Gundi, schöner Artikel!
Ich glaube, bei vielen Haltern hat sich halt der Gedanke manifestiert, dass man bestimmtes Verhalten niemals zulassen darf, weil man sich damit das gesamte Training kaputt macht und der Hund es immer wieder an den Tag legen wird.
Ich merke das sogar an mir selbst, dieses Denken: "Mist, nun ist es doch passiert und jetzt müssen wir wieder ganz von vorne anfangen und bestimmt war jetzt alles umsonst...".
Was man da aber schnell vergisst ist, dass das nicht für alle Situationen gleich gilt.
Klar sollte ein Hund beispielsweise keinen Jagderfolg haben, kommt er einmal auf den Geschmack, ist er vermutlich beim nächsten Mal wieder auf und davon.
Und ein erfolgloser Rückruf nutzt sich natürlich mit der Zeit ab.
Grade unsere Aussies hinterfragen und probieren ja auch immer wieder, wie weit sie gehen können und ob heute noch die gleichen Regeln gelten wie gestern.
Aber sie verzeihen uns auch Fehler und geben uns die Möglichkeit , neu anzufangen.
Von daher stimme ich absolut überein darin, dass man auch einfach mal nichts tun darf (natürlich vorausgesetzt , die Situation ist nicht gefährlich für irgendwen!)
Ich persönlich versuche Pöbeln an der Leine möglichst immer zu unterbinden, einfach auch, weil es mich nervt und körperlich für mich anstrengend ist.
An Tagen, an denen ich nicht gut drauf bin, mache ich daher aber auch einfach einen Bogen um andere Hunde, wenn ich sie nicht kenne.
Weil die Wahrscheinlichkeit , dass mein Hund dann pöbelt (und nochmal, ich habe einen Kandidaten , der sich an der Leine zu 90% benimmt) mit meiner schlechten Laune und Unsicherheit wächst.
Ich würde also Stress erzeugen, der eigentlich nicht nötig wäre und weil ich mir dessen bewusst bin, weiche ich lieber aus.
Bin ich dagegen gut drauf und strahle das auch aus, wird auch meist nicht gepöbelt.
Und passiert es dann doch mal, mache ich mir nicht viel draus.
Finn kommt eh an die Leine, wenn uns ein fremder Hund entgegen kommt, nicht weil er das bräuchte, sondern weil ich mich damit sicherer fühle.
Sind wir vorbei, lasse ich ihn sofort wieder frei.
Eventuell ist das falsch, aber ich bin halt von Natur aus teilweise ein Schisser und weiß das auch und wir fahren so recht gut, Finn zeigt mir andere Hunde mittlerweile durch Stehen bleiben und mich angucken vorher an und wir hatten dadurch noch nie eine wirklich unangenehme oder kritische Begegnung.
Ich stelle mir jetzt vor, ich würde ständig unter Strom stehen und mich vor der nächsten Begegnung fürchten, dann würde ein Spaziergang beim Hundeaufkommen hier zur Katastrophe .
Ich würde jedes Mal mit einem schlechten Gefühl nach Hause gehen und mein Hund wäre permanent von mir gestresst.
Irgendwann würde ich ihn gar nicht mehr von der Leine machen, weil ja irgendwo der nächste Hund bereits lauern könnte.
Und lange Spaziergänge an der Leine sind für mich persönlich ein Graus.
Der gesamte Spaßfaktor, die Freude aneinander und an der gemeinsamen Unternehmung wäre ruiniert.
Aus dem gleichen Grund trainieren wir nicht, wenn ich mies drauf bin.
Der Erfolg wäre gleich Null, wir wären beide frustriert, würden an die nächste Einheit womöglich ebenfalls negativ herangehen.
Was ich dagegen mache, wenn es mir nicht gut geht, ist mit meinem Hund zu spielen und ihn einfach Hund sein lassen.
Ich schlage Haken um jeden potenziellen Stress, suche mir ein abgeschiedenes Plätzchen, lasse meinen Hund von der Leine und schaue ihm zu bei was auch immer.
Nach kürzester Zeit interagieren wir, denn sein Spaß ist grundsätzlich ansteckend.
Ich bin schon seit Ewigkeiten nicht mehr wirklich schlecht gelaunt vom Gassi nach Hause gekommen, selbst wenn ich womöglich heulend losgegangen bin.
Und ich finde es immer wieder erstaunlich, dass sich manche Erfolge grade dann einstellen, wenn man das hartnäckige, krampfhafte dran Arbeiten einfach mal eine Weile einstellt.
Nimmt man das Training dann wieder auf, läuft es plötzlich wie von selbst.
Fällt mir grade beim Tricksen oft auf, geht Finn etwas meiner Meinung nach überhaupt nicht in den Schädel , lege ich es vorerst auf Eis und plötzlich bietet er es mir an , wenn ich gar nicht damit rechne.
Lange Rede, kurzer Sinn...Fluffy, Ich finde es ebenfalls ganz ganz wichtig, diesen permanenten Druck aus dem täglichen Miteinander zu nehmen.
Ständige Ängste jedweder Form vermiesen einem den Spaß aneinander und verhindern obendrein eine enge Bindung.
Übrigens nicht nur bei Mensch-Hund Beziehungen