Zur Frage ob wir das Erziehen verlernt haben, würd ich leider JA sagen müssen.
Natürlich kann ich nur mich und mein begrenztes Umfeld beurteilen, da merkt mans aber leider schon. Ich selbst hab mich eine zeitlang völlig irre gemacht und nur noch Hundebücher gelesen und in die Huschule gerannt (die zugegebenermaßen nicht die beste ist!) und hab völlig mein Bauchgefühl missachtet. Gerade versuche ich das Gegenteil und war schon ewig nicht mehr uns es läuft gut.
In unserer Familie gabs auch immer Hunde ganz unterschiedlicher Couleur. Schäfis, Pudel, Dackel, nen Herdenschutzhund hatte mein Oma auch mal

Alle zusammen waren nicht einmal in einer Hundeschule oder bei irgendeinem Trainer. Von Hundebüchern haben sie auch nichts gehört, genauso wenig von "richtiger" Ernährung. Da gabs noch das was allgemein gekocht wurde, dazu ein bisschen gesunder Menschenverstand und alle Hunde waren komischerweise sehr gut erzogen und konnten überall mit hingehen. Mein Vater ist immernoch so, er macht bei Rumo alles mit Bauchgefühl und das was ich mir mit Leckerlie hintrainiere klappt bei ihm sofort.
Ich möcht aber hier unterscheiden, ich finde Huschule für die "dressur" richtig und auch gut. Also zb. wie man das richtige Fuß aufbaut etc. Die Erziehung muss man aber selbst für seinen Hund irgendwie herausfinden. Dazu öfter mal den gesunden Menschenverstand walten lassen und auf seinen Bauch hören. Zum Beispiel würde mein Vater jeden aufgedrehten Hund erstmal festhalten damit der runterfährt... ich weiß das aus Büchern und von anderen Hundehaltern (wie euch)
Häufig hab ich das Gefühl dass wir "überinformiert" sind und man gar nicht mehr richtig auf sich und den Hund hören KANN, weil wir so "zu" sind. Wieder ein kleines Beispiel wie es ja häufig beim Aussie geschieht, dass Halter zu früh zu viel machen. Als ich meiner Familie groß und breit erklärt habe, dass wir erst noch mit vielen Dingen warten wollen, haben die mir einfach nur gesagt, dass es eben ein junger Hund ist und die sich gern übernehmen, wie bei kleinen Kindern, da muss eben Ruhe herrschen...
Zu deiner These deines ersten Posts. ich bin mittlerweile sogar ganz stark dafür einfach auch mal menschlich zu reagieren! Ohne groß nachzudenken ob das jetzt methodisch "richtig" ist, sondern einfach mal aus dem Bauch reagieren, denn dabei ist man ECHT was der Hund sofort versteht. Damit meine ich
NICHT dass man ungerecht dem Tier gegenüber wird oder aus seiner Wut heraus zuschlägt!!!!! Aber wenn der Hund gerade den größten Mist baut und ich ehrlich sauer bin, dann zeige ich das auch definitiv (zb. mit stampfen, brüllen, am Geschirr wegziehen), das muss dann aber auch gleich wieder gut sein und darf nicht andauern! (nochmals, damit meine ich NICHT gewalt gegenüber dem Tier!!!!)
Als sinnvollste Kombination halte ich die Recherche nach Hundetypischer Sprache und SEINEN hund kennenlernen, ihn beobachten und das gesehene Reflektieren. Also natürlich ein GRUNDVERSTÄNDNIS für den Hund als Lebewesen. Dann ein bisschen Einfühlungsvermögen, EHRLICHKEIT gegenüber sich selbst und dem Tier (was möchte ich, was muss ich dafür tun) und wie oft gepriesen: den gesunden Menschenverstand (ich gehe nicht mit einem 6 monate alten Hund über zwei Stunden spazieren, weil er eben noch ein jungens Tier ist).
Abschließend möchte ich nur noch sagen, dass sich die Gesellschaft insgesamt weniger "natürlich" verhält, bzw. von Natur und deren Abläufe nicht mehr viel Ahnung zu haben scheint. Der Bezug zu einem natürlichen Rhytmus, wie etwas wächst und gedeiht, geht für mich momentan stark verloren. Natürlich durch Technisierung des Lebens und vielleicht auch mangelndem Interesse.. Das sind für mich die Gründe warum man sich selbst wirklich anstrengen muss, um seinem Hund auf einer freundschaftlichen und
wohlwollenden Ebene zu kommunizieren. Daher denke ich auch, dass huschulen und Trainer immer mehr Zulauf von immer mehr Menschen haben, die zu Hause einiges an Problemen mit ihren Tieren haben.
(sorry dass es soviel und zum Teil abstrakter wurde!!!!)