Pubertät? Oder doch eine andere Ursache?

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31 Dez 2018
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#1
Ich habe vor 1.5 Jahren eine damals 8 Monate alte Aussiehündin, Amy übernommen. Ihr sind in ihrer Kindheit kaum Grenzen gesetzt worden und sie hat viel zu wenig Aussenreize kennen gelernt. Sie durfte bei den Vorbesitzern die Katzen hüten, hinter Vögeln herjagen, ist über die Schafkoppel gefetzt und kannte es nicht dass ein Platz ein Platz oder ein Nein ein Nein ist.
Sie kam zu uns und ist eine Woche später direkt läufig geworden.
Insgesamt sind wir super glücklich mit ihr und zumindest über die Zeit ist viel Entwicklung zu sehen.
Was uns aber richtig zu schaffen macht, ist zum Einen dass sie Dinge richtig machen möchte, aber oft nicht kann. Man kann es kaum anders ausdrücken, aber wir merken dann ihre innere Zerissenheit. Sie hat meiner Einschätzung nach einen großen Will to Please, aber irgendwo in ihrem Kopf klappt da gefühlt nicht alles.
Wie sehr sie dann Dinge umsetzen kann, hängt von ihrer aktuellen Zyklusphase ab, klingt komisch, ich habe aber ein Zyklustagebuch geführt und ihr Verhalten ist alle fünf Monate "gleich". Sie hat immer wieder Phasen, in denen sie extrem wild ist, sie sich kaum zusammenreissen kann, sie alles, was sich bewegt Jagen möchte, unheimlich gestresst ist, abends hechelt und gar nicht runter kommt, beim Gassi gehen am Maul schäumt, zittert, auf und ab springt und nur sehr schlecht ansprechbar ist. Hat das jemand hier auch so stark hormonellbedingt bei seinem Hund festgestellt? Gefühlt spricht dann jeder Grashalm mit ihr und sie bekommt sich absolut gar nicht mehr in den Griff.
Wenn ich die letzte Phase im Januar mit dieser vergleiche, ist diese deutlich einfacher für uns zu ertragen, es ist aber auch Sommer, wir sind mehr draußen und wir haben uns an diese Phasen schon etwas gewöhnt und ich selber weiss halt "es sind die Hormone" und habe aufgehört den Fehler bei mir zu suchen.
Natürlich reflektiere ich immer wieder, was ich anders machen sollte / kann, bekomme aber auch das Feedback, dass wir unheimlich geduldig mit ihr sind und das echt gut machen.
Zusätzlich kommen wir mit Druck auch bei ihr nicht weiter. Sie braucht immer eine diplomatische Lösung und ihr gestresstes Verhalten wird durch Druck nur verstärkt.
Spannenderweise kommt sie auch mit "mehr Freiheit" besser zurecht, als mit einem klar beschränkten Rahmen. Spaziergänge an einer 20 Meter Schleppleine machen richtig Spass. An der kurzen Leine sind wir ewig am Stehenbleiben / Richtungswechseln, da sie immer in der Leine hängt. Bei einem grossen Radius hat sie sich extrem gut im Griff, schaut, kommt wieder zu uns, ist aufmerksam und verknotet sich nicht um die Bäume (ich war mir vorher sicher, dass genau das passieren würde). Natürlich geht das dann nur auf Wegen, wo nichts los ist, damit wir niemanden gefährden. Ohne Schleppi ist sie mir vor einem Jahr abgedampft (in einer Jagdsituation), deswegen bleibt eine Leine dran.
Futter haben wir einiges getestet -> keine Veränderung
Die Menge der Auslastung ändert auch nichts, die Probleme treten im Winter auf (wir machen Zughundesport), wie auch im Sommer, wenn wir mal nur ganz wenig machen.
Schilddrüse habe ich überprüfen lassen, die ist ok, Organprofil ist auch ok.
Im Hundetraining sind wir bei einem Trainer, der überwiegend nach Ziemer und Falke arbeitet und werden auch bei diesem Ansatz bleiben.
Vielleicht hat ja jemand eine Idee, in welche Richtung man schauen könnte, oder eigene Erfahrungen? Sophie Strodtbeck, die sich ja super mit Schilddrüse und hormonellen Besonderheiten auskennt, bietet keine Beratungen an.
Ich weiss, dass bei unserer Amy vieles nicht so toll gelaufen ist und sie nie ein total relaxter Hund werden wird, aber ich würde mir für sie und für uns wünschen, dass wir diesen Stress, den sie hat, irgendwie weiter reduzieren können.
 

FrauRossi

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26 Mai 2015
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#2
Kenn ich! Ich konnte eine Verbesserung durch eine Ernährungsumstellung erreichen. Ich barfen und füttere hauptsächlich Lamm und Kohlehydrate. Anfänglich habe ich eine Nahrungsergänzung gegeben und dann noch ne ganze Weile immer mal wieder bei Stresssituationen wie die Läufigkeit. Da ist mein Thread dazu https://www.aussie.de/forum/threads/auswirkung-ernaehrung-auf-verhalten.14416/

Habe ich nach den Empfehlungen von Strodbeck und Ganßloser gemacht.


Meine Hündin ist mittlerweile 5 Jahre alt. Es ist durch o.g. Besser geworden und natürlich auch durch das Alter. Aber den grundsätzlichen Charakter kann ich nicht ändern. Ich habe mich mit den Jahren daran gewöhnt und darauf eingestellt. Seit letzten Herbst habe ich eine zweite Hündin. Das führt mir täglich vor Augen wie speziell meine große ist.
Dein Trainingssystem sagt mir nichts. Wenn du die Gelegenheit hast mal ein Trainingswochenende bei Normen Mrozinski zu machen, kann ich dazu nur raten. Der beschäftigt sich sehr mit dem Verhalten von Hütehunden und man kann viel bei ihm lernen.

LG
 
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31 Dez 2018
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#3
Liebe Kerstin,
danke fuer deine Antwort! Ja, dass sie vom Grund her immer so bleiben wird, das ist logisch. Eine Veränderung durch das Futter konnte ich leider nicht festtstellen, sollte aber das mit den Kohlenhydraten nochmal ganz genau pruefen und verfolgen.
Nochmal vielen Dank fuer deine Anregung, den Norman schaue ich mir mal näher an :)
LG
 

FrauRossi

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26 Mai 2015
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#5
Haha den Link wollte ich auch grad einstellen. Das neue Buch ist noch nicht fertig aber schon vorbestellbar.
 
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31 Dez 2018
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#6
Vielen Dank @Aussiewolf :) dann habe ich ja bald was zu lesen!
@Frau Rossi könntest du mir deinen Futterplan mal per PN senden? - wenn nicht ist das natürlich ok, mich würde das aber sehr interessieren, wie es beispielhaft aussieht. Da ich nicht Barfe müsste ich mir dann Gedanken machen, ob ich das komplett umstellen mag. Das wird mit Ziege dann ja auch etwas komplizierter (falls sich die Ziege als positiv bei uns herausstellt)
Derzeit füttere ich auch Ziege (seit ca 2 Monaten), aber wann und wieviele Kohlenhydrate habe ich noch nicht verstnden :)
 

FrauRossi

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26 Mai 2015
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#9
Kann ich später gern machen. Es ist einfacher beim Barfen die einzelnen Komponenten aufeinander abzustimmen als bei Fertigfutter. Da hab ich leider keine Ahnung wie das geht. Kohlehydrate kann man da ja auch leicht extra geben (Kartoffeln, Nudeln, Etc.) aber den L-Tryptopan Gehalt der Ration kann man dann wohl nur erhöhen wenn man es als Nahrungsergänzung gibt, zB über Relaxan Forte.
 
Dabei
21 Feb 2011
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#10
Also ich mische 50 - 50.
50% tierisch, 30% Gemüse und / oder Obst und 20% Kohlehydrate. Damit kommen meine beiden super zurecht.
Tryptophan ist der Grundstein für die "Glücksdroge" Serotonin. Es ist ein essentielle Aminosäure, die der Körper nicht selbst bilden kann.
Es muss also zugefüttert werden. Das Fatale ist, andere Aminosäuren können die Aufnahme von Tryptophan blockieren. Also einfach mehr Protein füttern funktioniert nicht.
Tryptophan braucht als "Transporter" Kohlehydrate, damit es im Gehirn ankommt.
Ein lesenswerter Artikel von Sophie Strodtbeck:
https://www.sitzplatzfuss.com/verhaltenstherapie-aus-dem-futternapf/
 
Dabei
31 Dez 2018
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#11
Perfekt, das ist schonmal ein toller Anhaltspunkt. Eine Freundin von mir barft halb (morgens Barf, abends Trockenfutter), vielleicht ist das für mich auch ein Weg das mal zu testen :). Als Vegetarier ist das eine echte Hemmschwelle für mich, aber ich habe mich ja jetzt auch an allerhand getrocknetes und den Geruch beim Fressen gewöhnt, das wird! :emoji_grimacing:
Ich habe den Thread von AlterEgo https://www.aussie.de/forum/threads/ich-bin-mit-meinem-latein-so-langsam-am-ende.14044/ auch mal durchgelesen und bin schwer beeindruckt, dass es dir, Kerstin und auch anderen mit ihren Hündinnen genauso ging und ihr alle das Gleiche durchgemacht habt (also vereinfacht gesagt), das tut mir enorm gut, da ich mittlerweile nicht mehr denke, dass das Problem hauptsächlich die Leine in der Hand hält, sondern wir irgendwelche medizinischen Ursachen haben werden.
Mir haben schon so viele zur Kastration geraten - oder gesagt, dass sie es versuchen würden, aber da sie halt während der Läufigkeit und danach sooo toll ist, traue ich mich das nicht. Und halt einfach ausprobieren, ohne dass mir jemand sagen kann "a führt zu b" und deshalb würde das auf jeden Fall helfen, das will ich nicht.
Das mit der Ernährung werde ich nochmal deutlich vertiefen. Ich freue mich da über jeden Tipp. Sie bekommt aktuell CanisAlpha und ich habe mal diese verdammt teure Sorte (nicht dass ich die Kosten scheue, aber ich bin mir halt nicht sicher, ob es das bringt) Ziege spezial getestet nach dem Wolfskonzept, da sind keine "direkten" Kohlenhydrate (wie Kartoffel oder Reis) enthalten, nur in Form von Gemüse und Obst.
Gefühlt hat sie eine etwas bessere Phase und ihre Leitung ist etwas länger aktuell, ich bin gespannt wie es ist, wenn ich das Futter wieder wechsele und was passiert, wenn ich Kohlenhydrate dazu gebe, ob das was verändert. Die Beurteilung, wie gut es genau ist, fällt mir durch ihre Zyklusschwankungen sehr schwer.
Ich werde weiter beobachten und berichten, wenn ich darf :) toll, dass es hier ein echt sehr sehr angenehmes Forum gibt mit so viel Wissen rund um den Aussie.
Die Mutter ist laut Auskunft der Züchterin (habe die mal aus Frust ermittelt und nachgefragt, wie die Eltern so drauf sind) übrigens sehr sehr ähnlich und dann mit dem Alter deutlich ruhiger geworden. Ich hoffe sehr, dass wir das auch irgendwann feststellen.
 

FrauRossi

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26 Mai 2015
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#12
Ich war zur Beratung damals auch mit Strodbeck in Kontakt und Kastration ist bei solchen Hündinnen Kontra produktiv. Denn mit hoher Wahrscheinlichkeit wären sie durch den Wegfall der Hormone dann immer „so“.

Ich füttere 70% Tierisches, davon 2/3 vom Lamm (weil Tryptopanreich)
30% Pflanzlich, davon 40% Ameranth (Kohlehydratquelle) 40% Gemüse, 2O% Obst.

Anfänfänglich habe ich Relaxan Forte zusätzlich gefüttert (auch Tryptopan Haltig) und die Kohlehydratmahlzeit immer 2 Std nach dem Frühstück (weil laut Strodtbeck und Ganßloser so die Aufnahme von L-Tryptopan erhöht wird). Die Nahrungsergänzung habe ich recht schnell ausgeschlichen und dann nur noch bei Läufigkeit gegeben, mittlerweile ist das nicht mehr nötig
 
Dabei
31 Dez 2018
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#13
Lieben Dank! Ja, meine Befürchtung ging genau in die Richtung (also dass eine Kastration es verschlimmern würde), wie toll von jemandem zu lesen, der ich da gut auskennt.
Dann werde ich mal schauen, wann ich das Futter umstelle.
 
Dabei
7 Jan 2020
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#14
Das ist ja ein unglaublich interessantes Thema. Leider kann ich hierzu keinen Rat geben. Ich bin wohl ehr auch auf Hilfe angewiesen. Unsere Sunny war vor ca. 2 Wochen das erste mal läufig. Seither schläft sie, wie ich finde, auffällig viel. Könnte das auch das Kohlenhydratthema sein? Allerdings muss ich auch sagen, dass die Arme während der Läufigkeit auch noch eine Blasenentzündung hatte, welche allerdings, vom TA behandelt, ausgeheilt ist. Ist diese Schläfrigkeit "normal"? Danke und herzlichst
 

FrauRossi

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26 Mai 2015
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#15
Hallo Kaba, die Läufigkeit ist schon ein kraftraubender Prozeß und so manche Hündin ist da lustlos unterwegs und wirkt schlapp. Kann also ganz normal sein. Allerdings muss man auch immer im Hinterkopf behalten dass es zu Infekten kommen kann. Auch bei eine Gebährmuttervereiterung kann der Hund schlapp und lustlos sein.

Deine hat ja ne Blasenentzündung dass trägt natürlich auch dazu bei.

Kohlehydrate würde ich nicht zwingend zufüttern. Viele Hündinen werden in der Läufigkeit träge und nehmen dadurch bedingt auch zu. Da wären extra Kohlehydrate eher kontraproduktiv. Wenn es für sie aber so anstrengend ist dass sie abnimmt und Infekte ausgeschlossen wurden, dann kann man durchaus etwas mehr füttern, oder Kohlehydrate zufüttern.
 
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31 Dez 2018
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#16
Amy ist in der Zeit nach der Läufigkeit immer entspannt. Sie schläft viel mehr und liegt eigentlich nur entspannt rum, bis es raus geht. Draussen ist bei ihr aber die Freude da, sie ist gerne unterwegs, sehr ausgeglichen und tobt auch gern eine Runde. Bei Amy hält die Schläfrigkeit an, bis die Scheinmutterschaft an (ca 9-10 Wochen bis nach der Läufigkeit) und dann normalisiert sich das wieder.
Ja und die Blasenentzuendung schwächt leider auch noch ordentlich.
Das Futter wuerde ich deswegen auch nicht ändern. Es gibt einige, die in der Zeit bewusst das Futter reduzieren, da durch den "Mangel" gerade in der Läufigkeit die Huendin dann eher nicht so stark scheinträchtig wuerde, ich persönlich halte davon aber nicht viel.
 
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7 Jan 2020
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#17
Ich danke Euch, dass ist alles super hilfreich. Ich mache mir schon sorgen. Unsere erste Hündin war da anders. Saeco, wie Du das von Amy beschreibst, ist es auch bei Sunny. Sobald es raus geht macht sie einen sehr wachen und fröhlichen Eindruck. Ständig sucht sie den Blickkontakt und hofft auf ein Kommando. Zu Hause ist der abschaltet dann wieder umgelegt und sie ist sowas von schläfrig, dass ich mir halt Gedanken gemacht habe. Auch das mit den Infekten, liebe Frau Rossi, bleibt mir im Kopf, zumal die Blasenentzündung ja auch im Spiel war. Ich danke Euch für die Zeilen. Herzlichst die KaBa
 

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