Um noch ein bisschen Stimmung zu machen werf' ich auch noch mal eine gegenteilige Meinung hier ein:
Ich habe früh mit Tricks angefangen und würde es auch immer wieder so machen

Meine Erfahrungen sind durchaus positiv, aber natürlich mit gewissen Einschränkungen.
1.) nicht übertreiben: Welpen saugen zwar alles auf wie ein Schwamm, wirklich intensives, konstruktives Lernen funktioniert aber gerade am Anfang sowieso nur wenige Minuten. Also nur sehr kurze (Clicker-) Einheiten, ich habe mich auf alle paar Tage beschränkt. Hat der Hund erst einmal das Prinzip 'Clicker' bzw. freies Formen verstanden geht es ohnehin wahnsinnig schnell.
2.) immer darauf achten, den Hund nicht zu überfordern, körperlich aber vor Allem auch mental. Konzentration ist sehr anstrengend, daher ist es auch wichtig, die Einheiten kurz zu halten.
3.) ich habe nie zielgerichtet geclickert/etwas eingefordert und nach meinen Vorstellungen exakt antrainiert sondern immer einfach geschaut, was der Hund anbietet und das entsprechend gefördert. Ich habe keinen Plan wann meine jungen Hunde was können müssen (bezogen auf reine Beschäftigung/Clickern/Hundesport etc.) sondern schaue einfach, wohin der Weg uns wann führt

4.) ist es auch einfach vom Hund abhängig, ob frühes Training solcher Dinge produktiv oder kontraproduktiv ist. Grundsätzlich hatte ich aber bei allen Hunden das Gefühl, dass die gemeinsame, ungezwungene Arbeit dabei hilft, den Fokus auf mich zu legen, Spaß an gemeinsamen Aktivitäten zu vermitteln etc. ABER: meine Yuma war und ist in der Hinsicht immer ein völliger Platzidiot gewesen. Auch ich möchte, dass meine Hunde um des 'Hörenswillen' hören, Dinge tun weil sie müssen und nicht weil es sich lohnt. Entsprechend verlange ich im Alltag Gehorsam ohne großartige Gegenleistung, ich habe auch einfach keine Lust, nur noch mit Leckerchen & Clicker bewaffnet aus dem Haus zu gehen. Yuma war bei der Arbeit im Bereich Hundesport immer gut, fokussiert, motiviert. Und sie würde draußen wohl auch sehr fixiert auf mich sein, würde ich Dinge dort mit Leckerchen etc. bestätigen. Mache ich aber nicht. Das hat dazu geführt, dass der Gehorsam draußen bei ihr zwar zuverlässig ist, ich aber trotzdem sehr häufig Druck auf sie ausüben muss. Sie ist sehr stumpf und ignorant, sehr selbstständig auf Spaziergängen. Sie ist unter Kontrolle, aber nicht wirklich kooperativ. Das (frühe) Training verschiedener Tricks hat bei ihr also absolut NICHT dazu geführt, generell (im Alltag) gut mitzuarbeiten. Allerdings ist sie (leider) auch ein Hund mit sehr wenig Will to please.
5.) ein Punkt bei dem wir uns ja eigentlich alle einig sind: ALLES ist wichtiger als (unnütze) Tricks. Zuverlässiges Handeln im Alltag ist von höchster Priorität (worauf genau man da Wert legt ist und bleibt jedem selbst überlassen). Allerdings muss ich dazu sagen, dass ich kein spezielles Alltagstraining mit meinen Hunden gemacht habe. Ich habe einfach darauf geachtet, dass sie grob alles mal mitbekommen, was so in unserem Alltag passiert. Da habe ich nie ein Brimborium drum gemacht und jeder meiner Hunde findet sich gut in jeder Situation zurecht. Grundgehorsam ist natürlich auch wichtiger als Tricks und ich denke definitiv, dass wenn ich einen jungen Hund mit großen 'Baustellen' gehabt hätte, an denen zeitintensiv gearbeitet werden müsste, wahrscheinlich hätte ich dann auch weniger Wert auf Tricks gelegt.
Fazit: fast alles kann, nichts muss

Tricks sind schönes Beiwerk aber sicher nicht 'wichtig'. Mir macht es einfach Spaß, meinen (jungen) Hunden zwanglos etwas unnützes beizubringen, und so lange die wichtigen Dinge im Hundeleben dabei nicht vernachlässigt werden, so what? Aber auch da: wie intensiv der Gehorsam ist, der einem jungen Hund abverlangt wird oder werden sollte ist immer noch eine Frage des individuellen Mensch-Hund-Teams, finde ich. Jeder setzt halt seine eigenen Prioritäten! So lange die Umwelt keinen Schaden nimmt kann doch jeder mit seinem Hund tun oder lassen was er eben will.
Hier noch ein Video mit Key, 7 Monate alt:
http://vimeo.com/51661039
Da sieht man z.B, dass ICH super viel Wert darauf lege, dass meine Hunde (einigermaßen) ruhig warten, wenn sie gerade nicht dran sind. Ich weiß aber, dass manche (Mehr-)Hundebesitzer das nicht wirklich trainieren und einfach akzeptieren, die Hunde anzubinden/wegzubringen, die nicht an der Reihe sind. MICH würde es stören, anderen ist das aber völlig egal. Das ist es, was ich mit individuellen Prioritäten meine!