Ewig lange Diskussion und anscheinend machen sich wenige etwas daraus, Vorurteile selbst zu überprüfen.
Hier mal ein sehr anschauliches Video zum Schd:
http://www.wdr.de/tv/tieresucheneinzuhause/sendungsbeitraege/2012/1104/01_schutzdienstausbildung.jsp
Ich habe meinen Rüden auf Schd getestet, weil ich in einem VPG-Verein bin, der nebensächlich auch andere Sachen anbietet. Ich persönlich schätze an der VPG die wirklich vielseitige Auslastung in den einzelnen Sparten. Die Unterordnung wird perfektioniert, wenn der Hund ein Apportierholz vollkommen ruhig über verschiedene Hürden bringt und in der Fährte werden zum Schluss unglaublich komplizierte Muster abgesucht. Das ist egal für welchen Hund eine traumhafte Auslastung. Der Schd selbst ist nicht für jeden Hund geeignet, aber es gibt eigentlich eher wenig Hunde, die sich grundsätzlich gar nicht eignen. Die hochspezialisierten Hütehunde sind nicht gerade Kandidaten dafür, meines Erachtens auch deshalb, weil ihnen für die Arbeit am Vieh der Fangbiss und der tötende Biss abgezüchtet wurden.
Andere Hunde jedoch haben einen Heidenspass am Kampf um die Beute und entwickeln sich gerade durch das Ausleben von instinktivem Verhalten zu sehr ausgeglichenen Hunden. Ich habs mit meinem versucht, aber er hat schon beim Hetzen der Beißwurst gezeigt, dass a.) die Beute nur interessant ist, wenn sie beim Helfer ist und b.) er sich von weiteren Anwesenden auf dem Platz so aus dem Konzept bringen lässt, dass er droht und pöbelt. Für mich lassen sich aber unglaublich wertvolle Informationen daraus ableiten. Mein Hund hat kaum Beuteverhalten, er jagt auch kaum, deshalb wollte er die Beute auch nur, solange sie der Helfer in der Hand hat. Provoziert man bei so einem Hund starkes Drängen nach der Beute, riskiert man, dass er den Helfer beißt, einfach weil der Trieb nicht nur nach der Beute geht. Außerdem hat es mir gezeigt, dass mein Hund sich von einem selbstbewussten Mann aus dem Konzept bringen lässt und sich bedroht fühlt. Derjenige war einer unserer Richter und wollte eigentlich nur den noch sehr jungen Helfer anleiten (was sich bei einem Hund, der nie eine IPO laufen wird, auch lohnt), dabei stand er mit leicht gespreizten Beinen, verschränkten Armen und direktem Blick auf meinen Hund. Das hat gereicht, damit die Beute uninteressant wird und er hat volles Rohr den Richter angepöbelt und auch weiter verbellt, als dieser schon den Platz verlassen hatte.
Das zeigt mir, dass mein Hund sehr unsicher ist und außerdem eine niedrige Reizschwelle, denn die Beute hatte er vorher angenommen und hat da reingehackt wie Blücher. Es reichen also kleine Reize aus, um ihn total zu motivieren, in die eine wie in die andere Richtung.
Für mich war ab dem Punkt die Konsequenz den Schd abzubrechen und verstärkt in die UO zu gehen, ihm hier neue Reize zu geben, in denen er sich aber auch voll auf mich verlässt und zuverlässig gehorsam bleibt.
Warum machen andere Leute Schd?
Weil es eben Hunde gibt, die einfach gern spielerisch beißen. Jeder wird schon vom DSH gehört haben, der seine Familie gehütet hat und den Kindern in die Waden gezwickt hat. Das nennt man beißfreudig. Auch Pitbulls, Rottweiler, Riesenschnauzer, Dobermänner, etc. sind von ihrer Zucht her für Beißspiele schnell zu haben. Wenn man sich eine solche Rasse anschafft, wird bestimmt nicht die Eignung zum Schutzdienst im Vordergrund stehen, sondern das besondere Wesen einer solchen Rasse. Aber trotzdem denke ich, dass ein verantwortungsvoller Umgang mit diesen Hunden auch bedeutet, dass man ihnen die Möglichkeit gibt, ihren Bedürfnissen nachzukommen. Das Spiel um den Beuteärmel ist eine solche Möglichkeit, die meines Erachtens auch in keiner anderen Sportart angeboten wird.
Das ist auch die Antwort auf die Frage "Warum Schd und kein Agi, oder anderer normaler Sport?".
Weil es ein Beutespiel ist. Und weil es Hunde gibt, die da für besonders geeignet sind, weil es eben ihren Bedürfnissen entspricht. Aus dem gleichen Grund, warum so viele Menschen mit ihren Jagdhunden Fährten- und Stöberprüfungen ablegen oder eben die ganzen Menschen mit Hütehunden auf Spiele zurückgreifen, die dem ursprünglichen Trieb ihrer Rasse entgegenkommt.
Natürlich ist hier jeder Hund anders und ich werde mit meinem Hund, der das Springen über Hürden liebt wie nichts anderes auch irgendwann Agi machen. Aber auch erst, wenn ich das Gefühl habe, unsere Bindung ist sehr stark gefestigt und er hat ein wenig mehr Nervenstärke gewonnen. Denn jetzt hätte ich beim Agi eher die Befürchtung, einen hyperaktiven Dauerkläffer aus ihm zu machen. Er bringt eben die Anlagen für solches Fehlverhalten mit und damit muss ich fertig werden.
Ich kann ansonsten all den Unwissenden mit viel Meinung nur empfehlen, mal in einem benachbarten Verein, der seit langem VPG macht, sich die Frühjahrs- oder Herbstprüfung anzuschauen. Das sind immerhin öffentliche Veranstaltungen und meines Erachtens ist das eine sehr imposante Sache, wenn man sieht, wie ein Hund in allen 3 Kategorien Höchstleistungen zeigt. Dann kann man vielleicht auch eher glauben, dass Schd einen Hund nicht aggressiv macht, sondern im Gegenteil ihm hilft seine Triebe unter dem Kommando seines Besitzers auszuleben.