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"Artgerechte" Erziehung...geht das?

Dabei
21 Feb 2011
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#1
Immer wieder hört man so Sätze: nein, das kann man nicht so machen, das ist nicht artgerecht. Hunde untereinander machen das auch nicht.
Oder zum sog. Alphawurf dann eben: das machen Hunde auch so.

Dann gibt es Leute, die ihren Hunden gar keine Grenzen aufzeigen, aus lauter Angst, der Hund würde sie dann nicht lieben, es würde keine Bindung entstehen.

Aber muss ich wirklich wie ein Hund denken, damit ich ihn erziehen kann?

Hunde wissen doch genau, dass wir eine andere Spezies sind und haben sich total auf uns eingestellt (siehe das Zitat von Gerd Schuster: http://www.aussie.de/forum/t/5685-von-hundeahnunghabern-und-bauchgef%FChl#post118938, das trifft es auf den Punkt).

Meine Hunde haben ganz klare Regeln und Grenzen, dich ich auch ganz menschlich durchsetze, und sie verstehen das ohne Probleme. Ich bemühe mich nur bei den Emotionen, die man als Mensch so hat, eher "unmenschlich" zu sein. Damit der Hund mich besser einschätzen kann.

Wie denkt ihr darüber? Kann man wirklich "artgerecht" erziehen? Oder sollte man "menschlicher" bleiben?
 

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Dabei
21 Feb 2011
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#2
Was ich damit meine, ist, es gibt Huschus und Kynologen wie Sand am Meer....jeder preist seine Methode an, denn das ist die einzig wahre und nur so bekommt man seinen Hund erzogen. Das ist ja schon fast so ein Dschungel wie beim Hundefutter.
In die Huschu zu gehen, gehört ja schon fast zum guten Ton (nicht falsch verstehen, ich habe nichts gegen Huschus) und jeder erzählt einem, was Hund alles braucht, um glücklich zu sein.

Aber waren deswegen die Hunde früher schlechter erzogen?
Ich war ca 12, als der erste Hund bei uns einzog. Es war ein Rauhaardackel und der war auch erzogen.....eigentlich genau so, wie man es heute haben möchte. Ganz ohne Trainer und Huschu. Und mit Methoden, die ganz bestimmt nicht auf dem neuesten wissenschaftlichen kynologischen Stand waren....sondern einfach aus dem Bauch heraus.

Haben wir das Erziehen verlernt?
 

KON

Berliner Schnauze
Dabei
22 Mrz 2011
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#3
Wir haben das Erziehen nicht nur bei den Hunden verlernt. Dass immer die anderen schuld sind...das kenn ich aus noch ein paar anderen Ecken. Vor allem beim Thema "Hochbegabung", das könnte man quasi austauschen mit "Hunde machen das unter sich aus".

Ich persönlich bin mittlerweile deshalb so gern im Verein, weil da so viele Meinungen aufeinander treffen und nach dem Training das Training ein wenig diskutiert wird. Da kann sich dann jeder seinen Teil dazu denken und daraus schauen, wie man weiter trainiert.
Was die Erziehung an und für sich angeht, find ich aber interessant, wie sehr sich die Menschen für das Fehlverhalten ihres Hundes verbiegen. Der Hund gehört nicht mehr zum Menschen, sondern umgekehrt. Da ist ein bisschen die Perspektive verrückt worden. Anstatt dass wir uns einen Begleiter holen, hat Hund jetzt die höchste Priorität und wird permanent aus allen Winkeln betrachtet und begutachtet. Gleichzeitig wird aber ein Standard festgelegt, der von den Medien geprägt wird und dadurch schon völlig verzerrt den Hund von heute darstellt.

Ich denk es mir eigentlich immer so, dass der Mensch sich den Hund als Begleiter erschaffen hat. Der Hund ist DAS Haustier schlechthin, viel eher noch als das Pferd, denn Hunde gab es auch in Kulturen, in denen es keine Pferde gab. Der Hund ist zu einem großen Teil auch für die kulturelle Entwicklung des Menschen verantwortlich, denn unsere Jagd hätte komplett anders ausgesehen, ohne den dazugehörigen Jagdhund (gleiches gilt für die Behausungen, die vom Hund geschützt werden oder die Erziehung der Kinder mit einem dazugehörigen Hund).
Deshalb ist hundgerecht für mich auch zu einem großen Teil auch menschengerecht. Nur hat der moderne Mensch ja leider auch schwere Probleme damit, sich selbst artgerecht zu halten, ohne dass er mit 30 an Burn-out und Überfettung leidet.

Die Entwicklung von Hund und Mensch lief immer parallel, das ist heute immer noch so.
 
Dabei
27 Jun 2012
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#4
ich finde die frage wirklich schwer zu beantworten!

Ich denke wirklich "artgerecht" erziehen, ist für uns Menschen nicht möglich. Einfach darum, weil wie Gundi schon geschrieben hat, wir eine andere Spezies sind. Und das weiß der Hund auch. Uns fehlen einfach wichtige Dinge um mit den Hunden auf derselben Ebene zu kommunizieren (wie z.b. die Rute oder die Ohren (klar wir haben Ohren, aber ich kann MEINE nicht so bewegen wie meine Hunde :D )). Daher ist es mMn schwierig, wenn nicht sogar unmöglich, Hunde in ihrer Sprache zu erziehen.

Aber was genau verstehst du unter "menschlich" Gundi?

Meine Hunde haben, wie deine auch, klare Regeln und Grenzen die sie einzuhalten haben. Und das wissen sie auch. Ich versuche auch so gut es geht, meinen Ärger aus dem Alltag zu vergessen und ihn die Hunde nicht merken zu lassen. Aber wenn einer von beiden etwas anstellt, lasse ich sie meine Wut schon spüren (und nein ich schlage sie nicht, um himmels willen, ich sage dann bsp nur "nein" und funkel sie böse an, wenn z.b. Yankee wieder an meinen Schuhen kauen will oder so). Allerdings schlucke ich dann meine Wut runter, sobald die Situation geklärt ist. Also ich versuche dann nicht nachtragend zu sein. Das kann der Hund ja dann nicht mehr mit der vorherigen Situation verknüpfen. Wenn ich die Wut aber nicht sofort runterschlucken kann, versuche ich mich selbst aus der Situation zu entfernen, meinen Hunden zu liebe. Dann wird das Training halt eben unterbrochen bis ich mich wieder beruhigt habe oder sonst was.

Ich denke, es ist auch klar, dass es nicht DIE Erziehungsmethode gibt. Aber es ist (für mich) wichtig, dass ich meine Hunde lesen lernen und realistisch (!) beurteilen kann, ob sie sich mit meinen Erziehungsmethoden genau so wohl fühlen wie ich oder nicht. Und (für mich) ist es auch wichtig, dass sie Regeln und Grenzen haben, an denen sie sich orientieren können und wissen, wo sie stehen! Und ich denke kaum, dass meine Hunde mich weniger lieben nur weil sie nicht mit am Tisch essen dürfen. Ich denke sie sind eher dankbar dafür, dass es bei uns ein System(Regeln und Grenzen) gibt, dass ihnen Sicherheit gibt.

Achso, und wenn man "seine" erziehungsmethode gefunden hat, sollte man auch dahinter stehen und diese durchziehen, egal was andere sagen! Wenn man selbst unsicher mit der Methode ist, merkt das der Hund und den Erfolg kann man vergessen!
 
Dabei
15 Mai 2012
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#5
Zur Frage ob wir das Erziehen verlernt haben, würd ich leider JA sagen müssen.
Natürlich kann ich nur mich und mein begrenztes Umfeld beurteilen, da merkt mans aber leider schon. Ich selbst hab mich eine zeitlang völlig irre gemacht und nur noch Hundebücher gelesen und in die Huschule gerannt (die zugegebenermaßen nicht die beste ist!) und hab völlig mein Bauchgefühl missachtet. Gerade versuche ich das Gegenteil und war schon ewig nicht mehr uns es läuft gut.

In unserer Familie gabs auch immer Hunde ganz unterschiedlicher Couleur. Schäfis, Pudel, Dackel, nen Herdenschutzhund hatte mein Oma auch mal :D Alle zusammen waren nicht einmal in einer Hundeschule oder bei irgendeinem Trainer. Von Hundebüchern haben sie auch nichts gehört, genauso wenig von "richtiger" Ernährung. Da gabs noch das was allgemein gekocht wurde, dazu ein bisschen gesunder Menschenverstand und alle Hunde waren komischerweise sehr gut erzogen und konnten überall mit hingehen. Mein Vater ist immernoch so, er macht bei Rumo alles mit Bauchgefühl und das was ich mir mit Leckerlie hintrainiere klappt bei ihm sofort.

Ich möcht aber hier unterscheiden, ich finde Huschule für die "dressur" richtig und auch gut. Also zb. wie man das richtige Fuß aufbaut etc. Die Erziehung muss man aber selbst für seinen Hund irgendwie herausfinden. Dazu öfter mal den gesunden Menschenverstand walten lassen und auf seinen Bauch hören. Zum Beispiel würde mein Vater jeden aufgedrehten Hund erstmal festhalten damit der runterfährt... ich weiß das aus Büchern und von anderen Hundehaltern (wie euch) :D

Häufig hab ich das Gefühl dass wir "überinformiert" sind und man gar nicht mehr richtig auf sich und den Hund hören KANN, weil wir so "zu" sind. Wieder ein kleines Beispiel wie es ja häufig beim Aussie geschieht, dass Halter zu früh zu viel machen. Als ich meiner Familie groß und breit erklärt habe, dass wir erst noch mit vielen Dingen warten wollen, haben die mir einfach nur gesagt, dass es eben ein junger Hund ist und die sich gern übernehmen, wie bei kleinen Kindern, da muss eben Ruhe herrschen...

Zu deiner These deines ersten Posts. ich bin mittlerweile sogar ganz stark dafür einfach auch mal menschlich zu reagieren! Ohne groß nachzudenken ob das jetzt methodisch "richtig" ist, sondern einfach mal aus dem Bauch reagieren, denn dabei ist man ECHT was der Hund sofort versteht. Damit meine ich NICHT dass man ungerecht dem Tier gegenüber wird oder aus seiner Wut heraus zuschlägt!!!!! Aber wenn der Hund gerade den größten Mist baut und ich ehrlich sauer bin, dann zeige ich das auch definitiv (zb. mit stampfen, brüllen, am Geschirr wegziehen), das muss dann aber auch gleich wieder gut sein und darf nicht andauern! (nochmals, damit meine ich NICHT gewalt gegenüber dem Tier!!!!)

Als sinnvollste Kombination halte ich die Recherche nach Hundetypischer Sprache und SEINEN hund kennenlernen, ihn beobachten und das gesehene Reflektieren. Also natürlich ein GRUNDVERSTÄNDNIS für den Hund als Lebewesen. Dann ein bisschen Einfühlungsvermögen, EHRLICHKEIT gegenüber sich selbst und dem Tier (was möchte ich, was muss ich dafür tun) und wie oft gepriesen: den gesunden Menschenverstand (ich gehe nicht mit einem 6 monate alten Hund über zwei Stunden spazieren, weil er eben noch ein jungens Tier ist).

Abschließend möchte ich nur noch sagen, dass sich die Gesellschaft insgesamt weniger "natürlich" verhält, bzw. von Natur und deren Abläufe nicht mehr viel Ahnung zu haben scheint. Der Bezug zu einem natürlichen Rhytmus, wie etwas wächst und gedeiht, geht für mich momentan stark verloren. Natürlich durch Technisierung des Lebens und vielleicht auch mangelndem Interesse.. Das sind für mich die Gründe warum man sich selbst wirklich anstrengen muss, um seinem Hund auf einer freundschaftlichen und wohlwollenden Ebene zu kommunizieren. Daher denke ich auch, dass huschulen und Trainer immer mehr Zulauf von immer mehr Menschen haben, die zu Hause einiges an Problemen mit ihren Tieren haben.
(sorry dass es soviel und zum Teil abstrakter wurde!!!!)
 
Dabei
26 Jan 2012
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#7
Mir geht es so, dass je mehr ich mich informiere, je mehr mache ich falsch. Ich lasse mich dadurch verunsichern und das merkt der Hund. Der kann das, was ich dann mache, nicht ernst nehmen.

Ich versuche mich mittlerweile von diesem ganzen Gerede von gut und schlecht fernzuhalten und versuche einfach das zu machen, was ich für richtig halte.

Was auf keinen Fall artgerecht ist, ist dass die Bezugsperson ständig neue "artgerechte" Methoden ausprobiert. Diese ständige Verschiebung von Regeln kann einfach nicht gut sein.
Ein klarer Faden ohne zu viel/unnötigen Druck und ohne Stress - das glaube ich ist es, was man braucht. Ich lasse mich manchmal zu sehr stressen - aber ich versuche dran zu arbeiten
 
Dabei
21 Feb 2011
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#8
@ Steffi: unter "menschlich" verstehe ich das, was Manu schon so schön beschrieben hat....einfach unüberlegt aus dem Bauch heraus und gar nicht kynologisch *grins*
Hab ein kleines Beispiel: vor ein paar Tagen war Apps mit mir auf der Couch, Jerry Lee kam mit seiner Nase unterm Tisch vor....vlt wollte er auch aufs Sofa, vlt wolte er einfach schauen, was wir da machen.....tja, und die Apps schnappt nach ihm....schon richtig böse, so nach dem Motto "hau ab".
Da hab ich ihr, ganz reflexartig, und ohne zu überlegen, einen Klaps auf die Nase gegeben......nicht dolle, um Gottes Willen. Hinterher dachte ich mir dann....vlt hätte ich das auch anders lösen können. Hätte ich bestimmt....aber sie hat es verstanden. ;)
Solche Dinge eben.....das meine ich mit menschlich.
 
Dabei
27 Jun 2012
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#9
Ja, hätte wahrscheinlich ähnlich gehandelt gundi!
Ich handel auch öfter aus dem Bauch raus. Und HUndebücher habe ich insgesamt 2 Stück gelesen :D Eins über Aussies und eins über Welpen. Ich war schon immer mehr der Mensch der nach dem Motto "learning by doing" durchs Leben geht.
Bei "einfachen" Problemen, handel ich so, wie es mein Bauch mir sagt. Bei "größeren" frage ich bei meiner Trainerin nach. Sie ist sehr kompetent und was die Erziehung angeht, hat sie dieselbe Meinung wie ich.

Aber zum Thema "Erziehung verlernt haben". Das spiegelt sich mMn nicht nur bei Hunden wieder, sondern auch bei Kindern. Viele Mütter, haben so viele Bücher gelesen und sind sich soo unsicher bei dem was sie machen. Meine Mutter arbeitet im Mehrgenerationenhaus, in dem auch Pekip angeboten wird und sie erzählt da manchmal Geschichten... Viele der Mütter überlegen alles 3-4 mal bevor sie überhaupt etwas machen, anstatt einfach mal ihrem Bauchgefühl zu vertrauen und einfach zu machen. Soetwas finde ich total schade! Weil durch die Unsicherheit der Mütter verpassen die Kinder einfach so viel (frei nach dem Motto, bevor ich etwas falsch mache, mache ich lieber nichts :( )
 
Dabei
7 Okt 2011
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#10
die artgerechte Erziehung fängt in meinen Augen damit an, das man weiß wie ein Hund tickt.
Der Hund ist ein egoistisches und triebgesteuertes Raubtier.
Hunde besitzen ca. 40 Triebe....von diesen Trieben lassen sich aber gerade einmal 20 Triebe in der Hundeerziehung nutzen.
Von diesen Trieben sind aber ebenfalls nur 5 Triebe erfolgreich in der täglichen Erziehung einsetzbar.
Futtertrieb;Spieltrieb; Meutetrieb; Hetztrieb und Pflegetrieb.
Diese Triebe kann man nun noch aufdröseln, wobei ich den so genannten Spieltrieb als Erziehungsmethode am geeignetsten finde.
Beim Spieltrieb handelt es sich um eine Kombination von Apportier- oder Bringtrieb, Bewegungstrieb, Beutetrieb, Geltungstrieb, Geselligkeitstrieb, Hetztrieb und dem
Unterordnungstrieb. Hunde spielen nämlich nicht .
Beim SPIEL handelt es sich um die Einübung sozialer Verhaltensmuster....um Klärung der Rangfolge und um Machtverhälnisse.
Von Anfang an war Lob die wichtigste Motivation...... und ....ALLES IST MEINS.
So wurden wir seiner Zeit konditioniert und ich fand diese Einsicht in das Verhalten eines Hundes sehr hilfreich.
Da ein Hund in der Gegenwart lebt, kann er die Zukunft und Vergangenheit nur begrenzt auf einige Sekunden abschätzen...durch Konsequenz und liebevolles Leiten nehmen
wir ihm den Druck der Verantwortung, mit dem viele Hunde nicht klarkommen.....überfordert sind und dann zu Fehl- bzw. Problemverhalten neigen.....dazu gehört meiner Ansicht nach insbesondere
die Alphastellung (Schutz des Rudels) des HH.

Vermenschlichung fängt nicht an dem Punkt an bei dem der Hund auf die Couch darf, er Essen vom Tisch bekommt oder in unserem Bett schläft. Diese Dinge können bei vielen Hunden durchaus in Ordnung sein, so lange der gesellschaftliche Kontext dem Hund klar ist und er seine Grenzen kennt.
Es ist eine Sache der Ressourcen, die sich der Hund mit uns erarbeiten kann.....und das tut er freudig, wenn man auf seine Triebe eingeht.

Aus dem Bauchgefühl und auch aus dem Reflex heraus Erziehung zu praktizieren finde ich in Ordnung um die Kompetenzen deutlich zu machen.......Lob und Konsequenzen sind durchaus
Mittel zur Erziehung, die der Hund versteht.

Bei uns gibt es deshalb auch für nix und gar nix Streit oder Unmutsäußerungen....ich bekomme in der Regel durch AUgenkontakt oder Beschwichtigung eine kurze Info von meinen beiden, die eher
nach einer Frage aussieht und nicht nach Bestätigung fragt......sollte es mal etwas wilder zugehen reicht ein NA, um die Hunde wieder auf Kurs zu bekommen.
 
Dabei
31 Okt 2012
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#11
Also meine Herangehensweise ist eine Mischung aus Bauchgefühl und schon auch mich umhöre wie machen es andere, was sind so neue Erkenntnisse im Hundeverhalten - also ich oute mich als Hundebuchleserin. :D Beides stelle ich in Frage und Dogmatiker mag ich sowieso nicht, weil ich an ein "So ist es und nicht anders" nicht glaube. Das zeigt doch einfach die Geschichte, dass ständig neue Dinge althergebrachtes in Frage stellt.

Ich glaub einfach an eine gute Mischung und ich frag mich eigentlich nicht so sehr ob es artgerecht ist, sondern vielmehr wie ich einen Weg finde wie es sowohl für Emma alsauch für mich o.k. im Zusammenleben ist :) Ich denke dass ist doch das wichtige, dass man gut zusammenlebt. Da nehme ich Rücksicht auf Emma und lese mich zB. auch mal über Ernährung ein oder Bücher die mir helfen Emma's Bedürnfisse - oder einfach wie sie tickt - zu verstehen. ABER manche Sachen die mir total gegen Strich gehen unterbinde ich zwar möglichst "artgerecht" doch ganz gemäss meiner menschlichen Bedürfnisse. Es gibt Regeln und die bestimme ich :)

Also ich glaube es gibt Leute die haben von Natur aus den 6.Sinn für Hunde, den hab ich nicht. Ich hätte einige Dinge mit Sicherheit falsch gemacht oder manches Verhalten nicht verstanden. Ich bin froh dass man sich informieren kann. Doch wie ich dass dann auslege oder wo ich die Regeln festsetze ist ja immer noch mal was anderes.

So hat mir meine Trainerin gesagt Emma kontrolliert mich (Klassiker...), die dürfe mir NIE nachrennen, NIE aufs Sofa, ich muss EMMA in der freier Natur anbinden und weggehen... Es wurde alles immer schwieriger, alleine bleiben war ein großes Problem.
Das hat alles nicht gepasst und ich mag es genau gar nicht ständig "wegerklärt" zu werden. Also hab ich die Bremse gezogen, Training abgebrochen und einfach geschaut wie es mit Emma und mir so läuft. Tja, viiiiiel besser! Alleine bleiben kann sie ohne Probleme bis zu 4h und wenn sie es nicht mag dass ich sie anbinde und außer Sichtweite gehe - warum sollte ich Ihr das antun? Es ist halt Emma...
Klar haben wir so unsere Themen, aber dafür kann ich Euch ja anjammern (vielen Dank an dieser Stelle!) und ihr könnt mir eure Erfahrungen mitteilen und Tipps geben. DAS ist Goldwert!

Tja, und zum Thema kontrollieren - Emma fängt jetzt während der Läufigkeit an, mich echt zum Nerven. Rennt mir überall hin nach, wartet vor der Badezimmertüre,... Also schicke ich sie auf die Decke oder binde sie auch mal an wenn sie mir wie bekloppt nachläuft. Mir ist es egal wie es heißt, es NERVT! Wenn sie bellt, weil ich im Bad zu lange brauche, dann gibt es auch mal Zoff und das Thema ist wieder erledigt.
Also unterbinde ich es und es ist mir egal ob da jemand meint ob das artgerecht ist, ich muss schließlich auch mal arbeiten. Also hab ich Emma kurzhand neben ihrer Decke angebunden, das Fräulein hat sich dann auch gleich hingelegt und geschlafen. :)
Dafür darf sie jetzt auf der Sofa liegen und sich an mich kuscheln - es stresst mich nicht, es stresst sie nicht - also wenn jemand meint das ist Kontrolle, mir egal - wir beide fühlen uns wohl damit :)

Fazit: Ich ziehe menschliche Grenzen, weil ich nun mal ein Mensch bin - jedoch versuche ich die Emma so zu vermitteln dass es zu ihr passt. Und ich versuche Emma's Bedürfnisse zu erfassen und lasse sie auch einfach mal Hund sein. Artgerecht interessiert mich natürlich, doch viel mehr interessiert mich wie Emma und ich einfach eine tolle Bindung aufbauen - und dass kann kein Guru, kein Hundebuch, keine zu einseitige, vermenschlichte Sichtweite... Das kann nur gehen was ja Gundi's zitierte Gedicht sagt: Bauchgefühl und Freundschaft. (und die tollen Tipps und Ermutigungen aus dem Aussie Forum) :D

Ich hoffe ich hab dasmit das Thema getroffen.
 

*Loki*

Lokimotive
Dabei
16 Mai 2011
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#12
Ich schließe mich da auch völlig an!!!
Wenn Loki mich einfach nervt, dann handel ich auch absolut aus dem Bauch heraus und dann hab ich den ganzen Tag einen totaaaal angenehmen Hund! :D
Genauso aber wenn ich schon morgens voll happy mit ihm bin, das zieht sich dann so durch den Tag!
Das schätze ich tatsächlich als "artgerecht" ein, so wie ihr es schon gesagt habt: je ECHTER der Mensch, desto besser versteht der Hund ihn. Nicht, dass das bedeutet, dass der Hund mich immer versteht, wenn ich echt bin, aber eher wie so Dinge, bei denen ich selbst denke "Was ein Scheiß!" :D
 
Dabei
31 Okt 2012
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#13
je ECHTER der Mensch, desto besser versteht der Hund ihn. Nicht, dass das bedeutet, dass der Hund mich immer versteht, wenn ich echt bin, aber eher wie so Dinge, bei denen ich selbst denke "Was ein Scheiß!" :D
JA! Genau dahin wollte ich, konnte dass noch nicht so gut fassen - doch genau um diese Echtheit geht es.

:D :D "Was ein Scheiß! :D :D
 
Dabei
15 Mai 2012
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#14
Mir lässt das Thema hier keine Ruhe :D (super interessantes Thema Gundi!!!)

ich denke was "früher" auch einfach war, die Bedürfnisse eines Hunde zu sehen und entsprechend zu reagieren. Ganz besonders hab ich da Dinge vor Augen wie sie als Beispiel gerade Yukiko genannt hat. Das Hinterherrennen wird (als beispiel jetzt) problematisiert und plötzlich ist es Interventionsbedürftig, dazu noch eine best. Veranlagung einer Rasse und der geneigte Hundeprofi hat direkt ein Fehlverhalten, das sofort und immer unterbunden werden will. Stattdessen könnte man auch einfach sagen "es ist halt ein Hund"...
Viele Dinge in der Hundeerziehung werden also völlig überbewertet, während sie einfach zu erklären und einfach zu handhaben wären.
Jeder doktort ohne Ende an seinem Hund herum (da bin ich ja nicht anders!) anstatt einfach mal den Hund Hund sein zu lassen. Auf der anderen Seite scheut man sich schnell davor seinem Tier ne ordentliche Grenze zu ziehen, also deutlich mal zu sagen "so nicht"... Wie sollen sich manche Vierbeiner da noch auskennen? Gerade bei den ständig steigenden Ansprüchen an das Tier, der Hund soll am Besten gleichzeitig Tanzen, ordentlich Fuß-laufen, in der Stadt unproblematisch sein, keinerlei Jagdtrieb zeigen, zu jedem freundlich- aber bewachend sein, Menschen suchen, Bälle fangen etc. etc. und das Ganze am Besten so schnell und so perfekt es geht, schließlich setzt man sich selbst und durch andere unter Druck. Mal ganz ehrlich, würden wir da nicht auch irgendwann mal durchdrehen?
Zusätzlich zu der Problematik die ich bereits oben mal erwähnt hab, den "Verlust der Natürlichkeit", wenn man es so nennen will. Da wundert es mich nicht, dass mehr und mehr Menschen Probleme mit ihrem Tier haben, entweder konstruierte oder tatsächliche.

Insofern bedeutet für mich "artgerechte Erziehung" nicht nur, dass man sich Methoden wie den Alphawurf mal genauer ansieht, sondern vor allem auch, was Hunde insgesamt leisten sollen und ob man ihnen grundsätzlich ein artgerechtes, also HUNDgerechtes Leben, bieten kann.
Zuallererst sind unser Hunde schließlich Freunde und je nach Rasseursprung, unentbehrliche Helfer, aber keine Clowns die uns bespaßen sollen.
(sorry, ich glaub ich bin ein bisschen abgeschweift :eek:)
 
Dabei
18 Mrz 2012
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#15
Ui, intressantes Thema. Ich muss mich Manu auch mal wieder komplett anschließen...
Komplett artgerecht geht m.M.n. nicht, wie einige ja schon gesagt haben, weil wir eben eine andere Art sind und eben ganz anders kommunizieren als Hunde. Allerdings bin ich davon überzeugt, dass Hunde oft sehr viel besser darin sind uns zu lesen, als andersrum. Er weiß ganz genau, wenn ich sauer bin und auch, wenn ich mich freue. Ich versuche da auch, nach Gefühl zu gehen und da gibts halt auch mal Ärger. Andrerseits ist eben ein Hund immer noch ein Hund und weder Partnerersatz, noch Ersatz für menschliche Freunde oder halber Mensch und er sollte auch Hund bleiben dürfen. Dafür bin ich eben auch kein Hund und fange nicht an, BEschwichtigungsgesten oder so zu machen. Aber ich nehme auch nicht alles so dramatisch, mein Hund darf ruhig vor mir durch die Tür und er darf auch vor mir essen und er darf auch mal nen schlechten Tag haben und Tomaten auf den Ohren, dann gibts zwar mal ÄRger, aber davon geht ja die Welt nicht unter
 
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KON

Berliner Schnauze
Dabei
22 Mrz 2011
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#16
Ich würde mal ein wenig mehr davon ausgehen, dass der Hund kein Wildtier ist, sondern ein Canide, der darauf selektiert wurde, wie gut er mit dem Menschen zusammenarbeitet. Da gibts mittlerweile immer Studien, die zeigen, wie ähnlich sich Mensch und Hund in der Erfassung ihrer Umwelt sind. Beispielsweise wurde festgestellt, dass Hunde ja durchaus Gesichter lesen können, aber mittlerweile weiß man auch, dass sie dabei schematisch genauso vorgehen wie Menschen, erst wird die rechte Gesichtshälfte betrachtet, dann die linke.

Das sind für mich alles Teilerkenntnisse, die darauf verweisen, dass unser Bauchgefühl nicht vermenschlichend ist, sondern durchaus beim Hund sinnvoll ist. Weiterhin werden "ordentliche" Hunde heutzutage so früh auf den Menschen geprägt und stammen von Elterntieren ab, die ebenfalls eine fest Prägung auf den Menschen haben, dass davon auszugehen ist, dass diese Hunde sehr früh schon adaptives Verhalten erlernen. Also angepasstes Verhalten, dass nicht instinktiv veranlagt ist, aber trotzdem von den Elterntieren weitervermittelt wird und damit auch zu einem Kennzeichen für eine geschlossene Population werden kann. Bei Wölfen hat man festgestellt, dass verschiedene Populationen verschiedenes Wissen über ihre Umwelt weitergeben. Diese Form des adaptiven Lernens dürfte es auch beim Hund geben.
 
Dabei
21 Feb 2011
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#17
ich denke was "früher" auch einfach war, die Bedürfnisse eines Hunde zu sehen und entsprechend zu reagieren......Das Hinterherrennen wird (als beispiel jetzt) problematisiert und plötzlich ist es Interventionsbedürftig, dazu noch eine best. Veranlagung einer Rasse und der geneigte Hundeprofi hat direkt ein Fehlverhalten, das sofort und immer unterbunden werden will. Stattdessen könnte man auch einfach sagen "es ist halt ein Hund"...
Viele Dinge in der Hundeerziehung werden also völlig überbewertet, während sie einfach zu erklären und einfach zu handhaben wären.
Das trifft es genau auf den Punkt.
Uns wurde gesagt, Hunde sind Jäger, die reagieren nun mal auf schnelle Bewegungen....damit war klar, wegrennen ist eher dämlich (je nach Situation).
Oder man lässt von Hunden, die knurren und die Zähne fletschen, am besten die Finger.....weil der Hund damit zeigt, dass er grad eher nicht gut drauf ist.
Die Rasse war bei solchen Aussagen erstmal egal.

Heute wird sowas gleich analysiert, wissenschaftlich begutachtet und besprochen, auf die Rasse oder auf die "schlimme Kindheit" des Hundes geschoben.....usw. Dabei wird dann oft aus der Mücke ein Elefant. Und es kompliziert die Dinge doch ungemein.
 
Dabei
3 Jan 2013
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#18
Für mich ist erstmal wichtig, ich selbst zu sein. Einfach authentisch!! Ohne sich ständig Gedanken zu machen ob diese oder jene "Methode" nun richtig ist.
Wie auch Sandra schreibt kann einen die Vielzahl der Methoden und Ratschläge ganz wuschig machen und mehr schaden als helfen.

Hund durchschauen uns undkeinLebewesen kann glaube ich den Menschen besser lesen als Hunde.

Mein Rat: Einfach mal aus dem Bauch heraus zu handeln......immer ich selbst bleiben, dann vertrauen uns auch unsere Hunde.
 

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