So...ich habe lange überlegt ob ich hier nochmal etwas schreiben soll, da es für die Leser wahrscheinlich sehr befremdlich sein muss, immer diesen ständigen Wechsel zwischen Erleichterung und Frustration zu sehen. Allerdings finde ich, dass es aber auch zur Geschichte dazugehört und es wirklich ein ständiges "auf und ab" mit einem solchen Hund ist. Daher werde ich diesen Thread hier weiter als eine Art " Tagebuch" nutzen und vielleicht damit ja auch einigen Menschen helfen könne, welche ähnliche Erfahrungen machen oder gemacht haben.
Die letzten Wochen waren sehr schwierig und ich war kurz davor das Handtuch zu werfen. Jeden Tag war ich wirklich kurz vorm Nervenzusammenbruch und habe mir jeden Tag die Frage gestellt, ob ich diesem Hund gerecht werde und ob es nicht vielleicht besser wäre...ihm in ein anderes zu Hause zu bieten. Das hat mir aber auch andererseits einen großen Motivationsschub geben, da ich mich gefragt habe, ob ich wirklich schon alles getan habe. Also habe ich mich auf den Hosenboden gesetzt und mir gesagt, dass wir ab jetzt das Training verdreifachen werden und überall eine Schippe drauflegen.
Und siehe da...sie hat sich in den letzten zwei bis vier Wochen wieder toll entwickelt.
Vielleicht war der Rüchfall direkt nach der Läufigkeit auch einfach nur eine Pubertätsphase und wurde durch die Hormongabe evtl. auch etwas verstärkt.
Momentan sind wir aber wieder auf einem guten Weg und ich sehe täglich wieder kleine Fortschritte. Natürlich ist sie immer noch weit davon entfernt "normal", bzw. ausgeglichen zu sein....aber für ihre Verhältnisse ist sie momentan echt ein Schatz.
Da in den nächsten Wochen wahrscheinlich ein kleines Wurftreffen ansteht...und ich mich momentan wieder mit dem Thema Zucht beschäftige, wollte ich euch einfach mal ein kurzen Einblick in ihre bisherige Lebensgeschichte geben. Ich denke dass das dazugehört und man nur vor diesem Hintergrund vieles verstehen kann. Ich habe es lange nicht gemacht, da man wahrscheinlich viel (und schnell) falsch verstehen kann und ich auch einiges nur Lückenhaft weiß oder ezählt bekommen habe. Daher soll das hier kein Anspruch auf genaue Gültigkeit haben. Jedoch fühle ich mich mit ihrer Problematik auch ...naja...etwas alleingelassen und auch nicht Ernst genommen und ich denke, dass ich wohl das Recht habe, auch davon zu erzählen.
Ihr bisherige Lebensgeschichte:
Meine Hüdin stammt wohl von einer sogenannten "Platzierungshündin". Die Hündin hatte den Wurf also nicht in ihrem eigentlichen zu Hause, sondern woanders. Dort lebten auch noch zwei weitere Hunde (Familie, Kinder und andere Haustiere). Eine weitere Hündin die dort lebte, war auch gerade erstmal ca. 1 1/2 Jahre und noch etwas aktiver.
Alles in Allem hatte sie es dort sehr gut und mir hat die Art der Aufzucht dort sehr gut gefallen, da auf alles was mir wichtig war...sehr viel Wert gelegt worden ist. Eigentlich ein wahrer Glückstreffer.
Allerdings wurden im Nachhinein so einige Sachen indirekt bekannt, welche mich doch ein wenig stutzig machen. Zum einen, dass ich nicht weiß, ob die Mutterhündin das zu Hause überhaupt richtig kannte...und dass die Mutterhündin schon vor der 8. Woche wieder weg musste. Die Hündin von 1 1/2 Jahren hat dann also irgendwie Ersatzmutter gespielt.
Ich weiß es aber nicht ganz genau, sondern kann das nur so ungefährt aus einzelnen Informationen zusammenziehen. Finde diese Konstellation sehr ungünstig und das hätte mich eigentlich auch vom Kauf abgehalten...hätte ich das damals schon so gewusst.
Trotzdem...ich sage es nochmal...von der Aufzucht her, ist bei dieser Platzierungsstelle alles richitg gemacht worden (was in ihrer Hand lag) und ich habe sehr ausgeglichene Welpen kennengelernt.
Ich habe meine erst mit 10 Wochen kennengelernt, da die eigentliche neue Besitzerin dann wohl kurzfrisitg abgesprungen ist und so wo meine wieder frei. Es war also nicht wirklich geplant, dass ich den Hund dort hole, sondern eher Zufall. Mit ca. 10 Wochen durfte ich sie dann begutachten und es war eigentlich genau der Hund, den ich mir gewünscht habe. Selbstständig, offen, erkundungsfreudig, pfiffig, selbstbewusst und nicht zu stark an Menschen und Besuch interessiert.
Nachdem ich sie dann holen wollte, stellte sich mein Vermieter - trotz vorheriger Genehmigung - quer. Ich habe natürlich direkt nach neuen Wohnungen geschaut. Wer den Wohnungsmarkt in einer beliebten Großstadt in Deutschland kennt, der weiß wie schwierig dass ist...auch schon ohne Hund. Aber egal...ich habe echt Tag und Nacht nach Wohnungen gesucht und dann auch ziemlich schnell eine gefunden. Allerdings war dass dann mit der Hundeerlaubnis nicht ganz so einfach, da ich ja noch keinen hatte.
Irgendwann bekam ich dann den Anruf, dass sie doch wiede zu haben sei... die Platzierstelle wäre abgesprungen und somit könnte ich sie wieder haben.
Naja, als ich sie dann nach fast 2 Monaten (8 Wochen glaube ich waren das) wiedergetroffen habe, kam ich einen von Grund auf anderen Hund präsentiert. Hyperaktiv, gestresst, nervend, wuselig, und unruig. Sie lebte dort mit mehrern Hunden zusammen und zusätzlich waren gerade - ausnahmsweise - zwei neue Würfe gleichzeitig mit auf dem Grundstück. Hinzu kamen wechselnde "Pflegehunde" und ständig wechselnder Hundebesuch. Sie hatte also den ganzen Tag irgendjemanden zu nerven und wenn das bei den erwachsenen Hunden nicht mehr ging (sie wurde ununterbrochen gemaßregelt...und ist dann zum nächsten Hund), ist sie halt zu den Welpen.
Von dem Hund den ich damals gesehen hatte, war eigentlich nicht mehr viel übrig. Jeder Mensch der mich um Rat gebeten hätte, ob er diesen Hund nehmen sollte...hätte ich wohl davon abegeraten. Ich bin also erstmal nach Hause und habe mir etwas Bedenkzeit gegeben. Da ich aber wusste, was da eigentlich für ein toller Hund hinter dieser überdrehten Hyperaktivität steckt....und ich wusste, dass sie einfach jetzt wochenlang Null Ruhe hatte, habe ich mich dann entschlossen doch diesen Hund zu nehmen und alles daran zu setzen, wieder das alte "Ich" zum vorschein zu bringen.
Dass wir dann aber direkt durch einige gesundheitliche Probleme daran gehindert worden sind, konnte ich damals noch nicht wissen. Zudem dachte ich, dass sich ihr extremes Verhalten direkt etwas legen würde, wenn sie mal zur Ruhe kommen würde... dem war aber leider nicht so.
Ich muss ganz ehrlich sagen, dass ich bisher weder im Fernseh, noch im echten Leben, einen solch überdreht und reizempfänglich Hund gesehen habe. Wenn ich daran zurückdenke, merke ich erstmal, wie weit wir eigentlich schon sind.
Mittlerweile kann ich sagen, dass ich drinnen (in der Wohnung) und draußen (ohne andere Hunde) wieder diesen tollen Hund zum Vorschein gebracht habe und es immernoch eine gute Entscheidung war, sich diese Aufgabe ans Bein zu binden...auch wenn man manchmal überfordert und verzweifelt ist.
Aber ich möchte auch noch kurz das Thema mit der Gesundheit anschneiden:
Als ich sie dann mit ca. 4-5 Monaten bei mir hatte, hustete sie von Anfang an. Dieser Husten zog sich, trotz medizinischer Behandlung- über insgesamt drei Monate. Nachdem ich mir bei meherer Tierärzten Rat eingeholt hatte, stand dann eine Lungenendoskopie an. Die Baktierenstämme wurden ausgewertet und so verschiedene Antibiotika gesucht. Zwei schlugen nicht an, bis mir ein drittes stärkeres probiert haben. Dieses schlug dann auch an und wir waren endlich hustenfrei. Trotzdem hat sie immernoch (und wird es auch wahrscheinlich immer haben) etwas Probleme mit der Atmung bei Anstregung und fängt dann auch häufiger an zu würgen.
Naja...zwischendurch hatten wir dann immer mal wieder Probleme mit aufgeschürften Pfoten und abgenutzten Krallen. Wir laufen zwar kaum auf Teer...aber der weg vom Parkplatz oder die 200 Meter aus der Wohnung haben da schon gereicht, wenn Hunde in der Nähe waren. Auch ein Festhalten hatte da wenig Wirkung.
Das alles (insbesondere der Husten) führte natürlich immer dazu, dass wir kaum trainieren konnten...an die Wohnung gebunden waren oder aber total eingeschränkt waren. Vielleicht war es ja auch ein wenig Glück im Unglück, denn so hatten wir ein wenig Zwangsruhe und sie ist seitdem auch drinnen viel ausgeglichener und ein wahrer "Traum".
Hinzu kommt ja noch, dass im Alter von ca. einem Jahr eine leichte HD festgestellt worden ist. Aktuelle habe ich eine Auswertung vorliegen, die besagt, dass es sich wahrscheinlich trotzdem noch um eine A-Hüfte (Tierarzt des Züchters) handelt. Ihr Gangbild und die "manuelle" Prüfung der Hüfte, lassen aber auf eine beginnende HD schließen und ihr Verhalten nach körperlichen Anstrengungen deuten auch auf Schmerzen hin. Letzteres habe ich jetzt bereits von drei Tierärzten bestätigt bekommen.
Die neuste Baustelle ist eine beginnde (leichte) Leckdermatitis...wahrscheinlich bedingt durch die Hyperaktivität und/oder Stress. Das wurde aber erst gestern diagnostiziert.
Auch wenn es momentan sehr gut läuft, lassen wir in vier Wochen nochmal ein komplettes Blutbild anfertigen. Ich will einfach sicher gehen und nochmal alle gesundheitlichen Aspekte ausschließen können...gerade im Bezug auf die Schilddrüsenunterfunktion. Dann ist ihre Läufigkeit und die gabe der Hormone (Scheinschwangerschaft) soweit zurück, dass die Ergebnisse aussagekräftig sind...zusätzlich befindet sie sich dann in einem Alter, in welchem die Ergebnisse besser verglichen werden können.
An dieser Stelle wollte ich eigentlich noch unsere Erfahrungen mit HundetrainerInnen und Hundschulen beleuchten. Da das aber dann wohl ein bisschen viel wird, hole ich das vielleicht mal an anderer Stelle nach.
Naja...und ich merke auch, dass ich hier auf der einen Seite mehr zutrauen (vertrauen) muss...und auf der anderen Seite muss ich ihr mehr bei stressigen Situationen helfen und sie auch teilweise auch zu stressigen Situationen rausnehmen. Bisher habe ich da - glaube ich - noch keinen richtigen Weg gefunden...aber das kommt vielleicht nocht. Am Wochenden hatte ich da zwei Schlüsselsituationen und zwei kurze Gespräche, welche mir da ein wenig die Augen geöffnent haben.
Was mir aber wirklich sehr schwer fällt, ist dass ausblenden des Kopfkinos. Ich weiß halt wie sie früher war und sehe wie sie sich entwickelt hat. Bin ich aber draußen und uns sehen Leute (am besten noch mit (Hüte)Hund), dann mache ich mir immer sofort Gedanken: "Was denken die jetzt wohl?" ; "Wahrscheinlich Oh mein Gott, die können den Hund ja 0 erzeihen"; "Typisch Aussie" ; "Die haben dem Hund Null Ruhe beigebracht" ; "Typisch Hütehundbesitzer...der Hund ist bestimmt 0 ausgelastet und müsste mal ins Agility" u.s.w.... Fällt mir echt schwer das abzustellen und blockiert mich auch. Ich meine, wenn wir Hunde sehen, dann ist sie halt total unruhig und fiepst, jault und extrem hibbelig.... das ist allerdings für uns schon ein riesen Fortschritt und ich könnte mich eigentlich freuen... Da muss ich wohl mal dran arbeiten.
Nächste Woche steht wahrscheinlich ein kleines Wurftrefen (4er Wurf) an. Ihre Schwester wurde bereits wegen Überforderung abegeben. Ich bin mal gespannt.
Wir "trainieren" jetzt mal fleißig weiter und ich hoffe, dass wir bald wieder Fortschritte zu berichten haben.