Liebe Eva P.,
es ist zwar alles schon gesagt, aber noch nicht von Jedem, also probiere ich es mal, Dir etwas zu erklären:
Fangen wir mit Punkt eins an: Was für eine Box nutzt Ihr im Auto? Macht das Ding beim Fahren Lärm, also klappert da etwas? Falls ja, weg damit und etwas Gescheites rein, das immer an (s)einem Platz steht, z.B. hinten "im Kofferraum", alias fest eingebaute Box im Kombi.
Der Hund soll darin keinen Tango tanzen können, sondern drin liegen, sitzen oder stehen können und sich drehen können, wenn er erwachsen ist, also bei Welpen verkleinern durch Polster, dann hat sich das Gekreisel und Rumgerenne darin erledigt.
Der Hund kommt in die Box und dann fährt man. Was der Zwerg dahinten tut, ist egal. Wimmern, zittern, plärren, toben oder schreien - egal. Es gibt kein Kommando, kein "beruhigendes Zureden" und erst recht keine Leckerli, einfach nix. Musik an und fertig. Ja, das geht an die Nerven und man zerfließt vor Mitleid, aber es hilft nix. Der Hund muss das lernen oder er kann nicht mehr mitgenommen werden, was kaum eine Alternative darstellt.
Anfangs kurze Fahrten, immer schönes Ziel mit toller Aktivität danach und so weiter...
Leider habt ihr den Punkt verpasst, das so durchzuziehen. Das Positive ist, Ihr kommt trotzdem noch zum Ziel. Das Negative es wird verdammt lang dauern. Selbst so erzeugt und da müsst Ihr jetzt durch.
Und so komme ich zu Punkt zwei:
Jetzt versuche ich Dir zu erklären, was Du gemacht hast: Das hat mit Lerntheorie zu tun. Deine Maus hat sich im Auto aufgeführt (sie war unsicher und aufgeregt und hat das deutlich gezeigt) und "zur Belohnung" dafür hast Du ihr gut zugeredet und sie hat sogar noch Kekse dafür bekommen. So hat sie das jedenfalls empfunden. Also positive Verstärkung (Belohnung) für ihr Verhalten. "Muss ja auch schlimm sein, so ein fahrendes Auto, wenn man mich so darin bestärkt, dass ich mich auffführe..."
Und die Verstärkung gab es nicht jedes Mal, sondern (von Dir natürlich unbewußt gemacht) nur manchmal. Du hast sie also intermittierend für das Generve in der Karre belohnt. Eine intermittierende Verstärkung ist besonders gut gegen Löschung geschützt. Will man ein Verhalten oder ein Kommando festigen, belohnt man es anfangs immer und dann nur noch jedes dritte, vierte oder zehnte Mal und man hat "schwuppdiewupp" etwas "gebastelt" (Konditioniert), was so richtig fest sitzt im Hundekopf. Weil man könnte ja irgendwann wieder eine Belohnung kriegen, wenn man weiter macht...
Völlig unbeabsichtigt hast Du der Maus also das "sich Aufführen" im Auto antrainiert. Mit gutem Erfolg. Merk Dir, wie Du das gemacht hast und übertrage das auf andere Dinge, die Du ihr (bewußt) beibringen willst. Du kannst das nämlich ziemlich gut, wie man am Egebnis sieht!
Und nun folgt Punkt drei:
Du willst das wieder abtrainieren? Gut, wie oft fütterst Du Deine Maus? Ab sofort gibt es Futter nur noch in der Box im Auto. Ist vielleicht umständlich, aber gefüttert wird jetzt nur noch draußen in der Karre in der Box. Nicht damit fahren, einfach nur noch da drin gibt es Mahlzeiten. Vorher legst Du den Platz fest, an dem die Box steht und genau da bleibt sie in Zukunft stehen.
Danach macht ihr einen kleinen Walk, wo sie sich lösen kann. So lernt sie: Die Box ist prima, das Auto ist prima, da und nur da drin kriege ich Futter!
Wenn Du zwischendurch mit ihr Autofahren musst, Hund in die Box heben, Klappe zu und fahren. Und egal was sie darin macht: DU IGNORIERST DAS HUNDEKIND!!!
Wenn Du Dich nicht beherrschen kannst, mach Dir einen Zettel von innen an die Windschutzscheibe: Nicht ansprechen, nicht anschauen und so tun, als würdest Du den Affenzirkus nicht bemerken. Kein Bemitleiden, kein garnix. Das wird schwer und klingt beinhart, aber so und nicht anders kriegst Du das hin. Und ja, das dauert jetzt lang. Du hast das perfekt einkonditioniert, siehe oben und wenn Du das Verhalten löschen willst, dauert es im blöden Fall noch länger als das Einkonditionieren. Und denk dran, jedes Nichtignorieren ist wieder eine Verstärkung und verlängert den Prozess. Also mach allen die mit Dir mitfahren klar: Das Hundekind wird ignoriert. Kein Blick, kein Wort, kein Streicheln, keine Leckerli! Behandeln, wie Luft (auch wenn es schwer fällt). Wenn es Deinen Mitfahrern zu schwer fallen könnte - es gibt Kopfhörer und Musik - also einfach so laut machen, dass man den Hund nicht hört.
Wenn Du willst, kannst Du ihr Bachblüten geben vor der Fahrt, oder Du nimmst sie selbst, wenn sie Dir helfen, trotz des Theaters gelassen zu bleiben. Du kannst das aber auch lassen - es wird nichts daran ändern, dass sie den Molly macht, denn sie hat das gelernt! Und das in einer Zeit in der Hunde sehr schnell und anhaltend lernen. Was sie aber lernen könnte ist, dass sie in Zukunft weiß: Ich kriege jetzt das Zeug, also fahren wir gleich Auto....
Umgekehrt gib ihr das Gefühl von Wärme, Nähe, Geborgenheit und Liebe, wenn Ihr zu Hause seid. Arbeite aktiv an Eurer Bindung zueinander.
Das Fahren ist jetzt einfach ein Problemfeld, das nur durch unendliche Geduld wieder neutral wird.
Ich wünsche Dir von Herzen die erforderlichen Nerven und die Geduld.
Liebe Grüße
Vom OOPS