Mit Welpen ist das so eine Sache. Meine Großtante hat viel gezüchtet (allerdings DSH, Dackel, Rottweiler) und sie meinte immer, das der Welpe mitentscheiden soll. Die möglichen Käufer kamen das erste mal erst in der achten Woche, die Welpen wurden von ihr vorausgewählt und dann hatte der Welpe das letzte Wort und es war schon krass zu sehen, wie sich das dann fügt oder eben nicht. Es gab dann auch schonmal Leute, die kriegten keinen Hund von ihr und sie hat auch immer recht lange gewartet, also die Welpen waren dann 10-12 Wochen alt, weil sie eben auch der ansicht war, gerade DSH und Rottweiler sollten sich schon einigermaßen mit der Hundesprache auskennen und die lernten sie eben dann von ihren erwachsenen Hunden und untereinander. Damals gabs aber auch noch keine Welpenspielgruppen. Aber sie war eben überzeugt, ein Welpe sucht mit aus und hat das damit erklärt, dass in dem Alter auch die Mutter sich zurückzieht und das Rudel die Erziehung übernimmt und viele Welpen suchen sich dann einen Althund aus, an den sie sich nahe anschließen und von ihm lernen ...
Bei mir. Meine Border Hündin. Mein Mann wurde von eienr Borderhündin bezirct, die ihm auf einem Spaziergehweg einen Stock hingelegte, zurücktrat und mit den Augen herzzerreißend bat. Das erste mal, dass mein Mann einen Hund mochte! Die hatten gerade Welpen, also nuuur mal kucken gehen. Da konnte ich noch widerstehen, ein Border in der Stadt, als Studentin?
Aber dann kam ein größeres Plüschbündel an wie ich so an der Welpenkiste hockte und rollte sich auf meinem Schoß zusammen. Sie war da drei vier Monate alt und schon dreimal zurückgekommen. Die Bäuerin meinte, naja, die wird sie wohl nciht mehr los, alle wollten kleine Welpen und der Hund sei ja auch nicht so ganz in Ordnung, taugte auch nix hatte Angst vor den Schafen, aber im Kuhstall ja auch ganz glücklich. DAAAAA, war es nun um mich geschehen, besser als im Kuhstall würde sie es bei mir schon haben.
Nun leider bedeutetete das zusammenrollen bei mir nicht, dass sie mich ausgesucht hätte. Sie ging immer zu dem Menschen hin und schleimte sich ein, vor dem sie am meisten Angst hatte in geschlossenen Räumen, draußen haute sie ab. Sie pinkelte unter sich vor Angst, wenn ich sie auch nur ansah oder gar lobte und es war eine verdammt harte Zeit, die damit endete, dass ich in einem Park stand, wo sie seit 3 Stunden vor mir flüchtete zu allen anderen Hundebesitzern nur nicht zu mir und ich so am Ende war, das ich mir dachte, ja such dir hier draußen einen Menschen, den du wirklich liebst... Ich saß auf einer Bank und heulte und auf einmal hatte ich eine Pfote auf dem Bein. Mein Lassiemoment. Sie sah mich an, als wollte sie sagen, wusste ich nicht, dass du das so schwer nimmst, von da war das Thema weglaufen und Angst haben zwischen uns erledigt. sie hatte sich für mich entschieden.
Borderwahrscheinlich Tibetmix Indiana Jones für einen Sixpack von einem Angetrunkenen gekauft, der nur noch sie und ihre Mutter bei sich hatte und sie zunehmend brutaler wegschubbste. Ich fragte, was er haben wollte und hab sie bekommen. Da war sie vielleicht sieben Woche ... keine guten Voraussetzungen für Stubenreinheit im dritten Stock .... aber die kleine hat sich einfach hartnäckig ins Herz gestohlen, obwohl ich nicht verliebt in sie war, wie in meine erste. Bindung von ihr aus, von der ersten Sekunde. Keinen Jammerton, kein Fremdeln ... und nachdem ich verstanden hatte, nein das ist kein Border, auch wenn die Mutter so aussah, sondern ein Tibet war auch in der Erziehung alles paletti, sie wurde eben nicht trainiert, sondern lernte nebenher einfach alles durch zukucken.
Dann meine erste Aussie. Eiiiiigentlich nur mal kucken wie Aussies so sind, da mein Mann noch nie einen gesehen hatte und ich nur flüchtig eine ziemlich Kravallbande in einem Westernstall. Die Züchterin wollte selber eine Hündin behalten aus dem Wurf und da sie im Kindergarten mit Hund angestellt war, wollte sie eben einen Welpen aus ihrer Hündin, da nicht alle Aussies für so einen Job geeignet waren.
Also kamen wir eben als sie schon acht Wochen alt waren und die Entscheidung zwischen den beiden einzigen Hündinnen anstand. Die Kleine Blue Merle in die mein Mann sich auf dem Foto verkuckt hatte, war eine ganz schöne Rübe. War schon jagen gewesen allein ohne Geschwister und Mama, ein selbstständiger Mutbrocken vor dem Herrn und bellfreudig am Zaun. Nöööö als Erstaussie doch lieber nicht.
Und die zweite hatte leider eine ungute Erfahrung gemacht, wohl ein Unfall mit einem Dreirad und einem Kind, sie hatte also Angst vor den kleinen Kindern und sowieso vor allem. Wir bekamen sie gar nicht zu Gesicht erstmal während ihre Geschwister mit unseren Kindern und Hunden rumtobten.
Wir waren lange da, eben quatschen unter Hundeleuten, das Problem mit der ängstlichen, die sie gar nicht brauchen konnte und wem gibt man so einen Hund und eben ob wir nicht einen Rüden wollten .... Irgendwann schummelte sich Angstwelpchen zu uns und legte sich zu mir. Ich streichelte sie beinahe nebenher und auf einmal nicht mehr flüchten, wenn der Trecker kam, sie hat sich auch von meinen Jungs bekuscheln lassen und ging eben einfach nicht mehr weg. Ich war hingerissen! (Aber eben auch alarmiert. Bei Cass dachte ich ja auch, sie hätte mich ausgesucht) Ich redete der Züchterin noch zu, dass sie alles lernen könnte und das auch mit den Kindern lernen könnte (im Nachhinein. Ich Idiot!) Ich wolllte diesen Hund! Und die Züchterin fing noch an zu überlegen.
Schließlich rief sie mich nach ein paar Tagen an, wo ich schon gar nicht mehr damit rechnete. Ich solle sie abholen, sie hätte sich doch für die Mutige entschieden, aber schnell, denn ihre eine Tochter wollte sie und die andere Tochter den anderen und es wäre großes Geheule im Haus. Sie selbst völlig fertig.
Also nix vorbereitet, falsches Auto da, ohne Hundegitter, schnell einen Karton eingepackt und los.
Dann also Abschied, viele Tränen und ich packe den Welpen in den Karton, der im Fußraum vom Beifahrersitz stand. Jersey springt und jammert erbärmlich, ich heule ja eh schon, heule nochmehr und halte die nächste Seitenstraße an, will schon wieder umdrehen, der züchterin erklären, dass sie diesen Welpen oder eben beide behalten muss. Da schafft Jersey es endlich aus dem Karton zu klettern, setzt sich auf meinen Schoß so dass sie durch das Lenkrad kucken kann und strahlt mich dann so über ihre Schulter an, an mich gelehnt. JETZT können wir fahren Frauchen! und so sind wir sehr langsam und verdammt vorschriftswidrig nach Hause gefahren und der Hund klebt an mir wie von diesem einen Nachmittag an, nie Zweifel und alle Probleme gingen leicht zu trainieren, weil eben diese Bindung nie in Frage stand.
Meine Mayday haben wir mit so 5 Wochen ausgesucht. Meine BorderTibet Indiana war gestorben, neun Tage von der Diagnose bis zum Tod, schlimm ... alle im Schock und Trauer, meine Kinder konnten kaum zur Schule gehen, nur geweint. Sie war ihr ganzes Leben lang da gewesen, Babysitter, bester Freund ... und nach einem nie! wieder einen Hund, das tut so weh!!! Wollten meine Kinder unbedingt wieder einen kleinen Welpen und ein Spielkamerad für Jersey wäre ja auch nicht verkehrt, da Cassidy doch alt wurde ....
Aber ich war nicht soweit. Ich wollte eigentlich nicht. Ja, irgendwie hab ich wieder auf so einen magischen Moment gehofft wie mit Jersey, aber dann alles niedliche Welpen tolle Farben, alle gleich süß, die Eltern ein Traum, genau wie wir es wollten, genau wie bei Jersey. Hündin auch schon älter, wo Charakter und Gesundheit gut zu sehen sind, der Rüde sehr sanftmütig und kuschelig, also beide wenig Schutztrieb .... andere Hunde, Pferde, Kinder perfekt.
Ich konnte mich für keinen erwärmen und schließlich suchte mein Mann eine aus, die nicht so wenig Fell hatte und schlau kuckte .... Sie bakam ihren Namen Mayday unser Welpe in der Not und dann bei der Abholung mit neun Wochen war sie eben eine echte Mayday. Der einzige Welpe, der bellte beim Klingeln, meine Kinder umnietete, versuchte abzuhauen ohne die Geschwister, ein Kletterkünstler und als ich sie mal hochhob, damit sie mich mal beachtete hat sie mir maßredelnd und empört ins Gesicht gebissen. Runterlassen, aber Pronto! Während zwei ihrer Schwester kaum von mir wichen, mich bezircten und mir das Herz blutete .... ein Liebling war sogar noch frei, aber am selben Tag kam eine Familie für sie von sehr weit weg und Hundeanfänger, die hätten die Terrorkröte wohl auch nicht genommen oder nicht nehmen sollen ...
Auf der Rückfahrt gabs Gejammer, sie schlief erstmal irgendwo nur nicht beim Menschen, und wir hatten einen holprigen Start, wo ich lange gehadert habe. Obwohl sie objektiv der viel leichter zu erziehende Welpe war, lange nicht soviel Jagdtrieb, nicht so derbes fremdeln, keine Ängste, war alles irgendwie schwerer ... Aber nachdem wir das wilde um sich beißen nach dem aufwachen(sie wollte auch nie bei den anderen in der Kiste schlafen und ist immer ausgebrochen) im Griff hatten und der Alltag so lief und sie so gut zu Jersey und Cass passte, ist das ganz langsam passiert, dass auch sie mein Hund geworden ist mit Leib und Seele von beiden Seiten.
Wenn ich es mir aussuchen könnte, würde ich es immer wieder so machen, dass ich den Welpen mit 7-8 Wochen das erste mal besuche, wenn er seinen Charakter schon zeigen kann und er sich auch mich aussuchen kann. Das macht vieles so viel leichter. Aber bei Aussies ist das nun gerade bei Hündinnen wohl die Ausnahme, dass ein Züchter so lange wartet. Und da ich nun so ziemlich alle Variationen durch habe, weiß ich nun auch, dass es letztlich egal ist, wie der Start ist, die Liebe kommt.
