Züchter gesucht für Therapiehunde

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15 Mai 2012
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Hallo :)

Nachdem ich mich auch sehr lange und breit gefächert mit diesem Thema auseinandergesetzt habe, schreibe ich mal ein paar meiner Gedanken und Eindrücke.

Zur Erklärung, ich bin selbst Sozialpädagogin und habe sehr lange Zeit mit Kinder, Erwachsenen und Senioren mit teils schwerer geistiger und körperlicher Beeinträchtigung gearbeitet. Des Weiteren war meine Abschlussarbeit über den Einsatz von Hunden in der Sozialen Arbeit mit Menschen mit geistiger Beeinträchtigung.

Meinem Empfinden nach ist die Aussage ob die Rasse passend ist oder nicht eine von ganz vielen Faktoren. Ich persönlich schaue mir immer zunächst das jeweilige Therapeuten/Hunde Team an. Denn ob ein individueller Hund "passt" hängt ganz entscheidend von dem Einsatzgebiet und den ZIELEN des Hundeführers/Therapeuten ab. Was möchte ich mit meinem Hund erreichen? Welche Methodik wende ich an und WARUM wende ich diese an. Ich habe leider auch schon häufiger miterlebt, dass Hunde ausgebildet werden, obwohl der Hund weder passt noch Bock drauf hat und wo das entsprechende Umfeld eigentlich auch nicht so recht für diese Methodik geeignet ist. Wie man merkt habe ich noch einen Anspruch wenn es um tiergestützte Therapie/Einsatz geht. Nämlich den aus professioneller Sicht und für die Menschen die davon Nutzen haben sollen. Was sind also die Beweggründe für den Einsatz des eigenen Hundes. Es gibt häufig genug den Wunsch "ich möchte meinen Hund mitnehmen können" und dann wird halt mal "schnell" eine Ausbildung gemacht. Ob das der richtige Grund ist, mag ich nicht beurteilen.

Wenn das dann geklärt ist, geht es für mich an die Passung zwischen Mensch und Hund und damit meine ich den Hundeführer. Danach kommt erst der Hund an sich. Es gibt wahnsinnig viele Einsatzgebiete und Möglichkeiten in diesem Bereich und wir werden es garantiert nicht schaffen alle auf einmal zu beleuchten. Für mich insgesamt wichtig ist eine hohe Reizschwelle des Hundes und ein vernünftiger Gehorsam und vor allem ein wahnsinnig vertrauensvolles Verhältnis zum Besitzer. Und dann kommt es wiederum auf das jeweilige Einsatzgebiet an. Dazu zwei Beispiele damit man versteht was ich damit meine.
Meinen eigenen Wuffi hatte ich hin und wieder bei Besuchen in einem Wohnheim für Schwertmehrfachbehinderte dabei. Mein ZIEL war es dabei den Menschen einfach eine kleine Freude zu bereiten und etwas "leben" in die Bude zu bringen. Darin war meiner Meister :D. Da wurde apportiert und getobt und es war ein schönes Beisammensein. Einige wollten den Hund streicheln und ich habe es Rumo entscheiden lassen ob er wollte oder nicht. Heißt sie durften den Hund locken, aber wenn er nicht hinging, auch ok. Nun ist meiner unglaublich freundlich und vertraut mir sehr gut. Er hat allgemein ein hohes Vertrauen zu Menschen.

Zweites Beispiel einer Bekannten von mir, einer ehemaligen Kommilitonin. Ihre Hündin ist fast schon ein Biest :D. Ein beeindruckender Hund, sehr souverän und eine die sich definitiv nix gefallen lässt. Meine Kommilitonin arbeitet mit schwer erziehbaren Jugendlichen und ihre Hündin ist dafür sehr geeignet. Ihr Ziel mit dem Hund ist es, den Jugendlichen Regeln zu verdeutlichen. Wenn da die Jugendlichen etwas ungehorsamer werden/sind, dann knurrt die madame auch mal gerne und bleibt aber stehen. Jetzt könnte man aufschreien, von wegen ein Therapiehund darf sowas nicht, dürfte er in anderen Bereichen auch nicht, in diesem Kontext und für diese Aufgabe und dieses Ziel ist es Goldwert.

Meiner wäre mit diesen Jugendlichen heillos überfordert und zu sensibel, das wäre eine Katastrophe. Ihre Hündin dagegen fände den Bereich in dem meiner war vermutlich sterbenslangweilig :D.

Ein wichtiger Aspekt für mich ist auch, ob häufig die Therapiehunde tatsächlich die richtige Methodik für den jeweiligen Menschen ist oder ob eine andere besser geeignet wäre. Wird um der tiergestützten Therapie mit Tieren gearbeitet oder ist es wirklich "richtig". Denn auch wenn wir uns das nicht vorstellen können, nicht jeder Mensch mag Hunde :D.

So nach diesem Ellenlangen Text (sorry :eek:) komm ich nun zur Hundeauswahl. Das Entscheidende (für mich!!!!) ist auch hier wieder das Einsatzgebiet und der jeweilige Charakter des Tieres. Insgesamt kann ich schon sagen, dass für mich eine hohe Reizschwelle und vielleicht nicht das größte Sensibelchen wichtig wären um überhaupt einen Einsatz anzudenken. Gerade diese beiden Aspekten sehe ich aber auch nicht soooo sehr beim Aussie. Natürlich gibt es vereinzelte Hunde die das bravourös meistern und top sind in diesem Bereich. Aber es gehört schon einiges dazu.

Dass der Hund natürlich auch viel Spaß daran haben muss gehört für mich an erste Stelle! Es gibt so viele Facetten die zu beachten sind, ein unerschöpfliches Thema. Auch dieses "spaß daran haben" und ob es der Hund nur für mich macht, das ist gar nicht so leicht zu durchschauen. Es hängt also auch wieder beim Menschen und ein gewissen Fähigkeit reflektieren zu können ob alle einzelnen (und die sind nicht nach Wichtigkeit geordnet!) Faktoren passen und stimmen. Dann ist es eine wunderbare Arbeit die enorm viel Potential in sich birgt :)

Bei diesen ganzen Faktoren finde ich es fast schon frech den Züchter nur zur Fragen "Na, sind die geeignet", woher soll der das alles wissen? Und das wäre mir persönlich schon fast zu Larifari, immerhin ist das so eine wunderbare Aufgabe, da sollte man sich schon mehr Zeit nehmen um eine gute Auswahl und vor allem eine gute Beschreibung seiner Arbeit und seiner Idee zu liefern :)
 
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Das würde ich genauso unterschreiben :)

Und welche Eigenschaften mein Mädel entwickeln wird warten wir mal ab. Wobei ich bisher das Gefühl habe sie wird eine "durch nichts zu erschüttern Dame". Jedenfalls geht es aktuell in diese Richtung. Meine Züchterin hat vier Kinder. Eines davon hat eine geistige Behinderung. Dementsprechend ist es spannend zu erleben was die Züchterin berichtet wie die Welpen damit umgehen und reagieren. Meine Dame bald vier Woche scheint das alles recht kalt zu lassen Sie bleibt locker und ruhig. Warten wir aber was die nächsten Wochen noch so passiert.... ist ja noch sehr klein von daher bin ich da vorsichtig.
 
Dabei
15 Mai 2012
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#63
Bei vier Wochen altem Welpe musst du wirklich noch ganz lange warten um zu sehen ob das Tierchen passen könnte zu deiner jeweiligen Aufgabe. Da würde ich auch eher schauen, dass Hund zu euch und zu eurem Leben passt und wie Elke es so schön formulierte das Therapiehundethema als Sahnehäubchen zu sehen.

Es kommt immer auf das individuelle an. Kleines Beispiel. ich habe mehrere Jahre in einer Schule für Kinder mit geistiger und körperlicher Beeinträchtigung gearbeitet. Da würde ich sogar viele der labbis und Goldies als zu hibbelig erachten. Von meinem Aussie ganz zu schweigen, der wäre komplett überfordert. Und da ist Ziel und Methodik wirklich ganz egal, wenns dem Hund zuviel ist, dann passt es nicht - fertig.
In dieser Einrichtung hatten wir aber eine tolle Hündin, eine Landseer Dame die ein nahezu unerschütterliches Gemüt hatte/hat, dabei aber keine Schlaftablette ist. Die war großartig. Einerseits konnte sie in einem vollen Zimmer liegen und entspannen, was natürlich auch therapeutischen Charakter hat, andererseits konnte sie SchülerInnen gut motivieren und aktivieren.
Das meine ich mit dem vielschichtigen Thema.
 

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