Es gibt kein stressfreies Leben. Weder für Mensch noch für Tier. Er sollte nur in einem vertretbaren Rahmen bleiben u. dennoch wird es immer Zeiten in unser aller Leben geben, in denen der Stress überhandt nimmt. Das ist übrigens (weil viele sich ja immer auf diese vermeintlich heile Welt berufen) in der Natur nicht anders. Stressige Situationen, Momente, Lebensabschnitte kommen überall vor u. ja, zum Leben gehört es auch dazu, Stress bewältigen und aushalten zu können. Und für das eine Individuum kann der Stress schon übermäßig sein, wo das andere Individuum ihn noch nicht mal als Stress empfindet.
Es gehört zu einem normalen Leben eines Rüden, das er in Gegenwart einer läufigen Hündin mal "in Wallung kommt" und rote Augen bekommt oder hechelt etc.pp. Die Phase durchlebt ein Deckrüde ebenfalls, auch wenn er sicherlich einen positiveren Abschluss hat (wobei das anschließende Hängenbleiben oft auch Stress für beide Seiten ist). Ich frage mich nur, ob dieser völlig normaler Vorgang, nur von Dir als negativer Stress empfunden wird und ob es für den Rüden tatsächlich negativer oder nicht doch positiver (weil völlig (Glücks-)hormon gesteuerter) Stress ist, der nun mal dann auch zum Leben eines intakten Rüden gehört. Nicht anders als bei einer Hündin auch.
In der Natur gibt es auch Jungrüden in einem Rudel, die in der Paarungszeit nicht zum zug kommen, weil nur die Leittiere sich paaren dürfen. Auch er muss das aushalten.
Allerdings leben unsere Rüden halt nicht in einem Rudel, sondern begegnen Tag ein- u. aus div. Hündinnen ohne persönlichen sozialen Hintergrund.
Und hier muss dann der Halter (aufgrund des Verhaltens seines Rüden) entscheiden, ob der Rüde nun unter deutlichem Stress leidet oder nicht u. ob er ggf. (mit einer Kastration) dem Stress ein Ende bereiten sollte/muss.
Ich kenne Rüden, die laufen problemlos mit läufigen (nicht in Standhitze befindlichen) Hündinnen mit, ohne irgendein Anzeichen von Stress. Gleichzeitig kenne ich Rüden, die nehmen eine 3 Tage alte Duftspur einer läufigen Hündin auf u. verlieren den Verstand.
Es sagt auch niemand, das ein Rüde durch eine Kastration nicht leidet, aber sorry, dies mit der Bauch-OP einer Hündin auch nur annähernd gleichsetzen zu wollen, hinkt in meinen Augen gewaltig! Den Rüden halte ich max. 2 Tage ruhig, eine Hündin mindestens 8 Tage, bis ich die Fäden ziehen kann u. auch dann bleibt ihr die größere Wundnarbe.
Und auch hier ist es leider so, das wir alle ob Mensch oder Tier im Leben auch mal Stress durch Schmerzen auszuhalten haben. Wobei es zum Glück ja heute auch wirksame Schmerzpräparate gibt.
Ich bin auch gegen die Kastration, aber man muss auch ganz eindeutig sagen, das es Tiere gibt, für die sie schlicht besser ist.
Wir haben bei Hunden glücklicherweise meist die Möglichkeit, ihnen diesen Eingriff zu ersparen, indem wir ihr Leben in bestimmten Zeiten entsprechend managen. Bei anderen Tierarten ist sie nach wie vor schlicht Notwendigkeit und niemand macht sich groß Gedanken darüber, siehe etwa bei Pferden oder z.B. auch bei meinen Schafböcken. Da ist dieser Eingriff i.d.R. unumgänglich oder sie gehen den Weg ohne Wiederkehr...
Aber da zerbrechen wir uns in Bezug auf Stress und Schmerzen nicht annähernd so den Kopf, weil es dort nur ein entweder/oder gibt.