Jake, der Angsthase.. oder besser; Angsthund.

Dabei
16 Feb 2016
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#1
Hallo ihr Lieben,

ich weiß gar nicht, wo ich anfangen soll .. wir haben unseren Jake (3 1/2 Jahre alt) nun seit 1 Jahr. Er kam zu einer Bekannten von uns zurück (Aussie Züchterin), weil er bei seiner vermittelten Familie angeblich eifersüchtig auf das neugeborene Kind war. Soweit so gut.. wir haben Jake kennengelernt und uns dafür entschieden, dass er bei uns einziehen darf


Jake ist ein unglaublicher Angsthase. Er hat mächtig Angst vor fremden Menschen - lässt sich auch nicht von fremden Menschen streicheln und ist sehr reserviert (was ja nicht weiter schlimm wäre - er muss sich ja absolut nicht von jedem streicheln lassen). Uns gegenüber ist er der liebste Hund der Welt!
Wenn ein Postbote oder der Pizzalieferant klingelt fängt Jake fängt an zu bellen, zu Knurren .. und wenn diese ihn dann noch "aufziehen" mit Sprüchen wie "ist ja gut!!" und ihn dabei noch penetrant anschauen, dann ist es bei Jake ganz vorbei >.>
Ist es richtig, ihn in solch einer Situation zu beruhigen - oder bestärkt ihn das dann nur..?

Er muss sich auch jede Woche neu mit meinem Freund anfreunden (ist nur von Fr-Di aus beruflichen Gründen zu Hause); weil er einfach mächtig misstrauisch ist. Wenn mein Freund freitags nach Hause kommt rennt Jake erstmal auf seinen Platz (das haben wir ihm nicht beigebracht - das macht er von selbst; aber nur bei ihm) - mein Freund setzt sich dann auf den Boden; ruft ihn ganz lieb und dann kommt er auch meist. Am nächsten Tag liegen sie auch kuschelnd zusammen auf dem Sofa - aber man merkt deutlich, dass Jake jedes Mal Schwierigkeiten hat, sich ihm zu "öffnen". Hab auch das Gefühl, dass er mit Männern ein größeres Problem hat - warum auch immer

Anderen Tieren, egal ob Hund oder Katze ist er TOTAL aufgeschlossen gegenüber und der allerliebste. Auch sonst hat er wirkliche keinerlei Fehler oder sonst irgendwas - ist durch und durch ein toller Hund. Bis auf diese eine Sache nunmal. :)

Wir dachten, das legt sich vielleicht irgendwann.. aber nein - es bleibt bestehen.


Habt ihr vielleicht eine Idee? Anregungen? Iiiirgendwas?
Das wäre toll!


Ganz liebe Grüße
 
Dabei
7 Sep 2012
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#2
Ja, so eine Kandidatin habe ich hier auch. Sie ist sehr zurückhaltend u. unsicher gegenüber anderen Menschen u. läßt sich auch nicht (von jedem) anfassen, zeitgleich meint sie aber ihren Schutztrieb u. ihren Kontrolletti ausleben zu müssen.
Keine einfach Mischung!
Auch sie muss ihr bereits bekannte Menschen immer wieder neu "kennenlernen". Dieses einmal gab man ihr ein Lecker u. sie ließ sich anfassen = best friends forever, gibt es bei ihr nicht!
Und das muss man irgendwo akzeptieren! Meine Hündin ist jetzt 5 Jahre, es hat sich viel entwickelt, aber man muss auch ganz klar die Grenzen akzeptieren. Und eine Grenze ist: Fremde müssen u. dürfen sie nicht streicheln, wenn sie es nicht von sich aus zuläßt. Basta! Anders ist es beim TA oder Physio. Hier muss sie sich anfassen lassen u. sackt dann regelrecht in sich zusammen, macht dann auch mal unter sich. Wir arbeiten dran! Meine beiden Senioren gehen regelmäßig zur Physio u. Fallon ist dann mit dabei. Kommt auch auf den Behandlungstisch (wo sie von allein draufgeht) bekommt dort oben Lecker u. inzwischen muss sie sich auch mal ablegen u. von der Physiotherapeutin kurz anfassen lassen. Große Freude, dicker Keks, runter u. fertig. Dieser Schritt zu dem Mal anfassen lassen, hat jetzt ein Jahr gedauert.

Bei Postbote u. Pizzalieferanten ganz klare Regelung: Schick Jake auf seinen Platz bevor Du die Tür öffnest. Er hat dort liegen zu bleiben bis der Besuch an der Tür wieder fort ist. Es ist nicht seine Aufgabe hier aufpassen u. Verantwortung zu übernehmen. Öffnest Du die Tür, muss er lernen, das Du alles unter Kontrolle hast u. er in der Situation nicht gefragt ist!

Deinem Freund würde ich empfehlen, den Hund zu ignorieren. Dieses "ganz lieb" rufen usw., kann Jake in seiner Unsicherheit noch bestärken. Dein Freund sollte sich ruhig u. sicher in der Wohnung bewegen u. sich normal verhalten u. sich gedulden, bis Jake auf ihn zukommt u. die Situation im ganzen neu eingeordnet hat. Zeigt ihm, das er Herr der Lage ist u. entscheiden kann, wann er auf den Freund zugeht und wann nicht. Oder aber, Dein Freund hat ein "Superspielzeug" für Jake, das NUR Dein Freund hat u. wenn er kommt, wird damit gespielt! Und zwar NUR von Deinem Freund mit Jake.
Sicher wird er ihn bald sehnsüchtig erwarten.
 
Dabei
27 Jul 2012
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#3
Arbeite sehr sehr viel an der Bindung zu ihm, er soll wissen das du das regelst, ihn beschützt usw.
Wenn jemand kommt gib ihm einen festen Platz, trainiere das vorher und er soll da bleiben und auf gut deutsch die
klappe halten :D
wir haben den größten Angsthasen und nach jahrelangem Training sind wir jetzt ein Team und nur dadurch ist er entspannt.
Anfassen lasse ich ihn übrigens garnicht, die Leute kriegen direkt ne Ansage von mir, alleine schon aus dem Grund das man nie garantieren kann ob er nicht doch aus Angst mal zuschnappt.
 
Dabei
7 Nov 2013
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#4
Also ich habe auch so einen Kandidaten hier..
Ähnlich wie Aussiewolf schreibt: Auf der einen Seite extrem ängstlich und reserviert, auf der anderen Seite kommt immer wieder der Schutzinstinkt durch.
Die Kombination aus Beidem führt bei uns dann oft zu übereilten und überzogenen Reaktionen.
Bei uns ist es auch genauso, dass die Menschen, wenn sie Barney beruhigen oder ähnliches die Situation nur viel schlimmer machen.

Mein Rat an dich:
1. Der Hund wird nicht angefasst von anderen, außer er möchte das.
2. Ganz klar den Leuten sagen, dass sie ihn nicht anschauen oder ansprechen sollen.
Das ist manchmal schwierig, weil man den Leuten ja ungern so begegnet, aber es ist wirklich das einzige was hilft.
Oft werde ich beim Spaziergang wegen meinem schönen Hund angehalten. Ich sage dann immer im ersten Satz, dass er Angst vor Fremden hat und bitte komplett ignoriert wird.
Dann bellt Barney auch nicht udn weiß dass ich die Situation regel.
Beugt der Mensch sich dann runter o.ä. und spricht ihn direkt an, bekommt er direkt die Quittung (anbellen).
Ich bitte sie dann weiter zu gehen, stelle mich vor Barney und die Sache ist geklärt.
Auch wenn die Leute sich dann irgendwie über dich aufregen oder sonst was, du musst deinen Hund beschützen. Auch vor Postbote und Pizzalieferant.
3. Bellen wenn die Tür klingelt habe ich persönlich komplett abgestellt. Wenn Barney zur Tür rennt, wird er ins Körbchen geschickt. Er hat an der Tür nichts zu suchen.
4. Wenn Fremde mich besuchen, und ich weiß mein Hund hat damit ein Problem, dann muss er die ersten 15 Minuten im Körbchen bleiben und wird von allen ignoriert.
Die Menschen dürfen nicht auf ihn zu gehen, ihn nicht ansehen und mit ihm nicht sprechen. Ich teile das meist schon per SMS mit.
Sind alle angekommen, haben ihren Platz eingenommen o.ä. darf Barney aus dem Körbchen raus.
Wenn niemand ihn streicheln will (was ich verbiete) oder ihn anspricht (was ich verbiete), läuft alles eigentlich gut.
Ab und zu können die Gäste dann auch mal Leckerlis rüber schmeißen und er taut langsam auf.
Dabei ist wichtig, dass er nicht denkt "oh ich bekomm ein Leckerli und jetzt will man auch was von mir (z.B. streicheln)".
Nein, er bekommt es und es wird nichts von ihm erwartet, dass soll ihm Fremde im Haus sympathischer machen.

Allgemein würde ich ihm aber nicht beruhigend zusprechen. Und auch mit einem "Anschiss" wäre ich vorsichtig oder zumindest darauf bedacht, dass der Hund ihn nicht interpretiert a la "wir vertreiben den Feind gemeinsam, Herrchen / Frauchen stärkt mir den Rücken".
Alles in Allem kann ich sagen, dass es wichtig ist die Bindung zu stärken und laut meinem Trainer:
Je unsicherer der Hund, desto sicherer muss der Halter sein, sonst gibt es ganz schnell Probleme.
 

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