Achtung vor Wölfen! Gefahr für Euren Hund!

Dabei
12 Jul 2016
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#31
Hallo Oops,
ein ganz großes DANKE für deine Infos und die Schilderung aus Portugal! Das hat mich sehr interessiert und beschreibt den sehr unterschiedlichen Umgang im Thema einerseits als auch die Tatsache der geografischen, landwirtschaftlichen Unterscheidungen zu uns.

Ich finde es auch aus persönlichen Gründen super, das es so ein Projekt in Portugal gibt. Fast hätte ich gesagt - ausgerechnet Portugal, obgleich ich Portugal liebe!
Ich kenne Teile von Portugal seit sehr vielen Jahren und kenne daher auch das Thema Tierschutz, Umgang mit Straßenhunden oder auch die sehr unterschiedliche Betrachtung/Haltung von Haushunden zwischen ländlichen Räumen und Städten. Dort hat sich allerdings unglaublich viel entwickelt und es ist ein riesiger Unterschied zum Ende des 20.Jhd. bis zur heutigen Situation. Davon sind andere südliche Länder meilenweit entfernt.
Aber das würde am Thema vorbeilaufen..

In jedem Fall verdeutlicht deine Beschreibung sehr klar, woran es hier bei uns fehlt und warum es bei uns nicht die eine Lösung geben kann.

Danke, das du dir die Arbeit gemacht hast, denn es sind ja nicht alle Aussiehalter auch Weidetierhalter. Und die mediale Berrichterstattung empfinde ich immernoch als zu ungenügend. Entweder unsachlich reißerisch oder einseitig und oberflächlich.

Liebe Grüße
 
Gefällt mir: OOPS
Dabei
7 Sep 2012
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#32
Da werden sie in Deutschland noch viel dazulernen müssen. Deshalb sind die Alten auch so wertvoll, weil sie eben nicht so leicht abzulenken sind. Die können erahnen, was Sache ist und tragen Sorge, dass keine Flanke offen bleibt. Und wenn man schon sagt, man will Wolf haben, dann muss man auch so etwas aufbauen wie in Portugal, wo die Zucht und Distribution der Hunde für die Hirten vom Staat gefördert wird (Die Welpen gehen kostenlos an die Hirten! Die züchtenden Hirten bekomen mediznische Versorgung für die Hündinnen, Beratung bei der Zuchtauswahl, sowie Futter kostenlos und die Welpen werden erfasst, evaluiert, gechippt und geimpft - wer mit acht Wochen Schwächen hat, geht an private Halter auf dem Land. In dem Alter kann man sie noch "hinbiegen", wenn man die nächsten acht bis zehn Wochen wirklich dranbleibt mit Sozialisation und Habituation). Wo sich Biologen die fest angestellt sind (und keine rein moralischen Wolfsschützer sind) darum kümmern, Wölfe zu besendern und die Hirten informieren können, wo ein Rudel gerade steht, ob Jungtiere zu versorgen sind und der Prädationsdruck besonders hoch ist, so dass man besser ausweicht mit den Herden. Das wird bei dem Projekt, das ich gut kenne, mit einem ganz niedrigschwelligen Angebot gemanagt, dem Wolfskaffee, wo es für die Hirten Essen (auch warm), Getränke und genaue Informationen gibt - erneut: alles gratis! Da trifft man sich, sitzt zusammen, isst gemeinsam und tauscht sich aus. So werden die Biologen informiert über Sichtungen oder Probleme/Angriffe und die Hirten bekommen aktuelle Infos und Hinweise, aber auch gezielte Hilfe für Entschädigungsanträge oder bei gesundheitlichen Problemen der Nutztiere oder der Hunde. Alles mit viel Respekt und auf Augenhöhe! Weil die Biologen dort selbst in der Region leben, Nutztierhalter sind, Herdenschutzhunde halten und sogar teilweise auch selbst züchten. Man schwätzt also nicht aus dem Elfebeinturm irgendwelche Weisheiten daher, sondern kennt die Probleme aus eigener Erfahrung und erkennt die Expertise des Gegenüber an.
Warum eignet sich dieses Beispiel aus Portugal nun mal leider nicht für Deutschland? Weil die Schafhaltung eine ganz andere ist! Wir haben hier eine überwiegenden Koppelgebrauchshaltung (weswegen D. übrigens keine eigene Herdenschutzhundrasse hervorgebracht hat) u. lt. Schafhalterverband sind über 90% der Schafhalter Kleingruppenhalter mit max. 20 Tieren, ergo: Hobbyhalter. D.h. also das unsere Weidetiehalter gar nicht auf die Wölfe entsprechend reagieren (ausweichen) kann, da wir fast nur Standweiden haben. Portugal hat übrigens "nur" rund 300 Wölfe. Wir haben rund 3.000 !!!
Eine Zusammenarbeit mit Biologen auf Augenhöhe, vermissen wir hier schmerzlich! Sie findet in der Regel gar nicht statt, stattdessen durfen wir wolfskritischen Weidetierhalter in NDS, uns von unserem UM Meyer dieser Tage als Rechtspopulisten betiteln lassen, während er mit Risszahlen jonglierte u. NDS Weidetierhalter vorrechnen wollte, das selbige zurückgingen. Fakt ist: Das Gegenteil ist der Fall!
Auch bei uns werden HSH vom Land gefördert. I.d.R. ab einer Betriebsgröße von 100 Schafen oder vergleichbaren Viehbestand. In einigen BULÄ nur zertifizierte HSH i.d.R. "die großen Weißen" wie Maremano & Co. Im Vergleich zu den Spanischen u. Portugiesischen wie dem Serry Estrela oder Casto Lobeiro eher "softe" Hunde, wie für eine dichtbesiedelte Kulturlandschaft mit viel Personenbewegungen an den Weiden nötig sind, um nicht anderweitige Probleme zu schaffen. Trotz Hinweisschilder glaubt man nicht, was Menschen (mit Hunden) in Gegenwart von HSH alles an Provokationen anstellen. Da wird selbst das Kind für ein Selfie mit dem großen Weißen über den Zaun gehalten! Gefördert werden max. 2 Hunde. Hat man aber ein Rudel vor Ort, braucht man immer einen Hund mehr als Wölfe im Rudel. In der Schweiz gibt es ebenfalls ein von der KORA betriebenes Herdenschutzprojekt mit Hunden. Da lag die Ausfallquote bei den Hunden im Realeinsatz in den letzten 2 Jahren bei jeweils über 20% (oft entfernten sich die Hunde zu weit vom Vieh (auf eingezäunten Flächen wohlgemerkt) u. nur ein Teil der Almen konnte überhaupt mit Hunden bestückt werden, weil es zu wenig geeignete Hunde gab. Und man muss es mal klar und deutlich sagen, das diese Hunde in den Kampf gegen den Wolf geschickt werden, weswegen sich die ersten toten u. verletzten HSH in den Rissregistern finden.
 
Dabei
6 Feb 2023
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#34
Warum eignet sich dieses Beispiel aus Portugal nun mal leider nicht für Deutschland? Weil die Schafhaltung eine ganz andere ist! Wir haben hier eine überwiegenden Koppelgebrauchshaltung (weswegen D. übrigens keine eigene Herdenschutzhundrasse hervorgebracht hat) u. lt. Schafhalterverband sind über 90% der Schafhalter Kleingruppenhalter mit max. 20 Tieren, ergo: Hobbyhalter. D.h. also das unsere Weidetiehalter gar nicht auf die Wölfe entsprechend reagieren (ausweichen) kann, da wir fast nur Standweiden haben. Portugal hat übrigens "nur" rund 300 Wölfe. Wir haben rund 3.000 !!!
Eine Zusammenarbeit mit Biologen auf Augenhöhe, vermissen wir hier schmerzlich! Sie findet in der Regel gar nicht statt, stattdessen durfen wir wolfskritischen Weidetierhalter in NDS, uns von unserem UM Meyer dieser Tage als Rechtspopulisten betiteln lassen, während er mit Risszahlen jonglierte u. NDS Weidetierhalter vorrechnen wollte, das selbige zurückgingen. Fakt ist: Das Gegenteil ist der Fall!
Auch bei uns werden HSH vom Land gefördert. I.d.R. ab einer Betriebsgröße von 100 Schafen oder vergleichbaren Viehbestand. In einigen BULÄ nur zertifizierte HSH i.d.R. "die großen Weißen" wie Maremano & Co. Im Vergleich zu den Spanischen u. Portugiesischen wie dem Serry Estrela oder Casto Lobeiro eher "softe" Hunde, wie für eine dichtbesiedelte Kulturlandschaft mit viel Personenbewegungen an den Weiden nötig sind, um nicht anderweitige Probleme zu schaffen. Trotz Hinweisschilder glaubt man nicht, was Menschen (mit Hunden) in Gegenwart von HSH alles an Provokationen anstellen. Da wird selbst das Kind für ein Selfie mit dem großen Weißen über den Zaun gehalten! Gefördert werden max. 2 Hunde. Hat man aber ein Rudel vor Ort, braucht man immer einen Hund mehr als Wölfe im Rudel. In der Schweiz gibt es ebenfalls ein von der KORA betriebenes Herdenschutzprojekt mit Hunden. Da lag die Ausfallquote bei den Hunden im Realeinsatz in den letzten 2 Jahren bei jeweils über 20% (oft entfernten sich die Hunde zu weit vom Vieh (auf eingezäunten Flächen wohlgemerkt) u. nur ein Teil der Almen konnte überhaupt mit Hunden bestückt werden, weil es zu wenig geeignete Hunde gab. Und man muss es mal klar und deutlich sagen, das diese Hunde in den Kampf gegen den Wolf geschickt werden, weswegen sich die ersten toten u. verletzten HSH in den Rissregistern finden.
Hi Aussiewolf,

ich habe ja versucht, das klar zu machen - so wie in Portugal läuft es hier halt nicht. Wobei man an der Augenhöhe etwas ändern könnte. Erster Schritt wäre nur noch Biologen für die Arbeit zuzulassen, die selbst Viehwirtschaft betreiben...Sie müssen ja nicht gleich eine riesige Herde bewirtschaften, aber sie sollen ruhig fühlen dürfen, was es auslöst, wenn man eine Beziehung zum Nutzvieh hat, das gerissen wird. Letztes Jahr mit der Flasche großgezogen und dann sinnlos gemeuchelt...

Zwei Herdenschutzhunde sind ein Witz bei 100 Schafen...das langt für gar nichts - und ein Ausfall ist auch nicht einkalkuliert. Mein Lieblingsprojekt in Portugal nutzt Cao de Gado Transmontanos. Kennt hier keiner, sind auch noch nicht lang in der FCI anerkannt (2020) und waren im Aussterben begriffen. So entstand um die Jahrtausendwende das Projekt im Nationalpark Trás-os-Montes (wo es eine hohe Wolfsdichte gibt - die Portugiesen haben es geschafft, dass sich die Wölfe nicht übers ganze Land ausbreiten). Erhalt der alten portugiesischen Hunderasse, alter Nutztierrassen und trotzdem Schutz vor Beutegreifern. Die Portugiesen besitzen einen ausgeprägten Nationalstolz und sind bei solchen Dingen, die mit nationalem Kulturgut zu tun haben, mit Eifer dabei. http://www.caodegadotransmontano.org.pt/site_i.php?menu=7 <- die Seite ist hoffnungslos veraltet in Teilen, aber da dort noch eine Menge Fotos aus meiner "Feder" verwewigt sind, teile ich sie mal.

Durch meine Importhunde habe ich die Rasse wirklich schätzen gelernt. Ich wollte aber jetzt einfach Hunde, die ich im Notfall auch tragen kann und da waren die großen Portugiesen mit ihren plus minus 80 cm Widerrist und 60 bis 75 Kilo einfach raus. Und jetzt genieße ich die handlichen Aussies mit ihrem vergleichsweise unkomplizerten Wesen...

Liebe Grüße

Vom OOPS
8 jähriger Rüde im Tagdienst als Hühnerbewacher im Hofbereich im kurzen Sommerfell Foto.JPG
 
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Dabei
7 Sep 2012
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#37
Hi Aussiewolf,

ich habe ja versucht, das klar zu machen - so wie in Portugal läuft es hier halt nicht. Wobei man an der Augenhöhe etwas ändern könnte. Erster Schritt wäre nur noch Biologen für die Arbeit zuzulassen, die selbst Viehwirtschaft betreiben...Sie müssen ja nicht gleich eine riesige Herde bewirtschaften, aber sie sollen ruhig fühlen dürfen, was es auslöst, wenn man eine Beziehung zum Nutzvieh hat, das gerissen wird. Letztes Jahr mit der Flasche großgezogen und dann sinnlos gemeuchelt...
Stimmt. Deswegen bin ich großer Freund von Marcel Züger.

Allerdings sehe ich den Einsatz von Herdenschutzhunden sehr kritisch. Bei uns gab es schon die ersten getöteten HSH u. in Frankreich sind es mittlerweile über 70, weswegen dort inzwischen 1.500 Hirten legal bewaffnet sind, um angreifende Wölfe zu erschießen. Bestandsobergrenze dort: 500. Nochmals: Wir haben rund 3.000 !!! Und der Landkreis Celle die höchste Wolfsdichte weltweit.
Und Frankreich offenbart auch, wie Wölfe reagieren, wenn es wie dort viele HSH gibt (Frankreich hat rund 2.500 staatlich finanzierte u. noch mal rund 2.500 privat finanzierte Herdenschutzhunde im Einsatz). Die Wölfe meiden anfangs die Herden mit HSH. Je mehr Herden mit HSH geschützt sind, desto eher lernen sie auch diese auszubooten (einer geht rein, versetzt die Herde in Panik, die Hunde laufen zum Verursacher u. die anderen Wölfe warten draußen u. fangen die panischen Schafe ab) oder noch schlimmer: auszuschalten.

Und bei der Diskussion muss man eines bedenken: für über 95% der WTH kommen HSH erst gar nicht in Frage u. das aus sehr unterschiedliche gründen.
 
Dabei
21 Feb 2011
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#38
Im Kleinwalsertal / Tirol wurden 550 Schafe gleich wieder abgetrieben, nachdem in einer Nacht 12 Schafe gerissen wurden.
Bär und Wolf treiben hier ihr Unwesen.

Passt auf euch und eure Hunde auf, wenn ihr dort Urlaub macht.
 

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