Für mich ist Gewalt auch da angesiedelt, wo man als Mensch seine eigenen Gefühle auslebt und nicht mehr den Bezug zum Hund wahrt. Also wenn ich völlig frustriert nur noch an der Leine rucke, weil weiter vorne jemand den Kopf abgestellt hat, ist das für mich zu viel. Ich kenn das Problem ansatzweise, aber ich bemerke schnell bei mir, wanns frustig wird. Bleib kurz stehen, atme durch und wechsle die Strategie.
Ich muss aber sagen, dass meiner mit seinen Angstbeißeranlagen viel Durchsetzungskraft von mir verlangt. Derzeit fängt er an bei einer normalen Unterordnung andere intakte Rüden zu fixieren. Letztens konnte nach dem Training gar nicht mehr mit den anderen spielen, weil er sich nicht genügend untergeordnet hat und hetzen wollte. Problem hierbei ist bis jetzt, dass er letztendlich der Gejagte ist, weil die anderen Rüden sein Verhalten nicht tolerieren. Die Trainerin hat es begründet, dass er doch recht offensiv sein kann und sein hoher Energielevel auf die anderen schnell negativ wirkt. Ergebnis ist meistens, dass sein Fehlverhalten von den anderen Hunden sehr streng geahndet wird.
Jetzt bin ich dabei, während der Unterordnung Situationen zu provozieren, wo er meist anfängt zu fixieren. Also er muss im Fuß sitzen und andere Hunde sind in der Nähe und werden auch mal spielerisch bestätigt. Das ist für ihn eine Situation, wo er am liebsten loszischen würde um zu hüten. Heißt also, er toleriert ebenfalls keine aufgeregte Energie.
Meine Vorgehensweise ist wirklich Zuckerbrot und Peitsche. Jedes Fixieren wird mit Leinenruck geahndet, jeder Blick wird sofort mit Worten und Leckerchen belohnt. Ja, das ist teilweise sehr hart, aber ich kann endlich mal akkurat arbeiten und der Hund hat die Möglichkeit, zu verstehen, worum es wirklich geht. Das Ergebnis ist bis jetzt, dass das Kommando "Nein" viel Wirkung gewonnen hat und er sich wesentlich besserer von anderen Hunden abbrufen lässt. In Begegnungen mit anderen intakten Rüden kann ich ihn auch auf Distanz korrigieren, z.B. wenn er anfängt zu knurren.
Viele sind ja anscheinend komplett gegen körperliche Bestrafung bei Übungen, aber ich sehe hier gerade auch das Heil für meinen leicht überdrehten Rüden. Er muss lernen, dass Unterordnung wichtiger ist als permanente Kontrolle. Geht einfach gar nicht, dass er aus seinem Unwohlfühlen mit Rüden versucht diese zu kontrollieren.