Hallo, ich möchte mal einige erklärende Worte zusammenfassen. Weil ich denke dass es hilfreich sein kann wenn sich mal jemand mit ähnlicher Problematik auf die Suche nach Ursachen begibt.
Ich fasse es hier laienhaft gesprochen mal zusammen um Missverständnisse auszuräumen.
Man ließt bei Schilddrüsen Geschichten meist von einer manifesten oder subklinischen SDU = Schilddrüsenunterfunktion.
Eine manifeste SDU bedeutet die SD Werte im Blutbild sind unter den Referenzbereich gefallen. Im Blut sind Antikörper nachweisbar. Eine SDU entsteht nicht von heute auf morgen sondern möglicherweise über Jahre. Bis die Werte unter die Referenzbereiche sinken und man von einer manifesten SDU spricht, sind bereits 70% des Schilddrüsesgewebes zerstört. Gründe dafür können zahlreich sein. Diese jedoch zu ermitteln ist mitunter schwer bis unmöglich.
Die Symptome einer manifesten SDU sind vielfältig: schlechtes Fell, Hautprobleme, Juckreiz, schlechte Wundheilung, schlecht in den Griff zu bekommende Ohrinfekte, Probleme im Bewegungsapperat da Bänder, Sehnen etc. ihre Spannkraft verlieren. Kälteempfindlicherer.
Es wird beobachtet: Unruhe, Ängste, Tunnelblick, Aggression, stereotype Verhaltensweisen, Pfotenknabbern, Unkonzentriertheit. Schlechtes Fell, trauriger Blick, Gewichtszunahme, schlechte Motivierbatkeit, Depression, Abwesenheit, schlechte Trainierbarkeit. etc.
Die Behandlung erfolgt mit Zugabe von Hormonen, die der Körper selbst nicht mehr bildet. Diese Hormone werden zeitlebens gegeben, jeden Tag alle 12 Std, 0,5-1 Std vor den Mahlzeiten. In manchen Fällen kommt noch eine Umwandlungsstörung hinzu, so dass der Hund zwei Medikamente benötigt
Obwohl man die Hormone langsam einschleichen muss und es einige experimentelle Versuche und damit auch eine gewisse Zeit beansprucht bis der Hund optimal eingestellt ist, berichten Betroffene von einer schnellen Verbesserung der Symptome, manchmal schon nach einer Woche. Mit erreichen der optimalen Dosis klingen die Symptome nach und nach ab.
Können jedoch im weiteren Verlauf wieder aufflammen weil sich der Bedarf des Hundes ändert, dann muss erneut die Dosis angepasst werden.
Das mal so als Kurzzussammenfassung zur manifesten SDU.
Nun gibt es das graue Feld der subklinischen SDU. Dies wird gern als eine in der Entstehung begriffene SDU gewertet. Das muss nicht zwingend der Fall sein.
Von einer subklinischen SDU spricht man wenn die SD Werte im Blutbild im unteren Referenzbereich liegen, jedoch (noch) nicht darunter.
Auch hierfür gibt es zahlreiche Gründe, die zu ermitteln unter Umständen nicht einfach bis unmöglich ist.
Und jetzt wird es schwierig. Denn die Symptome der subklinischen SDU sind nicht so eindeutig und können sogar gegenteilig zu den Symptomen der manifesten SDU sein.
Es wird beschrieben, Untergewicht, Stessanfälligkeit, Hyperaktivität, Pfotenknabbern, Hautprobleme, Konzentrationsstörungen, Aggression uvm.
Hier wird klar warum Finnie Pooh bei Paula Richtung SDU denkt. Ich habe ja quasi diese Symptome beschrieben.
Wie gesagt hier wird es schwierig. Für die meisten Tierärzte ist die subklinische (also noch nicht ausgebildete SDU, es liegt noch keine Schädigung des Organs vor) kein Krankheitsbild. Daher raten sie in solchen Fällen nicht zur Gäbe von Hormonen. Ethisch und rechtlich ist dies das richtige Vorgehen, denn Hormone zu geben und schauen was passiert ist experimentell und nicht erlaubt.
Dennoch wird dies immer öfter auch gemacht und tatsächlich Erfolge damit erzielt. Diese erzielt man nämlich dann wenn es sich tatsächlich um eine in der Entstehung begriffene SDU handelt.
Die Diagnosestellung ist also nicht so leicht und viele Hunde haben auch mit anderen Erkrankungen / Problemen die Symptome die sich auch bei einer SDU zeigen können.
Was passiert also wenn ein Hund mit solchen Symptomen dem Tierarzt vorgestellt wird? Es wird erstmal alles mögliche Untersucht, da wie gesagt vieles die Ursache sein kann und es auch viele Ursachen dafür gibt dass die Schilddrüsenwerte verhältnismäßig niedrig sind.
Wie kann der Tierarzt also bei unklaren Befund dazu kommen trotzdem versuchsweise Hormone zu verabreichen? Das wichtigste Indiz ist im Zusammenhang mit den o.g. Symptomen (oder einigen davon) eine recht knackige Verhaltensänderung. Verbessert sich das Verhalten unter Substitution und verringern sich die Symptome. Treffer, dann hat man richtig gelegen. Verbessert sich auch nach einigen Wochen nichts, dann liegt eine andere Ursache vor und man schleicht das Hormon wieder aus.
Hierzu muss man wissen dass die Gabe von Hormonen dazu führt dass die Schilddrüse nach und nach ihre Funktion einstellt. Bis vor kurzem ist man davon ausgegangen dass daher die experimentelle Gabe von Hormonen bei noch nicht gesicherter Diagnose, also durchaus gefährlich ist. Inzwischen weis man dass sich die Schilddrüse nach absetzten der Hormone wieder regeneriert und ihre Tätigkeit wieder aufnimmt, wenn der Zeitraum der Substitution nicht zu lang war.
Jetzt versteht man vielleicht warum bei Paula also (wenn man nur die niedrigen SD Werte und einige unklare Symptome nimmt) kein Verdacht auf eine subklinische SDU besteht. Das Schlüsselwort heißt auch hier knackige Verhaltensänderung. Diese ist bei Paula nämlich nicht zu beobachten, die war schon immer so.
Zudem kommt dass die ganzen Schilddrüsenwerte wie auch andere aus dem Blutbild komplex zusammen spielen. Wie genau wurde mir zwar erklärt, kann ich als Laie hier aber kaum richtig wieder geben. Dieses Zusammenspiel ist bei uns nicht so dass es auf eine SDU (in Entstehung) hindeutet.
Wie vor erwähnt gibt es viele Faktoren die sich auch auf die Schilddrüsenwerte auswirken. Die Läufigkeit, Ungleichgewichte im Aminosäurenhaushalt, Ungleichgewichte im Nähtstoffhaushalt, Stress, andere organische Erkrankungen und Infekte.
Hier versteht man vielleicht, warum wir bei Paula nicht testweise Hormone geben. Es gibt einfach nichts an ihr was sich schnell Bessern könnte, so dass man sagen kann: ah der Schuß ins Blaue war ein Treffer. Im Gegenteil unter Substitution könnte sich ihr Verhalten verschlimmern da man massiv in den Stoffwechsel eingreift.
Dieser Text ist eh schon furchtbar lang daher spare ich mir den Versuch weitere sehr Komplexe Zusammenhänge zu erklären.
Wie Man jedoch sehen kann bin ich keineswegs uninformiert und bin auch kein verantwortungsloser Halter der seinen Hund sehend in eine Erkrankung schickt. Ganz im Gegenteil sogar. Das Trainingswochenende beim Hütiprofi hat uns enorm geholfen ebenso die Ernährungsumstellung und die Zugabe von Aminosäuren und Kohlehydraten. Mein Hund hat bereits ein Kilo zugenommen, das Stresslevel ist gesenkt und es gab auch keine nennenswerten Ausraster mehr. Zwei mal in der Vergangenen Woche hat sie Erzfeinde angeknurrt. Das ist aber weit weg von dem was sie vorher so veranstaltet hat. Und ja man muss auch die Eier haben Erziehungdefizite an sich selbst zu entdecken.
Dennoch hat Finnie Pooh nicht ganz unrecht, gerade bei einer subklinischen SDU sind viele Tierärzte nicht bereit zu handeln, was aber in manchen Fällen helfen könnte. In unserem Fall macht eine probeweise Sublementierung jedoch keinen Sinn.
Heißt das jetzt dass ich schon irgendeine Gewissheit habe? Nein! Die Werte werden nochmals Kontrolliert und unter Umständen nochmal und nochmal. Um ein Auge darauf zu haben und um falls dort doch etwas im Argen liegt, handeln zu können. Bisher ist nur klar wir haben es nicht mit einer Autoimunerkrankung zu tun, auch die Leber, welche Schuld sein kann, ist völlig in Ordnung.
So ist eine Kontrolle der Werte in einigen Monaten auch ein vernünftiges Vorgehen. Denn eine Diagnose und erst recht keine Verdachtsdiagnose sollten sich je auf einen einmaligen Befund stützen.
Der Vollständigkeit halber sei gesagt dass bei gewisse Hunderassen eine genetische Disposition zur SDU in Erwägung gezogen wird. Der Border Collie und der Australian Shepherd gehören dazu. Desweitern der Vollständigkeit halber eine Überfunktion ist bei Hunden extrem selten.
Zudem gibt es Hunde die Zeit ihres Lebens ohne jede Einschränkung mit niedrigen SD Werten leben.
Das alles hat so rein garnichts damit zu tun ob ich nun eine Krankheit akzeptieren möchte oder nicht, sondern das aktuelle Vorgehen entspringt den aktuell vorliegenden Befunden.
Zu guter letzt, weil auch das thematisiert wurde. Die Tierärztin bei der wir waren ist auf alles rund um den Hündinnen Zyklus spezialisiert. Es gibt eben auch Hündinnen die nur 1x pro Jahr läufig werden, sogar welche die ohne Erkrankung oder sonstwas, nie läufig werden. Bei Paula gibt es keine Auffälligkeiten zu entdecken. Auch wenn eine SD Problematik den Zyklus beeinflusst, gilt dies auch wieder für zahlreiche andere Faktoren.