@Senior Die SKN Kurse wurden nach der tödlichen Beissattacke auf den 6-jähren Süleymann eingeführt. Er wurde 2005 von drei American Staffordshire Hunden zu Tode gebissen. Im Anschluss wurden eben die Listenhunde eingeführt etc. Die Entwicklung zu einer grösseren Sensibilität fand nicht nur in der Schweiz sondern u.a. auch in Deutschland statt. Der Erfahrungsbericht aus der Schweiz zeigt einzig auf, welche Massnahmen hier deswegen ergriffen wurden und zu welchem Ergebnis diese Massnahmen geführt haben. Primäres Ziel war, Beissattacken zu verhindern.
Als ob eine Gesetztesbeschluss eine Fussfessel wäre und keiner kommt mehr davon los .
Zum Glück ist die Schweiz ein pragmatisches Land, in dem die Bürger mitentscheiden können und Entscheidungen auch schon mal hinterfragt werden. Eine Diskussion gehört zum politischen Prozess und ist Basis für Entscheidungen. Der Entschluss, die SKN Kurse aufzuheben wird sicherlich immer wieder hinterfragt (gerade heute am Samstag hier in einem bekannten Medienportal sehr kontrovers). Nicht jede Meinung gefällt allen und es gehört zum (demokratischen) Prozess auch die Meinung von Gegnern zu akzeptieren, ohne diese gleich abzustempeln.
Hier war es so, dass die Halter von kleinen und leichten Hunden nicht den SKN Nachweis erbringen mussten. Gerade in dieser Gruppe häufen sich jedoch die Beissattacken. Nicht zuletzt gehören zu dieser Gruppe sehr viele "tut-nix" Hunde & ihre Halter. Somit müsste grundsätzlich hinterfragt werden "wer nimmt alles an den Kursen teil" - meiner Meinung nach alle Ersthundebesitzer und "wie sind die Inhalte dieser Schulungen" - denn hier ging es nicht zuletzt eher um Basics wie "Kot aufnehmen" etc.
Viele minimale Basics werden von Hundehaltern gar nicht umgesetzt. Kotaufnahme gehört dazu. Ein HH im Nachbardorf hat ein Rudel von sechs Hunden. Drei Border, Pudel, Terrier. Der HH sieht aus und fühlt sich etwas wie Cesar Millan. Seine Hunde hören sehr eindrucksvoll auf das Wort, er hat nie eine Leine dabei. Er hat aber auch nie Kotbeutel dabei, würde bei sechs Hunden vermutlich lächerlich wirken - all die Kotbeutel. Er lässt sein Rudel laut bellend durch den Wald laufen, auch zur Setzzeit. Es ist ihm egal, dass er damit die Wildtiere stört. Seine Hunde kommen ja schliesslich aufs Wort wieder zu ihm. Die meisten HH hier bewundern ihn, weil er seine Hunde so gut im Griff hat.
Folgende Szene ist daher schon öfters passiert: Da komme ich mit meinem Merlin auf dem Waldweg daher. Da mir Merlin noch zuviel Jagdtrieb hat und bei (unseren sehr häufigen) Rehbegegnungen von < 10 Metern noch nicht zuverlässig hört, ist er (nur im Wald noch) an der Leine. Das Bellen des Rudels hat er schon weit gehört und der Hund ist aufgeregt. Der HH wartet bis ca. 3 Meter vorher ab (manchmal muss ich stehenbleiben) bis er sein Rudel zusammenruft. Er geniesst dann sichtlich den Moment, wo ich mit einem aufgeregten Aussie, bepackt mit roten Kotbeuteln, an ihm vorbei gehe. Wir sind keine 3 Meter vorbei, da lässt er sein Rudel laut bellend rennen und ich darf meinen aufgeregten Hund noch etwas weiter erziehen ;-).
Was ist bei ihm von dem Kurs hängen geblieben?
Bei der Diskussion hier geht es nicht zuletzt um Anstand, gegenseitige Toleranz und um das Achten z.B. auch von Wildtieren, Joggern, Reitern, Biker etc. Wenn solche Basics in einer Gesellschaft zunehmen fehlen, müssen die Inhalte von einem Hundekurs das auffangen können. Und da sehe ich leider erhebliche Defizite. In der Diskussion heute auf Social Media ist mir ein Kommentar noch aufgefallen: "Ich lasse meine Hunde immer frei laufen, auch bei Hundebegegnungen. Wenn andere ihre Hunde bei Begegnungen anleinen müssen, dann stimmt was mit den Hunden nicht, dann sind die falsch erzogen, die brauchen doch ihre Freiheit und die können sich doch ruhig mal beschnuppern".
Zu soviel Dummheit und Borniertheit fällt mir einfach nicht mehr viel ein.
Für mich gehört es (völlig abgesehen von Erziehungskursen etc.) zum
Anstand, meinen Hund bei Begegnungen mit Joggern, Reitern etc. an meine Seite zu rufen - und zwar schon etwas früher als nur 3 Meter. Daher haben wir stets vollkommen friedliche Begegnungen. Auch eine Reitgruppe von 20 Pferden (paarweise, nehmen den ganzen Weg ein) meistern wir problemlos. Und kommt mir ein HH mit einem (frei oder angeleinten) Hund anständig entgegen, kann ich mit meinem 2,5 jährigen intakten Rüden auch Hundebegegnungen anständig meistern.
Neulich auf Heimatvisite in Köln. Eine HH mit freilaufendem kleinen Hund lässt diesen auf meinen Mann zulaufen, der Hund springt meinen Mann auch an. Mein Mann reagiert mehr als wütend und schiebt den Hund mit dem Bein weg. Die HH war sichtlich pikiert, weil ihr Hündchen so misshandelt wurde. Das hat wenig mit "Hundeerziehung" zu tun. Sondern mit mangelndem Anstand. Es ist mehr als unanständig, einen Hund frei auf fremde Personen zulaufen zu lassen im Sinne von "mein Puschi-Puschi tut-nix". Und da hege ich einfach Zweifel, dass die "wirklich Unanständigen", denen schon die "gute Kinderstube" fehlt als Erwachsene noch was lernen. Vermutlich bin ich dafür schon zu alt