Hallo,
es tut mir sehr leid zu lesen, dass Tex und ihr unglücklich seid und noch keine Lösung für euch gefunden habt
ich möchte kurz unsere "Geschichte" hier für euch zusammenfassen, weil sie doch einige Parallelen aufweist:
Im August 2017 ist bei uns ein Aussie-Rüde aus seriöser Zucht mit einer guten Kinderstube mit ca. 8 Wochen eingezogen. Er war nicht unser erster Hund, es haben bereits zwei ruhige/brave Aussies im Haushalt gelebt. Von Anfang an war es schwierig mit ihm: Er kam nicht zur Ruhe, auch nachts nicht. War er müde (und das war er sehr schnell...), hat er fürchterlich gebissen. Ständig hat er gefiept, zum Beispiel, wenn er Aufmerksamkeit wollte. Wenn er etwas nicht bekam, was er wollte, konnte aus dem fiepen auch schnell und ausdauernd ein Schreien werden. Zwei Wochen nach seinem Einzug war ich so durch, dass ich dachte wenns so weitergeht muss entweder er wieder ausziehen oder ich
Zum Glück wurde es daraufhin bald besser, zumindest für einige Zeit. Ab einem Alter von ca. 5/6 Monaten hat das ganze dann richtig und offensichtlich Fahrt aufgenommen: Er war furchtbar respektlos, hat uns angerempelt, umgerannt, angesprungen, gekratzt etc. Auch unsere Hündinnen blieben davon nicht verschont. Ständig wurde gefiept, weil wieder irgendetwas nicht so war, wie es seiner Meinung nach sein sollte. Er kam nie zum Kuscheln und konnte unsere Nähe scheinbar kaum aushalten. Auch Spaziergänge wurden nach und nach schwieriger, weil er vor allem Jogger und Radfahrer zu hetzen versuchte. Kaputt gemacht hat er im Haus nicht allzu viel, allerdings hat er alles gefressen, was so auf dem Boden lag (Steine, Blätter, Haare, Papier,.....) und das Fell an seinen Beinen zeitweise bis auf die Haut abgefressen. Mehrere Trainer konnten uns entweder gar nicht oder nicht nachhaltig helfen, manches wurde dadurch erst noch richtig schlimm. Irgendwann waren wir an dem Punkt, dass er sowohl mich, als auch meinen damaligen Lebensgefährten mehrfach angegangen war, glücklicherweise blieb es bei blauen Flecken und einem angebrochenen Finger. Viele sagten uns, der Hund sei unterfordert, wir sollten mehr mit ihm machen. Ich hatte die Beobachtung gemacht, dass er allerdings zwei Tage, nach dem wir z.B. mehr gemacht hatten (Training, oder Nasenarbeit, bzw. ruhiges Arbeiten für den Kopf) oder etwas "besonderes" passiert ist, besonders "unausstehlich" war und die Aktivitäten daher nicht weiter hochgefahren, sondern eher reduziert. An Grenzen mangelte es ebenfalls nicht, mit der Zeit gab es immer mehr und immer engere Grenzen, in der Hoffnung, sein Verhalten "in den Griff" zu bekommen.
Wie ihr, standen wir vor einem großen Scherbenhaufen aus geplatzten Träumen, Wünschen und Hoffnungen. Durch Zufall landete ich im September 2019 an einem Seminar bei einer Trainerin, die mir und vor allem meinem Hund endlich helfen konnte. Nanouk war gnadenlos überfordert. Nicht nur oder vordergründig mit dem, was wir von ihm gefordert haben, sondern vor allem mit unausgesprochenen und/oder von uns nicht wahrgenommenen zwischenmenschlichen Konflikten im Familiengefüge. Als Sofortmaßnahme, um ernsthafte Verletzungen zu vermeiden, bekam Nanouk in gewissen Situationen einen gut sitzenden Maulkorb an. Dieser wurde vorher nicht in irgendeiner Art und Weise "antrainiert", hat ihn aber nicht großartig gestört. Es war für uns quasi einfach eine Erweiterung von Halsband und Leine. Nachdem die zwischenmenschlichen Konflikte gelöst waren, hat es tatsächlich gar nicht mehr allzu viel Training benötigt, um uns (mir und den Hunden) ein angenehmeres Leben zu ermöglichen. Wir haben im Training ruhig und freundlich gearbeitet und geklärt, dass er mich und meine Hündin nicht abschirmen soll/er nicht in der Zuständigkeit ist. Das Fressen von Gegenständen ist von allein nahezu vollständig verschwunden, das Fell an den Beinen nachgewachsen und wir kuscheln gerne und ausgiebig. Ein, zwei Baustellen sind noch mit Hilfe unserer Trainerin zu bearbeiten - das sind die, die ich mir zusammen mit den früheren Trainern selbst geschaffen haben. Jetzt ist Platz für neue, andere Träume und Ziele
Es ist jetzt doch mehr Text geworden, als erwartet aber ich wollte euch damit zeigen, dass es nicht immer daran liegt, dass Grenzen fehlen, medizinische Aspekte vorliegen (sollten ausgeschlossen werden) oder der Hund unterfordert ist, wenn es Schwierigkeiten gibt.
Ich fürchte meine Trainerin ist ein Stück weit von euch weg, ich kann ihren Namen und Standort bei Bedarf gerne per PN schicken, bzw. kann sie Fragen, ob sie in eurer Gegend jemanden empfehlen kann.