Ich denke, jedem sollte zugestanden werden, seinen Weg der Hundeerziehung zu gehen. Wir haben im Laufe der Diskussion ja schon festgestellt, dass jeder seine persönliche Grenze hat. Und ich finde es vollkommen legitim, darüber zu diskutieren, wo diese Grenze liegt und warum man sie da zieht. Aber ich stimme Farbkraft und Rumo zu, Yari, manchmal versuchst Du in dem was Du schreibst, Deine Methode als die "einzig Richtige" darzustellen, zumindest scheint es so. Für Dich mag das auch der richtige Weg sein, und das ist ja auch super für Dich und Deine Hunde (vor allem wenn es klappt), für andere ist er das nicht. Und dann ist es eben nicht fair, ihre Art als Fehler per se darzustellen, sondern man muss anerkennen, dass der Gegenüber seine Grenze eben woanders zieht. Und das ist auch ok, solange es nicht um schwere körperliche Misshandlung geht. Und die sehe ich hier bei keinem.
Ich persönlich nutze die Wasserflasche (um auch mal meinen "Fehler" zu outen). Nicht bei jedem Spaziergang, nicht bei jeder Kleinigkeit, aber wenn Dobby ein Verhalten an den Tag legt, das ich SO nicht akzeptieren kann und was ich mit Leckerlies und Abstand halten eben nicht rausbekomme. Zwei Situationen sind es derzeit: Er hat zwei Erzfeinde im Park, bei denen er so richtig ausrastet, wenn die kommen. Ich nehme ihn an die Leine und gehe weit weg, aber das ist egal - er hängt in der Leine und rastet aus, egal wie viel Platz zwischen mir und dem anderen Hund ist. Da bekommt er mal eine Ladung Wasser ins Gesicht gespritzt und danach ist Ruhe.
Andere Situation: Er hat letztens auch eine süße Hünding dermaßen sexuell belästigt, dass das arme Mädchen keinen Schritt mehr machen konnte, ohne dass mein Pubertier am Hintern klebte. Das habe ich einen Spaziergang lang versucht, durch Stimme und Körpersprache zu unterbinden, mit der Folge, dass er immer und immer wieder hin ist, sobald ich weiter als einen Meter entfernt war. Beim nächsten Spaziergang hat er jedes Mal eine Ladung Wasser abbekommen. Jetzt hat er verstanden, dass das so nicht geht. Für einen intakten Rüden meiner Ansicht nach extrem wichtig zu wissen.
Aber: aus dieser Wasserflasche bekommt er auch ab und an zu trinken. Und zwar direkt aus dem Spritzmundstück. Das nimmt er super an und hat da auch keine Angst vor. Respekt, ja, aber keine Angst. Er würde mit der Flasche auch spielen, wenn ich ihn lassen würde. Das ist mir wichtig.
Mal auf uns Menschen übertragen: Wenn ich einen pubertären menschlichen Jüngling sehe, der ein Mädchen sexuell belästigt, dann würde ich ihm auch keine Kekse anbieten, sondern ihn nicht gerade freundlich von dem Mädchen wegholen. Und da ist es mir in dem Fall egal, ob ich ihn am Arm greife und etwas schmerzhaft wegdränge oder ob der eine Flasche Wasser abbekommt.
Würde ich bei Kindern übrigens auch so machen, wenn ich welche hätte. Wenn mein Kind im Begriff wäre, auf die Straße zu rennen oder einem anderen Kind die Schaufel über den Kopf zu ziehen, dann würde ich es auch mal etwas fester am Arm packen - um es festzuhalten oder ihm die Schippe abzunehmen. Dann würde es wahrscheinlich brüllen und ich wäre die Rabenmutter, aber mein Kind würde noch leben (wenn es denn existieren würde) bzw. das andere Kind hätte keine Platzwunde am Kopf.
Und noch ein Gedanke: Wenn wir schon bei der Sprache der Hunde sind, dann sehe ich da tatsächlich auch Spielraum für Interpretationen. Dobby hat einen Kumpel, mit dem er sich immer so richtig prügelt. Da wird gerempelt, geschubst, in den Hals und in die Lefze gebissen, auf den Boden geworfen, bestiegen und und und. Manchmal, wenn es ZU ruppig ist, wird gequietscht und kurz pausiert und dann geht es weiter. Wieso sollte ich meinen Hund nicht mal etwas "kräftiger" anfassen, wenn er es verdient, wenn das auch unter Hunden so gemacht wird?