Schon der Titel des Beitrages ist unfair: Hört nicht? Ein Hund lernt nur so gut, wie sein Trainer ist...
Ihr habt einen Junghund mit ca. 20 Wochen. Er lässt sich Zeit mit dem ins „Sitz“ gehen. Ihr vermutet eine frühe Pubertät, ich vermute der Hund weiß nicht, was von ihm erwartet wird. Weil man es ihm schwer gemacht hat, zu lernen. „Sitz“ können sie eigentlich alle nach zwei, drei Wochen.
Platz braucht oft etwas länger.
Arbeiten mit Leckerli zum trainieren von Formalismen, wie Sitz, Platz oder Fuß ist easy. Wenn man als Mensch die Grundlagen der Lerntheorie kapiert hat und diese anwendet.
Ein Junghund in dem Alter kann sich maximal fünf Minuten konzentrieren. Also darf eine Übungseinheit auch nicht länger dauern. Immer mit einem Erfolg aufhören und nicht erst dann, wenn der Hund Fehler macht. Dann Pause, dann Wiederholung. In dem Trainigsbereich seid ihr mit operanter oder auch instrumenteller (anderes Wort dafür) Konditionierung unterwegs. Das heißt der Hund lernt kontextbezogen. Wenn er Sitz im Wohnzimmer ohne Ablenkung kann, kann er das nicht automatisch auch im Garten und erst reecht nicht, wenn der Nachbar den Rasen mäht. Und sicher nicht auf der Wiese, wo andere Hunde toben. Also Neuaufbau der Übung von Anfang an. Üben immer von null Ablenkung zu wenig Ablenkung zu starker Ablenkung. Du hast im Optimalfall weniger als eine Sekunde Zeit um die Belohnung in den Hund zu bringen. Musst Du erst in der Tasche kramen nach dem Futterbröckchen, ist die Übung perdue. Also werde schneller mit der Belohnung. Willst Du, dass ein Kommando erst dann aufgelöst wird, wenn Du es sagst, steigere die Zeitdauer langsam, anfangs reicht eine Sekunde und vergiss nicht, Du musst wieder generalisieren, also auch an anderen Orten zu verschiedenen Tageszeiten üben. Anfangs schnell auflösen, dann Zeitdauer langsam steigern. Vom Sitz ins Platz ist keine so dolle Idee auch wenn es häufig so gemacht wird. Führt aber dazu, dass viele Hunde sich nach einer Zeit im Sitz ins Platz legen, weil sie denken, dass das Kommando noch kommt und es nur eine Steigerung der Zeitdauer ist. Also übe man beides separat. Dann kann man auch irgendwann vom Platz ins Sitz wechseln lassen und umgekehrt. Bei einem Hund der beide Übungen mit fünf Monaten noch nicht beherrscht, ist das allerdings Zukunftsmusik.
Ohne Euch zu kennen, sage ich: Nicht der Hund hört nicht, sondern der Hundebesitzer braucht erst noch Nachhilfe in Lerntheorie. Es gibt tausend Fehlerquellen: Zu langsam belohnt, das Falsche belohnt (man bekommt nicht das was man will, sondern das was man belohnt), zu schnell zu lange Zeitdauer gefordert, nicht generalisiert, Kommando zu früh eingeführt, Handzeichen falsch eingeführt, keine Signalkontrolle gemacht usw… Wie wäre es mit einem Erziehungskurs in einer Hundeschule, wo ihr von der Pike auf lernt, wie das geht mit dem Hunde unterrichten? Dann tut ihr Euch leichter, wenn Ihr korrigiert werdet, wenn etwas falsch läuft. Und könnt dem Hund später andere Dinge selbst beibringen.
Liebe Grüße
Vom OOPS