress zu tun. Jagen und Hüten in allen Formen, sowie Territorialverhalten sind eigentlich nur selektierte Vorliebe eines Hundes für eine bestimmte Situation, die ihm Spannung bietet (wie ein guter Krimi). So wurden beim Aussie die Tiere zur Zucht ausgewählt, welche einen besonderen Kick im Treiben von Rindern sahen und gerne Haus und Hof verteidigten. Denn bewältigbarer Stress ist gut - für uns und für den Hund.
Die wenigstens Aussies finden diese Aufgabe in ihrem Zuhause. Auch wenn sie mal auf einem Seminar Enten hüten dürfen, so verschafft ihnen das garantiert nicht den Adrenalinrausch, für den sie gezüchtet wurden, den Enten züchten erfordert keinen Mut. Sogar ein Chihuahua schafft das, wenn er möchte.
Somit ist klar, warum unsere Lieblinge als Welpen immer und zu jeder Schandtat bereit sind. Sie lieben den Stress und machen deswegen alles mit - egal wie lang es dauert. 5 x 10 Minuten Clickern am Tag, dazu 2 Stunden Spazierengehen und am Ende des Tages wird noch das 1x1 der Hausregeln geübt. Das alles macht der Aussie gerne mit - auch wenn es nicht gut für ihn ist. Denn im Gegensatz zum Menschen, weiß der kleine Welpe nicht, wie viel tatsächlich gut für ihn ist. Denn selbst milder Stress, sollte damit enden, dass die Stresshormone abgebaut werden können. Andauernder EU-Stress schlägt nämlich in Dauerstress (Di-Stress) um, und dies sollte beim Hund und insbesondere beim Welpen vermieden werden.
Der Welpe nach der Ankunft im neuen Heim
Für einen 8 Wochen alten Hund reicht es durchaus aus, ihn zunächst 2 Wochen einfach nur ankommen zu lassen, ohne ihm schon Sitz, Platz und Fuß beizubringen. Diese zusätzlichen Trainingszeiten fehlen dem Welpen nämlich in der Zeit, in der er eigentlich seine Ruhephasen haben sollte um die vielen neuen Eindrücke der Umgebung (Eu-Stress) zu verarbeiten.
Sinnvoll ist es, den Welpen vor der Abholung oft und mehrfach zu besuchen, sodass sie die Beschützerrolle der Mutter übernehmen können. Es ist meiner Meinung nach Quatsch, dass ein 8 Wochen altes Lebewesen nun allein klar kommen muss. Nein, unsere neue Aufgabe als Hundehalter ist es dem Welpen Schutz zu bieten, auf den er sich in stressigen Situationen verlassen kann und unter diesem Schutz neue Bewältigungsstragien für diesen "Stress" entwickelt.
Um Stress abzubauen, ist es hilfreich dem Welpen etwas zum Kauen zu geben. Rodney hat hier immer einen alten Knochen rumliegen, den er benagen kann, wenn er Stress abbauen möchte (z.B. wenn Besuch da ist) - es ist eine seiner Bewältigungsstrategien.
Ist der Welpe in der Wohnung und im Alltag angekommen ist es soweit - das Training kann starten. Auf Stress sollte dabei nicht verzichtet werden. Erstens, weil der Aussie ihn ohnehin suchen und finden wird und zweitens, weil wir ihn nicht umgehen können: Frustration beispielsweise ist ebenfalls Stress (pur!) für den Hund und jeder halbwegs informierte Aussiebesitzer weiß, welch wichtige Funktion die Frustrationstoleranz in der Erziehung spielt. Wir sollten beim Training also darauf achten, dass der Hund auf seine Kosten kommt und ihm die Kicks gewähren, die er sonst in unerwünschtem Jagd- oder Territorialverhalten finden würde.
Eine spannende Art des Erlernes der Impulskontrolle sind Zergelspiele. Der Aussie kann powern und richtig viel Spaß und Spannung erleben, während er gleichzeitig lernen sollte, das Zergel auf ein Signal loszulassen und/oder zu nehmen. Nach diesen Spieleinheiten sollte wieder eine Ruhephase folgen.
Fazit
Es ist schwierig in der Hundeerziehung das richtige Maß an Stress zu finden. Wichtig ist, dass Stress sehr wohl auch spannend und somit positiv sein kann. Dies können wir gut für die Ausbildung und Erziehung des Hundes nutzen. Auch Junghunde sollten Grenzerfahrungen machen - wenn sie es möchten und sich dafür bereit fühlen. Stress wird durch das Vertrauen zum Menschen übrigens gemildert:
Was passiert bei Stress?
Leider wird das Wort "Stress" in der heutigen Zeit komplett negativ assoziiert. Wenn wir an Stress denken, denken wir daran, dass wir die Kinder vom Kindergarten abholen müssen, oder das diese eine wichtige Arbeitsprojekt noch bis zum Ende der Woche abgeschlossen sein muss - sonst führt das zu Repressalien vom Chef - also weiteren Stress. Wir denken an Trennungen und die Steuererklärung und den Abwasch in der Küche.
Wissenschaftlich betrachtet wird Stress durch das vegetative Nervensystem ausgelöst. Registriert das Gehirn eine Gefahr oder ein Alarmsignal aktiviert das sympathise Nervensystem die Nebennieren, damit sie Adrenalin (Hormon) und Noradrenalin (Neurotransmitter und Hormon) freisetzen. Durch die Freisetzung von Adrenalin wird u.a. die Herzfrequenz und der Blutdruck erhöht, sowie auch die Bronchien geweitet, um eine erhöhte Sauerstoffaufnahme in den Blutkreislauf zu gewährleisten. Noradrenalin erfüllt als Hormon den selben Zweck, wirkt als Neurotransmitter aber gleichzeitig auch an den postganglionären Synapsen im sympathischen Nervensystem.
Ist die Gefahr nicht nur ein Schreck gewesen, sondern dauert an, passiert ein weiterer Schritt: Die Hirnanhangsdrüse setzt ein bestimmtes Hormon (Adrenocorticotropes Hormon, kurz: ACTH) frei, welches die Nebennierenrinde dazu anregt, Cortisol zu produzieren und in den Blutkreislauf abzugeben. Durch Cortisol ist ein Stoffwechselhormon und führt zum Beispiel dazu, dass dem Hund die Fettreserven des Körpers zur Verfügung gestellt werden, wenn der Stress weiterhin andauert.
Es scheint in dieser Reaktion irgendwo eine "Grenze der Heftigkeit" zu geben, in der wir den Stress und die Herausforderung nicht mehr mit "Gedanken" bewältigen können, weil sie durch den hohen Hormon- und Neurotransmitterspiegel blockiert werden (Di-Stress). Liegt dieser Spiegel unter der Grenze, heißt es zwar nicht, dass wir keinen Stress empfinden, aber jedoch das wir damit umgehen und ihn sogar als lustvoll empfinden können (Milder Stress/Eu-Stress). Warum gehen wir in Horrorfilme? Warum stürzen wir uns aus Flugzeugen? Dies sind wahrhaft Grenzerfahrungen, die uns den ultimativen Kick geben. Das Merkwürdige daran: Wer einen Sprung vom 3m - Brett im Schwimmbad schafft wird bald schon auf das 5m - Brett klettern, weil das 3m - Brett nicht mehr die selbe Grenzerfahrung bietet. Das liegt daran, dass sich die Grenze verändert. Neurobiologisch wird dieser Vorgang als Desensibilisierung bezeichnet. Da die Stressreaktion erst durch das Vegetative Nervensystem eingeleitet wird, ist die Desensibilisierung ein wichtiges Instrument in der Erziehung eines wesensfesten Hundes.
Der Aussie auf der Suche nach dem Kick
Der Aussie liebt Stress, denn sie wurden dazu gezüchtet mutig zu sein. So ziemlich jede Eigenschaft, auf die eine Rasse selektiert werden kann, hat mit Stress zu tun. Jagen und Hüten in allen Formen, sowie Territorialverhalten sind eigentlich nur selektierte Vorliebe eines Hundes für eine bestimmte Situation, die ihm Spannung bietet (wie ein guter Krimi). So wurden beim Aussie die Tiere zur Zucht ausgewählt, welche einen besonderen Kick im Treiben von Rindern sahen und gerne Haus und Hof verteidigten. Denn bewältigbarer Stress ist gut - für uns und für den Hund.
Die wenigstens Aussies finden diese Aufgabe in ihrem Zuhause. Auch wenn sie mal auf einem Seminar Enten hüten dürfen, so verschafft ihnen das garantiert nicht den Adrenalinrausch, für den sie gezüchtet wurden, den Enten züchten erfordert keinen Mut. Sogar ein Chihuahua schafft das, wenn er möchte.
Somit ist klar, warum unsere Lieblinge als Welpen immer und zu jeder Schandtat bereit sind. Sie lieben den Stress und machen deswegen alles mit - egal wie lang es dauert. 5 x 10 Minuten Clickern am Tag, dazu 2 Stunden Spazierengehen und am Ende des Tages wird noch das 1x1 der Hausregeln geübt. Das alles macht der Aussie gerne mit - auch wenn es nicht gut für ihn ist. Denn im Gegensatz zum Menschen, weiß der kleine Welpe nicht, wie viel tatsächlich gut für ihn ist. Denn selbst milder Stress, sollte damit enden, dass die Stresshormone abgebaut werden können. Andauernder EU-Stress schlägt nämlich in Dauerstress (Di-Stress) um, und dies sollte beim Hund und insbesondere beim Welpen vermieden werden.
Der Welpe nach der Ankunft im neuen Heim
Für einen 8 Wochen alten Hund reicht es durchaus aus, ihn zunächst 2 Wochen einfach nur ankommen zu lassen, ohne ihm schon Sitz, Platz und Fuß beizubringen. Diese zusätzlichen Trainingszeiten fehlen dem Welpen nämlich in der Zeit, in der er eigentlich seine Ruhephasen haben sollte um die vielen neuen Eindrücke der Umgebung (Eu-Stress) zu verarbeiten.
Sinnvoll ist es, den Welpen vor der Abholung oft und mehrfach zu besuchen, sodass sie die Beschützerrolle der Mutter übernehmen können. Es ist meiner Meinung nach Quatsch, dass ein 8 Wochen altes Lebewesen nun allein klar kommen muss. Nein, unsere neue Aufgabe als Hundehalter ist es dem Welpen Schutz zu bieten, auf den er sich in stressigen Situationen verlassen kann und unter diesem Schutz neue Bewältigungsstragien für diesen "Stress" entwickelt.
Um Stress abzubauen, ist es hilfreich dem Welpen etwas zum Kauen zu geben. Rodney hat hier immer einen alten Knochen rumliegen, den er benagen kann, wenn er Stress abbauen möchte (z.B. wenn Besuch da ist) - es ist eine seiner Bewältigungsstrategien.
Eine spannende Art des Erlernes der Impulskontrolle sind Zergelspiele. Der Aussie kann powern und richtig viel Spaß und Spannung erleben, während er gleichzeitig lernen sollte, das Zergel auf ein Signal loszulassen und/oder zu nehmen. Nach diesen Spieleinheiten sollte wieder eine Ruhephase folgen.
Fazit
Es ist schwierig in der Hundeerziehung das richtige Maß an Stress zu finden. Wichtig ist, dass Stress sehr wohl auch spannend und somit positiv sein kann. Dies können wir gut für die Ausbildung und Erziehung des Hundes nutzen. Auch Junghunde sollten Grenzerfahrungen machen - wenn sie es möchten und sich dafür bereit fühlen. Stress wird durch das Vertrauen zum Menschen übrigens gemildert:
Rodney sprang mit 5 Monaten mutig in die Wellen der Ostsee, weil ich im Wasser war und ihn zu mir rief. Diese Grenzerfahrung führte dazu, dass er Wasser und Wellen nun lieben gelernt hat. Durch das Vertrauen zu mir war er mutiger, der Stress geringer. Es ist also keinesfalls falsch, dem Hund Sicherheit zu vermitteln.
Ich stelle mir eine Stressreaktion immer in einem Diagramm vor, in dem eine auf der y-Achse (Heftigkeit der Stressreaktion) Schwelle eingezeichnet ist, die nicht überschritten werden sollten, da sonst Gedanken und Lerneffekte blockiert werden. Wenn wir unsere Kleinen aber mal metaphorisch vom 3m Brett im Schwimmbad springen lassen, und sie somit ihre Grenzen kennen lernen und diese sogar erweitern können, spricht nichts dagegen - im Gegenteil: Nicht anders ist es vom Australian Shepherd gewollt.